Plastics Europe: Aktionsplan für Kunststoffproduktion ohne fossile Rohstoffe

Plastics Europe, der Verband der europäischen Kunststoffhersteller, hat einen Aktionsplan zur Defossilisierung der Kunststoffindustrie vorgestellt.

Die über 100 Kunststoff- und Chemieunternehmen, die sich unter dem Dach von Plastics Europe zusammenfinden, möchten den Anteil fossiler Ressourcen in der Kunststoffproduktion bis 2050 zu 65 Prozent durch zirkuläre Rohstoffe aus Biomasse, recycelten Materialien und Kohlenstoffabscheidung (CCU) ersetzen. In Europa werden schon heute 19,5 Prozent aller Kunststoffe aus zirkulären Rohstoffen hergestellt. Die „Plastics Transition Roadmap“ enthält nun konkrete Maßnahmen, Meilensteine und Zielvorgaben, um den Anteil von zirkulären Kunststoffen weiter zu steigern. Damit der ambitionierte Plan aufgeht, braucht es allerdings auch die Unterstützung der Bundesregierung und der EU-Kommission.

Das Ziel ist eine klimaneutrale Kreislaufwirtschaft mit Kunststoffen

„Die Plastics Transition Roadmap, die wir gemeinsam mit Deloitte entwickelt haben, zeigt auf, wie wir die CO2-Emissionen in der Kunststoff-Wertschöpfungskette bis 2030 um 28 Prozent senken und die Industrie bis 2050 in eine klimaneutrale Kreislaufwirtschaft überführen können“, erklärt Ingemar Bühler, Hauptgeschäftsführer von Plastics Europe Deutschland. „Mit der Unterstützung der Bundesregierung und der Europäischen Kommission könnten die europäischen Kunststoffhersteller den Anteil von zirkulären Rohstoffen in der Kunststoffproduktion bis 2030 auf 25 Prozent erhöhen und bis 2050 auf 65 Prozent steigern. Die zusätzlichen Investitionen und Betriebskosten, die es braucht, um dieses Ziel zu erreichen, belaufen sich auf geschätzt 235 Milliarden Euro.“

Die Plastics Transition Roadmap zeigt auf, was zu tun ist

„Um die europäischen Klima- und Kreislaufziele zu erreichen, müssen viele Hebel in Bewegung gesetzt werden“, ergänzt Alexander Kronimus, Geschäftsführer Klima- und Kreislaufwirtschaft bei Plastics Europe Deutschland. „Produkte müssen in erster Linie so hergestellt werden, dass sie weniger Material verbrauchen und leichter recycelt werden können. Zudem muss der Ausbau von Mehrwegsystemen und kreislauforientierten Geschäftsmodellen gefördert werden. Es sollten auch die notwendigen Rahmenbedingungen geschaffen werden, damit Unternehmen auch unter den aktuell sehr schwierigen Wettbewerbsbedingungen in Technologien investieren können, die es möglich machen, den Anteil von Kunststoffen aus alternativen Rohstoffquellen wie Biomasse, mechanischem und chemischem Recycling sowie CO2 aus Kohlenstoffabscheidung weiter zu steigern. Es braucht aber auch Investitionen in moderne Anlagen zum Sammeln, Sortieren und Recyceln von Kunststoffabfällen, verbindliche Rezyklateinsatzquoten, sowie ein EU-weites Deponierungsverbot und eine Ausdehnung der erweiterten Herstellerverantwortung. In der Plastics Transition Roadmap haben wir einen Plan mit kurz- und mittelfristigen Maßnahmen skizziert, wie die Bundesregierung und die Europäische Kommission diese Transformation unterstützen können.“

Die richtigen Prioritäten setzen

Bettina Dempewolf, Kommunikationsleiterin bei Plastics Europe Deutschland, betont die Bedeutung der Roadmap: „Die Plastics Transition Roadmap dient uns als Kompass auf unserem Weg zu einer klimaneutralen Kreislaufwirtschaft. Sie hilft uns, die richtigen Prioritäten zu setzen und mögliche Hindernisse bei der Transformation frühzeitig zu erkennen. Die europäische Kunststoffindustrie ist Spitzenreiter bei der Entwicklung zirkulärer Kunststofftechnologien, insbesondere in der Verwertung und dem Recycling von Kunststoffabfällen. Wir beobachten allerdings mit großer Sorge das Investitionsklima in Europa. Die schweren Marktbedingungen könnten dazu führen, dass die Abhängigkeit von Importen steigt und europäische Unternehmen in ihren Möglichkeiten, nachhaltig zu investieren, eingeschränkt werden. Die Bundesregierung muss daher gezielt Maßnahmen ergreifen, um Investitionen in umweltfreundliche Technologien zu ermöglichen und den Einsatz von zirkulären Kunststoffen zu fördern. Beispielsweise durch die Einführung von verbindlichen Rezyklateinsatzquoten in der EU-Verpackungsverordnung und dem UN-Plastikabkommen, sowie durch die Anerkennung von zielgerichteten Massenbilanzen für zirkuläre Rohstoffe. In Europa übertrifft das Wachstum der zirkulären Kunststoffe schon heute das der fossilen um das 16-fache. Damit die Kunststoffhersteller den Anteil an zirkulären Rohstoffen in der Kunststoffproduktion weiter steigern können, müssen allerdings noch in dieser Legislaturperiode die richtigen Weichen gestellt werden.“

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