Mit einem überraschend starken Wachstumsschub im ersten Quartal sei die kurze Wachstumsschwäche des vierten Quartals 2011 überwunden worden. Im Verlauf des zweiten Jahresviertels seien jedoch die Risiken für die konjunkturelle Erholung wieder stärker ins Blickfeld gerückt. Sowohl die realwirtschaftlichen Indikatoren als auch die Einschätzungen in aktuellen Umfragen haben laut BMWi nachgegeben.
Die im Frühjahr aufgekommene Erwartung einer wirtschaftlichen Belebung, die sich auf nachlassende Spannungen im Euroraum und auf gute Daten aus wichtigen Wirtschaftsnationen stützte, sei aktuell einer erhöhten Skepsis gewichen. Sorgen über das Wirtschaftswachstum, insbesondere in der Eurozone, aber auch in den USA oder China seien wieder deutlicher zu Tage getreten. Zudem hätten sich die Probleme in den Bankensektoren einzelner europäischer Peripheriestaaten verschärft und die Unsicherheit über die weitere politische Entwicklung in Griechenland habe zugenommen. All dies habe zu gestiegener Unruhe an den Finanz- und Aktienmärkten geführt. In der Perspektive bleibe die binnenwirtschaftlich robuste deutsche Konjunktur damit nach wie vor erheblichen externen Risiken ausgesetzt.
Es ist daher nach Ansicht des Bundeswirtschaftsministeriums richtig, dass sich die Europäische Kommission Gedanken darüber macht, wie die Bankenaufsicht in Europa weiter verbessert werden kann. Allerdings könne das Ziel nicht eine weitere Vergemeinschaftung von Risiken im Bankensektor sein. Die von der Kommission gemachten Vorschläge seien zudem kein kurzfristiges Kriseninstrument. Sie würden eine umfangreiche Reform der rechtlichen Grundlagen auf nationaler wie auf europäischer Ebene erfordern. Um Vertrauen von Unternehmen und Verbrauchern zu stabilisieren, sei deshalb aktuell die möglichst rasche Verabschiedung des Fiskalvertrags von ganz zentraler Bedeutung.
Der deutsche Außenhandel konnte laut BMWi-Angaben von dem sich wieder belebenden Welthandel profitieren. Im ersten Quartal stiegen die Warenausfuhren demzufolge um 2,7 Prozent, die Einfuhren erhöhten sich um 2,4 Prozent.
In der deutschen Industrie sei es nach dem positiven Produktionsergebnis im Vormonat im April zu einer Gegenbewegung gekommen (minus 2,4 Prozent). Gleichzeitig sei der Rückgang der Erzeugung im Bauhauptgewerbe (minus 6,0 Prozent) im April zu erwarten gewesen, da der Vormonat durch witterungsbedingte Nachholeffekte nach oben überzeichnet gewesen sei. Insgesamt sei die Produktion im Produzierenden Gewerbe in der Tendenz stabil geblieben. Die Aussichten für die Entwicklung in der Industrie seien weiterhin durch erhöhte Unsicherheit gekennzeichnet.
Die Auftragseingänge im März seien aufgrund von Nachmeldungen deutlich aufwärts revidiert worden (März: plus 3,2 Prozent). Trotz des aktuellen Rückpralls im April um 1,9 Prozent haben sie offenbar ihren Tiefpunkt im ersten Quartal hinter sich gelassen, meint das BMWi. Bei leichtem Anstieg der Inlandsnachfrage hätten sich die Bestellungen aus dem Ausland weiterhin merklich stärker erhöht. Allerdings stünden der tendenziellen Besserung der Nachfrage zuletzt deutlich schwächere Umfrageergebnisse bei Einkaufsmanagern und Unternehmen gegenüber.