Der Anstieg des Indikators resultiere jedoch ausschließlich aus den günstigeren Erwartungen für die nächsten sechs Monate, schreibt das Institut. Die Einschätzung der derzeitigen wirtschaftlichen Lage dagegen habe sich noch weiter verschlechtert und sei auf einen neuen historischen Tiefstand gefallen. Mit einer schnellen Erholung der Weltwirtschaft rechnet das ifo Institut indes nicht. Ein Kernproblem bleibe die prekäre Eigenkapitalsituation des Bankensektors in den USA und Europa. Da mit einer restriktiven Kreditvergabe der Banken zu rechnen sei, könnten sich die konjunkturellen Auftriebskräfte nur sehr zögerlich entfalten und der aktuelle Abschwung weitaus länger anhalten als üblich.
Nach der ifo-Prognose wird sich die Rezession in den USA im Sommerhalbjahr 2009 fortsetzen. Für den Euroraum wird prognostiziert, dass die Schwäche der Wirtschaft zunächst anhalten wird. So dürften der Konsum der privaten Haushalte infolge der verschärften Situation am Arbeitsmarkt zurückgehen und die Investitionen weiter absacken. Auch vom Außenhandel sei kein stimulierender Beitrag zum Wirtschaftswachstum zu erwarten.
Die wirtschaftliche Expansion in den Schwellenländern dürfte sich nach Einschätzung des Instituts allmählich beleben. In China werde die Konjunktur von dem Impuls des milliardenschweren Konjunkturpakets profitieren; allerdings seien die Erwartungen
bezüglich einer baldigen Rückkehr zu alten Boomzeiten gedämpft, da die Ausfuhrwirtschaft auch weiterhin unter der globalen Wirtschaftsschwäche leiden dürfte. In Indien werde die Konjunktur infolge der soliden Expansion der Binnennachfrage wohl vergleichsweise kräftig bleiben. In den übrigen Ländern Ostasiens werde sich die Wirtschaft dagegen nur schrittweise stabilisieren.
Die Prognose stützt sich auf der Annahme, dass der Preis für Rohöl der Sorte Brent im Prognosezeitraum um 70 US-Dollar je Barrel schwankt und sich der
Wechselkurs des Euro bei etwa 1,40 US-Dollar stabilisiert. Unter diesen
Rahmenbedingungen werde der Welthandel zunächst weiter rückläufig sein, ehe er sich
allmählich wieder erhöht, so das Institut. Er dürfte im Jahr 2009 um 14 Prozent fallen und im Jahr 2010 um 3 Prozent steigen.
Die deutsche Wirtschaft befindet sich laut ifo in der schwersten Rezession seit Bestehen der Bundesrepublik. Nach den bisher vorliegenden amtlichen Ergebnissen sank die gesamtwirtschaftliche Produktion im ersten Quartal 2009 saison- und kalenderbereinigt gegenüber dem Jahresendquartal um 3,8 Prozent, bereits im vierten Quartal 2008 war die Wirtschaftsleistung um 2,2 Prozent geschrumpft. Deutschland verzeichne damit von allen großen europäischen Volkswirtschaften den schärfsten Wachstumseinbruch.
Die Wirtschaftsforscher gehen davon aus, dass die gesamtwirtschaftliche Produktion nach ihrem drastischen Rückgang im Winterhalbjahr 2008/09 auch im zweiten Quartal gesunken sein dürfte, jedoch mit deutlich verringertem Tempo. Für den Beginn einer allmählichen Stabilisierung spricht aus ihrer Sicht die aktuelle Entwicklung einer Reihe von gewichtigen Konjunkturindikatoren wie Produktion und Auftragseingang sowie das ifo-Geschäftsklima.
Doch erst im Frühjahr 2010 sei mit einer Bodenbildung bei Produktion und Nachfrage zu rechnen. Danach werde die reale Wirtschaftsleistung wahrscheinlich wieder etwas zunehmen. Im Jahresdurchschnitt 2009 dürfte die gesamtwirtschaftliche Produktion dem
Ursprungswert nach wie auch kalenderbereinigt um 6,3 Prozent sinken, so das Institut. Im Jahr 2010 ergebe sich aufgrund des niedrigen Ausgangsniveaus ein Rückgang um 0,3 Prozent.