Der Markt für Kunststoffabfälle sei weltweit im Umbruch und habe sich von einem Anbietermarkt zu einem Nachfragemarkt gewandelt. Das für 2018 angekündigte chinesische Importverbot für Kunststoffabfälle werde diesen Trend weiter verstärken. Während die Kunststoffrecyclingunternehmen diese Entwicklung naturgemäß begrüßen, werden sich insbesondere für Sammler und Sortierer in nächster Zeit neue Herausforderungen stellen, so die Prognose des bvse-Fachverbands Kunststoffrecycling.
Kunststoffabfälle: viel Quantität – wenig Qualität
Die guten konjunkturellen Bedingungen, ausgelastete Verbrennungsanlagen und deren daraus resultierendes hohes Preisniveau sorgten dafür, dass große Mengen von Altkunststoffen in den Verarbeitungsmarkt drängen. Zusätzlich werde in vielen europäischen Nachbarländern derzeit das bestehende Kunststoffrecycling ausgebaut. Deren Verarbeitungsabfälle gelangen ebenfalls vermehrt nach Deutschland, heißt es weiter. Infolgedessen sei ein Preisverfall für Kunststoffabfälle festzustellen. Gleichzeitig seien die Kunststoffrecyclingunternehmen nun besser in der Lage, ihre Qualitätsanforderungen für das benötigte Input-Material ihrer Anlagen durchzusetzen.
„Die Recycler akzeptieren nur noch die Ware, die die Obergrenzen für Fremdstoffe einhält. Problematisch ist hier auch der teilweise recht hohe Feuchtigkeitsgehalt der Kunststoffe. Stark verschmutzte Folien oder vermischte Kunststoffabfälle, die keine Abnehmer finden, können dann nur noch zu Ersatzbrennstoffen aufbereitet werden oder gelangen in die Müllverbrennung“, so die Beobachtung von bvse-Kunststoffexperte Dr. Thomas Probst.
Chinesisches Importverbot wird Situation verschärfen
Die Situation der Überschussmengen werde sich fortsetzen und verstärken, wenn die angekündigten chinesischen Importverbote tatsächlich umgesetzt werden, da zu den hiervon betroffenen 24 Abfallarten insbesondere die Kunststoffabfälle gehören. In Fortführung ihrer Green-Fence-Politik hatte laut bvse die chinesische Regierung schon in den letzten Jahren die Einfuhrbedingungen und Überwachungen immer weiter verschärft. Nun reagieren die Behörden mit weiteren Restriktionen und Verboten darauf, dass die zugesagten Qualitäten in den letzten Jahren kaum noch eingehalten wurden.
China sei der wichtigste Absatzmarkt für Kunststoffabfälle; das sind vor allem die Folienabfälle und die für Kunststoffe aus der E-Schrottaufbereitung, heißt es vonseiten des Fachverbands. Allein im vergangenen Jahr importierte die Volksrepublik rund 7,3 Millionen Tonnen Kunststoffabfälle aus den USA, Japan und Europa im Wert von rund 3,7 Milliarden US-Dollar. Eine Beschränkung dieses Marktes hätte nach Einschätzung des bvse erhebliche Auswirkungen auf das weltweite Marktgeschehen und würde auch in Deutschland nicht ohne Folgen bleiben.
„Es wird nahezu unmöglich sein, diese Mengen in andere Märkte umzulenken. Es ist aber nicht auszuschließen, dass es nach einiger Zeit wieder Phasen geben wird, in denen die Einfuhrverbote gelockert werden. Dies wird spätestens dann geschehen, wenn China feststellt, dass es bestimmte Materialien benötigt, weil die eigenen Sammelstrukturen noch nicht ausreichen“, erläutert Probst.
Zufriedenstellende bis gute Aussichten für Rezyklate und Erzeugnisse
Im Gegensatz zur Sammlung und Sortierung von Kunststoffabfällen befinden sich die Kunststoffrecycler hinsichtlich Absatz- und Preissituation in ungleich besserer Lage, heißt es vonseiten des Fachverbands. Sie garantieren der Kunststoff verarbeitenden Industrie Versorgungssicherheit. Auf diese Weise könnten Fehlmengen bei Neuware vermindert werden. Zusätzlich stabilisiere das Kunststoffrecycling Preisschwankungen bei der Primärware. In Anbetracht des anhaltenden Trends der kunststoffverarbeitenden Industrie zu höheren Qualitäten, seien die Aufbereiter und Recycler auf eine gute Inputqualität angewiesen.
Große Nachfrage gibt es nach qualitativ hochwertigen Mahlgüter und Regranulaten aus HDPE, PP und PS seitens der kunststoffverarbeitenden Industrie, so der Fachverband. Der Absatz von Kunststofferzeugnissen, die in den Bereichen Hoch- und Tiefbau sowie Landschafts- und Gartenbau oder Wassereinbauten eingesetzt werden, profitiert von der guten Inlandsnachfrage, heißt es abschließend.