In der WtE-Industrie hingegen ist die Auftragslage noch gut, Sorgen machen vor allem die steigenden Kosten. Das ist das Ergebnis des aktuellen Waste-to-Energy (WtE) Branchenbarometers. Die Umfrage wird jährlich vom Beratungsunternehmen ecoprog mit Unterstützung des Betreiberverbandes CEWEP durchgeführt und ist als kostenloser Download auf der Webseite von CEWEP erhältlich.
Das Geschäftsklima der Betreiber von WtE-Anlagen sank von 104 im vergangenen Jahr auf 88 Punkte im Jahr 2022. Es ist der stärkste Rückgang in einem Jahr seit der ersten Befragung im Jahr 2012. 40 % der WtE-Betreiber berichten von einer sinkenden Nachfrage in den vergangenen 12 Monaten, nur 10 % von einer steigenden. Nur noch 27 % der Anlagenbetreiber berichten von einer hohen Auslastung.
Dennoch bewerten noch immer 90 % der Befragten ihre aktuelle Geschäftssituation als gut oder befriedigend. Man kann davon ausgehen, dass die noch vergleichsweise gute Einschätzung der eigenen Geschäftslage zum Teil auch die Folge gestiegener Erlöse im Energiebereich ist.
Für die kommenden Monate ist die Branche jedoch skeptisch. 36 % der Anlagenbetreiber erwarten einen ungünstigeren Geschäftsverlauf, nur etwa halb so viele eine Erholung. Zum ersten Mal seit vielen Jahren erwarten die Anlagenbetreiber sinkende Annahmepreise. Rund die Hälfte der Befragten erwartet eine solche Entwicklung. Steigende Preise erwarten weniger als 30 % der befragten Anlagenbetreiber.
Die WtE-Industrie ist weniger skeptisch als die Anlagenbetreiber. Ähnlich wie bei den Betreibern wird die aktuelle Geschäftslage mit 44 Punkten überwiegend als gut oder befriedigend bewertet. Mit 39 Punkten wird hier der zweithöchste Wert der vergangenen zehn Jahre erreicht, nur übertroffen vom Vorjahreswert (54 Punkte). 31 % der Unternehmen berichten sogar von einer gestiegenen Nachfrage in den vergangenen 12 Monaten; 27 % über einen gestiegenen Auftragsbestand.
Selbst die Aussichten auf die Zukunft sind in der Industrie moderat; Optimisten und Pessimisten halten sich hier in etwa die Waage. Der Hintergrund der moderaten Einschätzung sind aus der Sicht von ecoprog die – trotz der sich anbahnenden Schwäche am Abfallmarkt – vergleichsweise positiven Rahmenbedingungen für die Industrie. Diese zeichnen sich durch einen veralteten europäischen Anlagenpark, Nachrüstungen (auch als Folge zunehmend strengerer Auflagen) sowie der noch immer anstehenden Transformation der Abfallwirtschaft weg von der Deponierung, insbesondere in Süd- und Osteuropa, aus.
Die gestiegenen Kosten der vergangenen Monate sind ein Hauptproblem der Branche. Die Betreiber treffen vor allem die gestiegenen Kosten für Betriebsmittel und Instandhaltung, Wartung und Energie. Diese gestiegenen Kosten stellen auch für die Industrie das größte Problem dar, gefolgt von der Verfügbarkeit dieser Vorprodukte. Die Fachkräfteproblematik, die sicherlich nicht eine Folge von Corona-Krise und Ukraine-Krieg ist, folgt immerhin knapp dahinter.
Das WtE Branchenbarometer 2022 erhebt das aktuelle Geschäftsklima in der WtE-Branche nach einer vom ifo Institut entwickelten Systematik. Zusätzlich wurden Fragen zu aktuellen Entwicklungen untersucht.
Das Branchenbarometer ist als kostenloser Download auf der Webseite von CEWEP erhältlich.