Österreich-weiter Pilotversuch zum Styropor-Recycling

Expandiertes Polystyrol, auch als Styropor oder EPS bekannt, wird im Hausbau zur Wärmedämmung eingesetzt.
Österreich-weiter Pilotversuch zum Styropor-Recycling
Styropor: Österreichweite Sammlung und Wiederaufbereitung von EPS-Dämmplattenverschnitt startet. Copyright: EPSolutely-Konsortium

Dabei werden Dämmplatten auf die richtige Größe zugeschnitten. Will man die dabei anfallenden Reste im Sinne einer echten Kreislaufwirtschaft wieder zu neuen Platten verarbeiten, benötigt man ein effizientes und funktionierendes System zur Rückholung des Materials von den Baustellen. Ein solches hat das Konsortium des FFG-Forschungsprojekts „EPSolutely“ unter der Leitung von Fraunhofer Austria in den vergangenen zweieinhalb Jahren entwickelt. Nun startet der österreichweite Pilotversuch. Zuvor konnten die Projektpartner auch schon zeigen, dass sowohl die Produktion neuer Platten aus dem Recyclingmaterial als auch das Aufbereiten von verunreinigtem Material technisch möglich sind.

Auf dem Weg zu einer echten Kreislaufwirtschaft für einen Rohstoff sind zahlreiche Fragen zu klären. Eine davon lautet: Wie lässt sich die Logistik der Materialrückholung organisieren? Das EPSolutely-Konsortium, bestehend aus 13 Partnern, hat ein Konzept für die österreichweite Sammlung entwickelt, das ab sofort getestet wird.

5.000 Sammelsäcke wurden mit QR-Codes versehen und verteilt. Diese kommen dort zum Einsatz, wo Dämmplatten beim Hausbau zugeschnitten werden. Das Verschnittmaterial wird darin gesammelt. Über den aufgedruckten QR-Code erreichen die Verarbeiter eine Online-App, in der die Säcke zur Abholung angemeldet werden. Die Postleitzahl der Baustelle bestimmt, welcher der Projektpartner für den Transport und die Wiederverwendung des Styropors zuständig ist. Ein Barcode am Sammelsack ermöglicht seine eindeutige Identifikation und Nachverfolgung. Nach der Sammlung wird das Material von den Projektpartnern zu neuen Dämmplatten verarbeitet.

Bei der Entwicklung der App standen insbesondere die Datensicherheit, Datentransparenz und Usability im Vordergrund. Christoph Pröbstl, Projektleiter seitens der Austrotherm GmbH erklärt: „Wir haben eine integrierte, leicht erweiterbare Systemlösung für die unternehmensübergreifende Koordination der Abholung von EPS-Abfällen und damit die Basis für ein organisationsübergreifendes Sammelsystem geschaffen. Wichtig war dabei die Datensicherheit, denn auch wenn in der App lediglich Abholdaten erfasst werden, war es uns – auch aus kartellrechtlichen Gründen – wichtig, dass kein Datenaustausch zwischen den Unternehmen stattfindet. Das System liegt daher infrastrukturell bei der GPH, der Güteschutzgemeinschaft Polystyrol-Hartschaum. Als Basis für Abfallbilanzen ist die Auswertbarkeit der Einzelunternehmen für Qualitätsprüfungen und Mengengerüste essenziell. Workflowintegration und Usability spielen ebenfalls eine große Rolle, denn die Software muss für jeden Anwender einfach zu bedienen und unabhängig vom jeweiligen ERP-System nutzbar sein.“

Bevor das Konzept zur Rückholung des Materials entwickelt wurde, mussten etliche Versuche mit Testmaterial durchgeführt werden. Es wurden auch die aktuellen Abläufe beim Fassadenbau und Funktionalitäten an der Baustelle unter die Lupe genommen. Außerdem war zu klären, ob Bauteile aus dem zurückgeholten Rohstoff in ihrer Qualität den Produkten aus Neumaterial ebenbürtig sind. Auch, ob es möglich ist, etwaige Verunreinigungen vor dem Recycling zu entfernen, war eine grundlegende Frage. Beide können aufgrund der Versuche, die im Zuge des Projekts durchgeführt wurden, mit „ja“ beantwortet werden.

Maximilian Bernard, Leiter Forschung und Entwicklung bei der Steinbacher Dämmstoff GmbH, sagt über die Aufbereitung: „Die größte Herausforderung ist die unterschiedliche Qualität des angelieferten Materials. Die Unterschiede reichen von verschiedenen Farben (weiß, grau, grün etc.) über verschiedene Rohstoffe wie EPS und XPS bis zu diversen Fremdstoffen wie Schrauben, Putzresten. Trotz dieser Unterschiede muss eine gleichbleibende Qualität der neuen EPS-Platten gewährleistet werden. Neben diversen Investitionen in entsprechende Siebe oder Abscheider stand vor allem die Schulung im Vordergrund: Unsere Kunden, die das EPSolutely System nutzen, werden direkt über entsprechende Probleme informiert. Betriebe, die das System in der ersten Testphase bereits mehrmals verwendet haben, liefern deutlich bessere Qualität als Erstnutzer. Aktuell dürfen wir bereits durchschnittlich 3–4 Abholungen pro Woche durchführen. Wir haben die entsprechenden Kapazitäten geschaffen, um den uns zugeteilten Radius abdecken zu können.“

Der nun gestartete, großangelegte Pilotversuch zur EPS-Rückholung soll dazu dienen, die Prozesse zu evaluieren und zu optimieren. „Wir haben es gemeinsam mit der ganzen Branche geschafft, erstmals eine österreichweite Abwicklung auf die Beine zu stellen. Hierfür wurden einfache Workflows, wiederverwendbare Säcke und eine gut nutzbare App entwickelt. In weiterer Folge wollen wir die Ergebnisse der Sammelversuche analysieren, um Verbesserungspotenziale ableiten zu können, bevor das Konzept im industriellen Maßstab ausgerollt werden kann“, sagt Stephan Keckeis, Projektleiter bei Fraunhofer Austria. Bei Projektende im Dezember 2024 sollen die Ergebnisse des Pilotversuchs vorliegen.

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