Den Flachenrecycling-Preis loben das Altlastenforum Baden-Württemberg, die Architektenkammer Baden-Württemberg und das Landesumweltministerium aus. Mit dem Radolfzeller Projekt werde beispielhaft die innerörtliche Entwicklung in den Städten und Gemeinden vorangebracht, so Umweltministerin Gönner. Vorhandene Brachflächen zu beleben und in eine zukunftsfähige kommunale Siedlungsentwicklung zu integrieren, müssten weiter Schule machen. Dazu gebe es noch große und bisher ungenutzte Möglichkeiten im Land: Eine Bestandsaufnahme bei den Liegenschaften der Bundeswehr, bei Industrie-, Post- und Bahnflächen habe ein Entwicklungspotenzial von etwa 10.000 Hektar ergeben. Dies entspreche in etwa der gesamten Siedlungs- und Verkehrsfläche der Landeshauptstadt Stuttgart, so die Umweltministerin.
Auch aus finanziellen Gründen müsse die Innenentwicklung künftig Vorrang erhalten. Denn die Erschließung auf der grünen Wiese sei für die Kommunen meist teurer als im vorhandenen Bestand. „Zwar ist Flächenrecycling aufwändig, aber es lohnt sich“, erklärte Gönner. Denn Recyclingflächen würden oft verkehrsgünstig und gut erschlossen liegen und somit ideale Voraussetzung für die Errichtung kompakter Siedlungsstrukturen bieten. „Häufig liegt eine gute Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr vor und es ist eine gemeinsame, effiziente Energieversorgung möglich. Außerdem bieten kurze Wege zum Einkaufen handfeste soziale Vorteile“, so die Ministerin.
Mit den vorliegenden Beispielen werde gezeigt, dass es Möglichkeiten städtebaulicher Entwicklung gebe, ohne dass damit der Verlust naturnaher Lebensräume einhergehe, betonte Gönner. In Baden-Württemberg gingen täglich mehr als zehn Hektar natürlicher Flächen für neue Siedlungsprojekte verloren. Mit den freien Flächen müssse bewusster umgegangen werden.