Mehr Recycling von Bau- und Abbruchabfällen in Europa notwendig

Am 23. September 2016 veranstaltete die European Quality Association for Recycling (EQAR) zum Anlass ihres zehnjährigen Bestehens in Bratislava (Slowakei) den EQAR-Kongress zum Thema „Baustoffrecycling in Europa“.
Andreas Nikelski, pixelio.de

In seiner Eröffnungsrede betonte EQAR-Präsident Manfred Wierichs, dass der Stand des Baustoff-Recyclings in den verschiedenen EU-Mitgliedstaaten sehr unterschiedlich sei, obwohl das Baustoff-Recycling auch zur Abfallvermeidung sowie zum Schutz unserer europäischen Landschaftsräume unverzichtbar sei. Die EQAR setze sich daher für eine Förderung des Baustoff-Recyclings sowie für eine uneingeschränkte Produktanerkennung qualitätsgesicherter Recycling-Baustoffe ein.

In einer Podiumsdiskussion im Rahmen des Kongresses wurde der diesbezügliche Handlungsbedarf an Beispielen konkret. Aus Tschechien etwa wurde berichtet, dass in einer urbanen Region (vier Kilometer vom Stadtzentrum entfernt) die Ablagerung von 700.000 t Bauschutt pro Jahr als „Pseudo-Rekultivierung“ anzusehen ist, die jedoch trotzdem genehmigt wurde. Dies macht dort großräumig das Baurestmassenrecycling nahezu unmöglich.

Für die Slowakei wurde dargestellt, dass seitens des zuständigen Umweltministeriums kein Interesse für die Verbreitung des Recyclings von Bau- und Abbruchabfällen zu erkennen ist. So werden schriftliche Vorschläge zu diesbezüglichen Fachgesprächen erst nach Jahren vom Umweltministerium beantwortet und auch zu dem nun erstmals in der Slowakei stattgefundenen EQAR-Kongress war kein Vertreter des Umweltministeriums der Slowakei bereit, sein Land als Vortragender oder als Diskussionspartner zu vertreten.

In EU-Ländern, in denen das Recycling von Bau- und Abbruchabfällen erst noch flächendeckend etabliert werden muss, fehlen wichtige rechtliche Weichenstellungen. Hierzu gehören konkrete landesgesetzliche Vorgaben zu Bau- und Abbruchabfällen, denn für die Entwicklung von Recyclingmärkten ist dies unbedingte Voraussetzung.

Vincent Basuyau (Policy Officer Sustainable Construction bei der EU-Kommission) erläuterte, dass es nach der EU-Abfallrahmenrichtline in allen EU-Ländern Pflicht ist, bis 2020 mindestens 70 % der nicht gefährlichen Bau- und Abbruchabfälle wiederzuverwenden oder dem Recycling zuzuführen. Es stellt einen Rechtsverstoß dar, wenn dies nicht eingehalten wird. Einige EU-Länder erreichen diese Vorgaben bisher nicht. Dies muss jedoch nicht sein, denn es bestehen seitens der EU-Kommission zahlreiche Förderangebote, z. B. für Schulungen und für technologische Investitionen.

Basuyau ergänzte, dass die EU-Kommission, unter Beteiligung von Fachpersonen aus zahlreichen EU-Ländern, das „EU Construction & Demolition Waste Management Protocol“ erarbeitet hat (Draft Final Version vom 17. Juni 2016). Das Protocol enthält zahlreiche Best-Practice-Beispiele des Recyclings von Bau- und Abbruchabfällen und soll den Mitgliedsländern als Handlungsleitfaden dienen. Es ist das Ziel der EU, dass Baustoffrecycling-Material von öffentlichen und privaten Stellen umfassend eingesetzt wird. Die EU arbeitet außerdem an der Inkraftsetzung von grünen Vergabekriterien, die sich auch auf den Bau von Straßen und Gebäuden beziehen werden.

Vom Österreichischen Baustoff-Recycling Verband kam hierzu der Hinweis, dass bei der öffentlichen Vergabe Mindestquoten für RC-Material vorgeschrieben werden sollen. Die rechtliche Grundlage hierzu findet sich in Anhang I Nr. 7 c) der EU-Bauproduktenverordnung. Dort heißt es, dass für Bauwerke umweltverträgliche Rohstoffe und Sekundärbaustoffe verwendet werden müssen. In der Ausschreibungspraxis wird dies meistens leider nicht beachtet.

Ein beim EQAR-Kongress außerdem mehrfach thematisierter Aspekt war die Forderung nach einer EU-weiten Regelung des Abfallendes für Recyclingbaustoffe. Diesbezügliche End-of-Waste-Kriterien haben bisher nur fünf EU-Mitgliedsländer eingeführt und dies mit sehr unterschiedlicher Regelungstiefe. Damit güteüberwacht hergestellte Recyclingbaustoffe nicht mehr als Abfall eingestuft bleiben und somit gegenüber Primärbaustoffen benachteiligt sind, sollten für diese EU-weite End-of-Waste-Kriterien eingeführt werden. Dies erleichtert auch den Grenzverkehr dieser Materialien über die EU-Binnengrenzen, was für die Verwirklichung eines innereuropäischen Marktes für Bauprodukte von großer Bedeutung ist. Der Teilnehmerkreis des Kongresses äußerte sich in der Diskussion darüber enttäuscht, dass seitens der EU-Kommission keine Bestrebungen zur europaweit konkreten Regelung des Abfallendes für Recyclingbaustoffe erkennbar sind.

Auch in diesem Jahr wurde beim EQAR-Kongress der EQAR-Award vergeben. Er ging an das Unternehmen „GB Energy Holding s.r.o.“ aus Brno in Tschechien. Prämiert wurde das Verfahren von GB Energy zum Recycling von Abbruchabfällen zu Beton und Betonbauteilen. Dabei handelt es sich um ein integriertes Verfahren vom Bauabbruch bis hin zur Verwertung des Abbruchmaterials in Transportbeton und in Betonbauteilen. Der zweite Gewinnerpreis ging an die Fa. Bernegger GmbH aus Molln in Österreich. Das Unternehmen entwickelte eine containermobile Nasssiebanlage zur Boden- und Baurestmassenaufbereitung, die österreichweit innerhalb einer Woche völlig autark einsatzbereit ist.

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