Zwar dominiere Asien noch immer bei Inbetriebnahmen und Planungen, aber auch das Marktgeschehen in Europa nehme wieder zu.
Ende 2018 seien weltweit geschätzt rund 2.450 Anlagen der thermischen Abfallbehandlung in Betrieb gewesen. Sie verfügten über eine Behandlungskapazität von rund 370 Millionen Jahrestonnen. Allein für 2019 wird laut Ecoprog die Inbetriebnahme von weltweit rund 60 Anlagen mit einer Kapazität von 14 Millionen Jahrestonnen erwartet. Bis Ende 2028 erwartet Ecoprog ein Anwachsen des weltweiten Anlagenbestandes auf rund 2.700 Anlagen sowie globale Behandlungskapazitäten in einer Größenordnung von 530 Millionen Jahrestonnen.
China bleibt dominant
Dabei werde China das weltweite Marktvolumen weiterhin dominieren, auch wenn vor dem Hintergrund der jüngsten chinesischen Bemühungen um eine Ausweitung der stofflichen Verwertung sowie eines rückläufigen Wirtschaftswachstums mittelfristig auch ein Rückgang des Zubaus von Anlagen in der Müllverbrennung erwartet werden könne. Andere Länder wie Indien oder Indonesien würden das rückläufige chinesische Marktvolumen ab etwa 2025 vermutlich nur in Teilen kompensieren können.
Etwa 50 neue Anlagen in Europa
In Europa sei in den kommenden Jahren hingegen mit einer steigenden Zahl an Inbetriebnahmen zu rechnen. In den kommenden 5 Jahren geht Ecoprog von der Inbetriebnahme von gut 50 zusätzlichen Anlagen mit einer Kapazität von rund 18 Millionen Jahrestonnen aus.
Die Hauptursache hierfür sei die Abfallpolitik der Europäischen Union. Diese führe zu einem neuerlichen Boom in Großbritannien, das unter anderem für die Umsetzung der EU-Deponierichtlinie die Deponiesteuer im eigenen Land massiv erhöht habe. Die Folge sei ein Anwachsen der Exporte von Ersatzbrennstoff auf 3,4 Millionen Tonnen in 2018 gewesen. Ab 2020 würden diese Exporte durch neue Steuern in den wichtigsten Zielländern Niederlande und Schweden deutlich erschwert. Als Folge steige der Druck, neue Kapazitäten im eigenen Land zu errichten.
Auch in Polen sorgten die gestiegene Deponiesteuer schon heute für einen höheren Entsorgungsdruck. Weitere Länder wie Frankreich oder Spanien hätten höhere Deponieabgaben bereits beschlossen oder diskutieren solche.
Kapazitätsbedarf durch Deponierungsverbot
Vor allem das so genannte Kreislaufwirtschaftspaket der EU werde für einen weiteren Bedarf an thermischen Behandlungskapazitäten sorgen. Bis 2035 soll die Deponierung von Siedlungsabfällen auf 10% beschränkt werden – und zwar nach neuer statistischer Berechnung entsprechend des Output-Kriteriums. Dieses setze auch jene Länder unter Druck, die über einen hohen Anteil an Mechanisch-Biologischen-Anlagen (MBA) bereits umfangreich in die Vorbehandlung gemischter Abfälle investiert haben. Hierzu zählen laut Ecoprog etwa Spanien, Frankreich, Italien oder Polen. Deren Abfallstatistik dürften bereits in 2027 deutlich anders aussehen, wenn die Recycling-Anteile von MBA in der Statistik herabgestuft werden.
Selbst wenn die angepeilte EU-Recyclingquote von 65% in 2035 erreicht werden würde, würde dieses eine Notwendigkeit zusätzlicher Kapazität in der thermischen Abfallbehandlung in der EU bedeuten. Der Branchenverband CEWEP schätzt deren Höhe auf rund 40 Millionen Jahrestonnen. Ecoprog hält diese Zahl für vergleichsweise defensiv, da in dieser Berechnung etwa nicht von einer ansteigenden Bevölkerung ausgegangen wird. Zudem sei das Erreichen der Recyclingziele derzeit sehr unsicher. Anders als im Fall der Deponierung sei beim Recycling derzeit weitgehend unklar, mit welchen Instrumenten diese Quoten erreicht werden können. Dieses gelte auch für Länder wie Deutschland oder Österreich.
„Wir gehen davon aus, dass allein Quoten für Recyclate die Aussicht bieten, die anvisierten Recycling-Ziele zu erreichen“, so Ecoprog-Geschäftsführer Mark Döing. „Bislang werden solche Quoten allerdings lediglich diskutiert – beschlossen sind sie nicht. Anders als die bisherige Abfallpolitik der EU würden solche Recyclat-Quoten nicht nur die Abfallwirtschaft betreffen, sondern fast alle Branchen. Entsprechend hoch erwarten wir die Widerstände gegen die Einführung. Aus diesem Grund gehen wir für die kommenden 10 Jahre nicht von einer materiellen Umsetzung aus.“ Erst einmal könne die Abfallverbrennung somit von der Beschränkung der Deponierung in Europa profitieren, wohingegen Recycling-Bemühungen die Abfallmengen zur Verbrennung nur unwesentlich mindern.
Das größte Problem der WtE-Branche in Europa sei deshalb auch weniger der Markt als vielmehr geeignete Standorte und politische Widerstände in einigen Ländern. „Wir gehen davon aus, dass der Zubau an Verbrennungskapazitäten mit dem Bedarf nicht Schritt halten wird“, so Döing. „Für die Betreiber bestehender Anlagen in Europa ist das natürlich grundsätzlich eine sehr gute Nachricht.“