Weiter im Fokus des heimischen Marktführers der Sammel- und Verwertungssysteme: die Umsetzung der Kreislaufwirtschaft in Österreich. Die ARA fordert einen starken Markt für Sekundärrohstoffe sowie einen Schulterschluss von Wirtschaft, Gesellschaft und Politik, um die ambitionierten europäischen Recyclingziele zu erreichen.
ARA Sammelsystem: Rekordzahlen und hohe Zustimmung
2018 standen für die Sammlung der Verpackungen aus Haushalten rund 1,86 Millionen Behälter zur Verfügung (+2 Prozent zu 2017). Parallel dazu wurde auch die Leichtverpackungssammlung (überwiegend Kunststoffverpackungen) ab Haus mit dem gelben Sack ausgebaut: Bereits 1,74 Millionen Haushalte (+5 Prozent zu 2017) konnten Ende des letzten Jahres diese besonders bequeme Form nutzen. So erreichte das Niveau der getrennten Sammlung von Verpackungen ARA zufolge mit 1,09 Millionen Tonnen 2018 ein neues Allzeithoch, was eine neuerliche Steigerung um 0,8 Prozent zu 2017 bedeutet. Die Pro-Kopf-Sammelmenge entspricht mit 113,2 kg dem Ergebnis des Vorjahres (2017: 113,3 kg). Mit 147,1 kg sichert sich Vorarlberg dabei ein weiteres Mal Platz eins unter den Bundesländern, auf den weiteren Plätzen folgen das Burgenland (138,4 kg) sowie die Steiermark (134,3 kg). Laut einer aktuellen IMAS-Umfrage sammeln 97 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher getrennt, 96 Prozent bewerten das Konzept der Mülltrennung mit „sehr gut“ oder „gut“. Und nur für eine von vier befragten Personen bedeutet dies einen zusätzlichen Zeitaufwand.
Aufruf: Mehr sammeln, richtig trennen, mehr recyceln
„Die Zahlen aus unserem Jubiläumsjahr 2018 geben Anlass zur Freude und bestätigen das funktionierende ARA System“, so ARA Vorstand Werner Knausz. „Einerseits attestiert uns die Bevölkerung hohe Zufriedenheit und Akzeptanz. Und andererseits vertrauen mehr als 15.000 Unternehmen unserer Expertise – das entspricht einem Marktanteil von über 75 %. Dieses europäische Spitzenergebnis bedeutet für uns Ansporn, weiter in Bewusstseinsbildung bei der Bevölkerung zu investieren und gemeinsam mit unseren Kunden daran zu arbeiten, die europäischen Recyclingziele zu erreichen. Die Marschrichtung für die Zukunft ist klar: noch mehr sammeln, richtig trennen, mehr recyceln.“
Kreislaufwirtschaftspaket: „Stehen vor der größten Herausforderung seit 25 Jahren“
„Das EU-Kreislaufwirtschaftspaket und die Einwegkunststoff-Richtlinie bringen uns mit höheren Zielen für Sammlung und Recycling ab 2025 die größte Herausforderung seit der Gründung der ARA. Die EU-Recyclingziele für 2025 haben wir bei allen Werkstoffen – Papier, Glas, Metalle, Holz – mit Ausnahme von Kunststoff schon heute erreicht. In den kommenden sechs Jahren müssen wir das Recycling von Kunststoffverpackungen gegenüber heute verdoppeln. Trotz des Rekordergebnisses müssen wir die getrennte Sammlung und das Recycling weiter ausbauen, um noch mehr Quantität in noch besserer Qualität zu erreichen. Denn die Berechnung wurde geändert: Gemessen werden wir in Zukunft nicht an dem, was für die Verwertung gesammelt wird, sondern am Output nach dem Recyclingprozess. Wir haben deshalb sechs Aktionsfelder für die Recyclingwirtschaft definiert – vom Ausbau der getrennten Sammlung bis hin zur Steigerung der Sortiertiefe. Denen stehen ebenso wichtige unterstützende Maßnahmen gegenüber, wie etwa die Bewusstseinsbildung bei Konsumenten und in Unternehmen. Damit wollen wir die europäischen Ziele für Österreich erreichen“, betont ARA-Vorstand Christoph Scharff. „Diese Herausforderung werden wir aber nur meistern, wenn Wirtschaft, Politik und Konsumenten an einem Strang ziehen – im Rahmen einer 360-Grad-Kreislaufwirtschaft.“
Umfrage: Bevölkerung zu noch mehr Sammeln bereit
Verschmutzung der Weltmeere (rd. 71 Prozent), Kunststoff-Problematik (rd. 59 Prozent) und Klimaerwärmung (rd. 56 Prozent): Das sind laut Umfrage die dringlichsten Umweltprobleme für die österreichische Bevölkerung. Fast 88 Prozent stimmen der EU Forderung nach mehr Kreislaufwirtschaft und Recycling zu.
Für Kreislaufwirtschaft, Recycling und Mülltrennung sehen sich die Österreicherinnen und Österreicher mit 47 Prozent selbst am meisten gefordert, noch vor Unternehmen bzw. der Wirtschaft (36 Prozent) und der Politik (rd. 25 Prozent). Gleichzeitig wünscht man sich von der (zukünftigen) Regierung verbindliche Herstellervorgaben für umweltgerechte Produkte und Verpackungen (rd. 92 Prozent), Vorrang für Recyclingprodukte bei der öffentlichen Beschaffung (rd. 91 Prozent), eine noch bessere Infrastruktur um Müll zu trennen bzw. zu entsorgen (rd. 89 Prozent) sowie mehr Information zu Kreislaufwirtschaft und Recycling (88 Prozent). Ein Blick in die Haushalte zeigt zudem, dass rd. 60 Prozent der befragten Personen den Müll sofort in jenem Moment, in dem er anfällt, sammelt und trennt, d.h. das Thema Mülltrennung beschäftigt uns täglich. Dabei dürfte Mülltrennung eher Frauensache sein: Während rd. 76 Prozent der Frauen angeben, sich selbst am meisten um die Mülltrennung zu kümmern, sind es bei den Männern nur rd. 63 Prozent.
Fazit: Das Bewusstsein für den nachhaltigen Umgang mit Ressourcen ist in der Bevölkerung gegeben, es mangelt aber an Information. Die Österreicherinnen und Österreicher sind jedenfalls bereit: rd. 83 Prozent geben an, sich beim richtigen Sammeln und Trennen noch mehr anstrengen zu wollen. Was es dafür braucht: Weniger Verpackungen im Allgemeinen (rd. 70 Prozent) bzw. einfachere Verpackungen, die sich leichter verwerten lassen (58 Prozent).
„Die Ergebnisse bestätigen unsere Schwerpunkte“, so Scharff. „Jedes Jahr erweitern und optimieren wir das Sammelsystem für die Bevölkerung und mit unserem flächendeckenden Umweltbildungsprogram ARA4kids sensibilisieren wir bereits die Jüngsten für den richtigen Umgang mit Ressourcen. Und mit ‚ARA Circular Design‘ forschen wir an der Verpackung der Zukunft.“
Für das wichtige Zusammenspiel von Politik, Wirtschaft und Forschung erneuert die ARA die Forderung nach einer Kunststoff Roadmap 2030 als Handlungsplan: „Für die EU-Recyclingziele 2025 brauchen wir in den nächsten Jahren massive Innovation und Investition. Wir wollen Primärrohstoffe schonen und den Einsatz von Recyclingmaterial massiv steigern. Dafür benötigen die Unternehmen Planbarkeit, Klarheit über die Ziele und Vertrauen in die Umweltpolitik. Dies soll eine Kunststoff Roadmap 2030 evidenzbasiert liefern“, so Scharff.
Appell an künftige Bundesregierung: Kreislaufwirtschaft in Österreich verankern
Aufsichtsratsvorsitzender Alfred Berger resümiert: „Die Branche befindet sich in einer nie dagewesenen Transformation: Die hohe Zustimmung der Bevölkerung zur getrennten Verpackungssammlung und die hervorragende Sammel-Infrastruktur mit über 1,8 Millionen Behältern machen stolz – sind allerdings auch ein Auftrag. Die Weichen für die nächsten 10 Jahre werden jetzt gestellt: Das Recycling von Kunststoffverpackungen in den nächsten sechs Jahren verdoppeln ist die gemeinsame Aufgabe und wir als Wirtschaft werden mit unseren Unternehmen und durch die ARA unseren Beitrag leisten: Besser verwertbare Verpackungen, ein noch dichteres Sammelsystem, noch mehr Information für die Konsumentinnen und Konsumenten.
Die neuen EU-Sammel- und Recyclingziele kann aber die ARA als Sammelsystem nicht allein erreichen. Hier brauchen wir weiterhin den Schulterschluss zwischen Wirtschaft, Politik, Produzenten und Konsumenten, Entsorgungswirtschaft und Gemeinden. Wir brauchen weiterhin das bewährte Zusammenwirken von Produzentenverantwortung und Konsumentenverantwortung auf der Grundlage eines vernünftigen rechtlichen Rahmens, allerdings auf wesentlich höherem Niveau.
Die künftige Bundesregierung ist gefordert, das EU Kreislaufwirtschaftspaket bis Sommer 2020 umzusetzen. Wir hoffen, dass dabei Raum für Innovation bleibt und die Unternehmen der Industrie, des Handels und der Entsorgungswirtschaft einen klaren und vernünftigen umweltpolitischen Kurs vorgegeben erhalten.“
Die ARA fordert deshalb Planbarkeit für Unternehmen, stabile Rahmenbedingungen und Klarheit über die Ziele – nur dann sind Vertrauen in die Umweltpolitik und Investitionen in den Unternehmen möglich. „Hier ist internationale Harmonisierung unabdingbar“, erläutert Berger: „Markenartikelhersteller optimieren ihre Verpackungen nicht für kleine Länder, sondern für den europäischen Markt. Die gesetzlichen Vorgaben für Ecodesign müssen daher in der EU soweit möglich einheitlich sein. Sammelsysteme sind hingegen fast schon so etwas wie regionale Identität, hier ist den lokalen Gewohnheiten und Erfordernissen Rechnung zu tragen.“
„Disruptive Veränderungen sind immer auch eine Chance. Die ARA als Experte und Initiator der Kreislaufwirtschaft in Österreich wird einer der wichtigsten Treiber dieses Themas und weiterhin zentraler Ansprechpartner für Unternehmen und die politischen Verantwortlichen bleiben“, so Berger abschließend.