Zweitnutzung für Smartphones zum Trend machen

Ob Energiebedarf oder Treibhausgas-Emissionen, die Herstellung von Smartphones verursacht mit 60 Prozent die größten Umweltauswirkungen auf ihrem Lebensweg. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie des Öko-Instituts. Die Autoren empfehlen daher, die Geräte möglichst lange zu nutzen und sie danach der Zweitnutzung oder dem Recycling zur Verfügung zu stellen.

Smartphones seien heutzutage sehr effizient und benötigten selbst bei intensiver Nutzung nur circa sechs Kilowattstunden Strom pro Jahr. Als Grund nennt das Öko-Institut: Nutzer erwarten lange Akku-Laufzeiten ihrer Geräte. Die Hersteller hätten deshalb die meisten Effizienzpotenziale trotz der Vielzahl von Funktionalitäten so gut wie ausgeschöpft.

Hingegen enthalten Smartphones eine ganze Reihe seltener Rohstoffe. Darunter das knappe Kobalt, von dem die Akkus der mobilen Geräte einige Gramm enthalten. Kobalt werde heute zum großen Teil in der Demokratischen Republik Kongo unter gefährlichen Bedingungen, ohne ausreichenden Arbeitsschutz und zum Teil von Kindern abgebaut. Aber auch wertvolle Edelmetalle wie Silber, Gold oder Palladium gehörten zu den Rohstoffen, die im Smartphone enthalten seien und nach der Nutzung zurückgewonnen werden müssten.

Einige dieser Metalle könnten mit bestehenden Technologien und unter Einhaltung europäischer Umweltgesetzte und Emissionsgrenzwerte zum großen Teil recycelt werden. So könnten die seltenen Metalle erneut genutzt und Schadstoffe den Abfallströmen entzogen werden. Voraussetzung für das Recycling ist allerdings: Handynutzer müssten ihre Altgeräte an den dafür vorgesehenen Sammelstellen abgeben. Hier sieht das Öko-Institut Nachholbedarf: „Der Großteil der Handys und Smartphones landen heute nicht im Wertstoffhof, sondern in Schubladen oder sogar im Hausmüll“, kritisiert Andreas Manhart, Experte für nachhaltige Ressourcenwirtschaft und Elektronikprodukte am Öko-Institut.

Geräte müssen so konstruiert werden, dass sie auch recycelt werden können

Mindestens genauso wichtig, so das Öko-Institut, sei aber auch die Konstruktion der Geräte selbst. „Gerade die Akkus sind für das Recycling besonders wichtig, denn sie enthalten das kritische Kobalt. Aber häufig sind diese so fest im Gehäuse verbaut, dass sie sich nicht effizient entnehmen lassen“, erklärt Andreas Manhart. „Dies ist aber unbedingt notwendig, um sie dem Recycling und damit der Verwertung der enthaltenen Ressourcen zuführen zu können.“ Verbraucher, die bei der Anschaffung darauf achteten, dass die Akku-Zellen einfach herausnehmbar seien, würden selbst einen kleinen Beitrag zum Ressourcenschutz leisten.

Bei der Weitergabe an Bekannte für die Zweitnutzung oder an eine Sammelstelle, sollte man darauf achten, alle persönlichen Daten zu löschen, empfiehlt das Öko-Institut. Bei einigen Modellen könne die Speicherkarte manuell entnommen werden, bei anderen gebe es dafür spezielle Programme. Dabei sollte man darauf achten, dass diese die Daten nicht nur löschen, sondern auch gleich wieder nach zufälligem Muster überschreiben.

Einheitliche Ladegeräte noch immer „Zukunftsmusik“

Weiteres Kriterium für eine geringe Umweltbelastung durch Smartphones sei die standardisierte Ladeschnittstelle. Die Hersteller hätten sich bereits im Jahr 2009 gegenüber der Europäischen Kommission dazu verpflichtet, ein einheitliches Ladegerät einzuführen. Damit würden diese nicht mehr zusammen mit jedem Mobiltelefon verkauft, vielmehr könnten qualitativ hochwertige Universalladegeräte für alle gängigen Modelle verwendet werden. Haushalte kämen in Zukunft mit einem Ladegerät für alle Mobiltelefone und Smartphones aus.

„Leider ist dies noch immer Zukunftsmusik“, bedauert Manhart. „Aus ökologischer Sicht wäre das jedoch ein echter Durchbruch, da auch bei der Produktion der Lagegeräte mit rund 57 Prozent die meiste Energie benötigt wird. Zudem wäre es sehr praktisch, wenn man sich einfach ein Ladegerät von einem anderen Nutzer leihen könnte.“

Die Studie „PROSA – Smartphones“ entstand nach Angaben des Öko-Instituts im Rahmen des Projekts „Top 100 – Umweltzeichen für klimarelevante Produkte“ und definiert die Kriterien für die ökologische Optimierung von Smartphones und Kosteneinsparungen für Verbraucherinnen und Verbraucher

Die Studie finden Sie als PDF zum Download unter:
http://www.oeko.de/oekodoc/1518/2012-081-de.pdf

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