Recycling von Elektroaltgeräten und Altfahrzeugen

Die Deutsche Gesellschaft für Abfallwirtschaft und das Fraunhofer-Institut für Umwelt, Sicherheits- und Energietechnik Umsicht luden am 15. November an den Institutsstandort ins Bayerische Sulzbach-Rosenberg ein. Rund 40 Teilnehmer waren der Einladung gefolgt.
Frank Radel, pixelio.de

Referenten aus Industrie und Gewerbe sowie aus Forschung und Lehre informierten über aktuelle Trends und Herausforderungen beim Recycling von Elektroaltgeräten und Altfahrzeugen. Moderiert wurde die Veranstaltung von Hon. Prof. Dr.-Ing. Matthias Franke, Vorstandsmitglied der DGAW und stv. Leiter des Institutsteils.

In seinem Impulsvortrag ging Franke auf die Herausforderungen aus Sicht des Umwelt- und Ressourcenschutzes ein. Vor dem Hintergrund der aktuellen Diskussionen um Recyclingquoten und das laufende Trilogverfahren mit der EU zeigte er die Folgen einer input-orientierten Quotenermittlung, die zu einer Überschätzung der tatsächlichen Wiedereinsatzmengen führt und von der DGAW bereits seit Jahren bemängelt wird.

Zugleich wies er auf die Verluste vor allem an kritischen Rohstoffen, Edelmetallen, aber auch Kunststoffen hin, die in der Praxis der Elektroaltgeräte- und Altfahrzeugverwertung trotz erfüllter oder sogar deutlich übererfüllter Verwertungsquoten auftreten. Er sprach sich daher für erweiterte Aufbereitungs- und Demontagepflichten sowie Investitionen in Post-Shredder-Technologien zur Rückgewinnung von akkumulierten Edel- und Sondermetallen aus Shredderrückständen aus. Mit Blick auf die Forschungsförderung in Deutschland und den häufig mangelnden Reifegrad innovativer Technologien zur Rückgewinnung kritischer Rohstoffe betonte er, wie wichtig, die Beibehaltung und Ausweitung von Markteinführungsprogrammen zur Minderung von Umsetzungsrisiken sei. Schließlich seien mit Konzeptstudien und Versuchsanlagen im vorindustriellen Maßstab alleine keine Rohstoffpotenziale zu heben.

Im Anschluss berichtete Dr. Ralf Brüning von Dr. Brüning Engineering UG über die aktuellen rechtlichen Entwicklungen zur Rohstoffgewinnung aus Elektroaltgeräten. Unter anderem ging er auf Registrierungspflichten von Möbeln, Textilien und Lifestyleprodukten ein, die fest verbaute oder nachgerüstete elektrische Bestandteile beinhalten, und immer häufiger in Verkehr gebracht werden. Besonders die Abgrenzung und Definition von Gerätekategorien führe in der Praxis immer wieder zu Fehlinterpretationen. Abschließend erinnerte er an den Neuzuschnitt der Sammelgruppen, der ab dem 01.12.2018 wirksam wird.

Roland Ulrich von Weißer Rabe soziale Betriebe und Dienste GmbH aus München berichtete aus Sicht einer gemeinnützigen Einrichtung über die Herausforderungen bei der manuellen Demontage. Dabei erläuterte er unter anderem die Zerlegung von Smartphones und Tablets, die aufgrund ihrer Bauweise manuell kaum demontierbar seien. Ein Sicherheitsproblem bestehe im Zusammenhang mit Lithium-Ionen Batterien in Elektroaltgeräten.

Günther Höggerl, Leiter Forschung und Entwicklung der österreichischen Müller-Guttenbrunn Group thematisierte die technischen und wirtschaftlichen Hürden für Hersteller von Recycling-Kunststoffen. Insbesondere die steigenden rechtlichen Anforderungen, z.B. an die Rezyklat-Grenzwerte hinsichtlich persistenter organischer Schadstoffe (POP) sowie beständig steigende Compliance-Kosten benannte er als große Herausforderungen der Branche. Hier gelte es im Wege eines konsequenten Vollzuges, Wettbewerbsverzerrungen zu vermeiden.

Prof. Burkhard Berninger von der OTH Amberg-Weiden gab in seinem Beitrag einen detaillierten Überblick über die rechtlichen Entwicklungen sowie die Praxis der Rohstoffgewinnung aus Altfahrzeugen. Was die Wiederverwendung von Elektronikkomponenten aus Altfahrzeugen anbelangt, dämpfte er die Hoffnung auf höhere Wiedereinsatzquoten von Gebrauchtteilen und verwies auf die hohen Demontagekosten und das schwierige Umfeld des Gebrauchtteilehandels, insbesondere im Online-Segment. Auch die Demontage zum Zweck der stofflichen Verwertung vor dem Shredder sei für die meisten Baugruppen wirtschaftlich nicht darstellbar.

Mit dem Thema der Gewinnung von Metallprodukten aus Sekundärrohstoffquellen schloss sich der Beitrag von Andreas Nolte von der Aurubis AG an. Er verwies aus Ressourcensicht auf die stetig steigenden Einsatzmengen an komplexen Sekundärrohstoffen wie Elektronikschrott und deren Gehalte an Begleitmetallen, von denen bei Aurubis bereits bis zu 19 Elemente zurückgewonnen werden. Jeder zusätzliche Trennschritt führe zwar zu steigenden Energiebedarfen, global betrachtet sei die Multi-Metall-Gewinnung jedoch der effektivste und energieeffizienteste Prozess der Rohstoffgewinnung aus primären und sekundären Quellen.

Dr. Andreas Mäurer vom Fraunhofer-Institut für Verfahrenstechnik und Verpackung IVV ging in seinem Vortrag auf die Gewinnung hochwertiger Kunststoff-Rezyklate aus Elektroaltgeräten mit dem am IVV entwickelten CreaSolv Verfahren ein. Mit dem lösemittelbasierten Prozess werden marktfähige Kunststoffe aus komplexen Verbunden gewonnen. Dr. Mäurer stellte eine Projektkooperation mit Fraunhofer UMSICHT vor, die eine Koppelung des CreaSolv®-Verfahrens mit dem von UMSICHT entwickelten iCycle®-Prozess zum Thema hat, um Kunststoff-Metall-Verbunde und -gemische optimiert energetisch und stofflich verwerten zu können.

Die von Umsicht entwickelte iCycle Technologie wurde zum Abschluss von Dr. Peter Hense vorgestellt, der in seinem Vortrag auf die Metall- und Energierückgewinnung speziell aus Shredderrückständen der Elektroaltgeräte- und Altfahrzeugverwertung einging.

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