So könnte der Dodd-Frank-Act laut DERA-Kurzstudie zu einem de-facto-Embargo gegen die betroffenen zentralafrikanischen Staaten im Gebiet der Großen Seen führen. „Es ist zu erwarten, dass sich betroffene Firmen aus Sorge vor Imageverlusten komplett zurückziehen und andere Bezugsquellen für ihre Rohstoffe suchen werden“, so Dieter Huy, einer der vier Autoren der Studie. Zu diesen Rohstoffen zählten neben Gold, Kassiterit (Zinnstein) und Wolframit auch Columbit-Tantalit (Coltan). Beim Tantalerz „Coltan“ hätte ein Verzicht auf Lieferungen aus Zentralafrika allerdings nur geringe Auswirkungen auf die globale Tantalverfügbarkeit, erklärt die Deutsche Rohstoffagentur in der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR).
„Der Weltmarkt wäre in der Lage, diesen Ausfall kurz- bis mittelfristig zu kompensieren“, erklärt Maren Liedtke, Co-Autorin der Studie. Für die zentralafrikanischen Staaten selbst hätte ein Boykott von Seiten der Industrie dagegen weitaus größere Konsequenzen. „Der örtlichen Bevölkerung würde damit eine der wichtigsten Einkommensquellen entzogen. Umso wichtiger sind deshalb die Bemühungen internationaler Organisationen und Initiativen zum Aufbau eines geregelten Bergbausektors“, betont Co-Autor Frank Melcher.
Um mehr Transparenz und geregelte Produktionsbedingungen in Zentralafrika bemüht sich laut DERA seit langem auch die BGR. In Kongos Nachbarstaat Ruanda habe die BGR auf Initiative der Vereinten Nationen und finanziert von der Bundesregierung in einem Pilotprojekt ein System zur Zertifizierung von Handelsketten mineralischer Rohstoffe eingeführt. Das Zertifizierungssystem beinhalte international akzeptierte Umwelt-, Sicherheits- und Sozialstandards und habe damit den Grundstein für einen konfliktfreien Handel von wichtigen Rohstoffen für die Elektronikindustrie wie Zinn- oder Tantalerz gelegt. Das System solle jetzt mit Unterstützung der BGR auf andere zentral- und ostafrikanische Staaten, zu denen auch die Demokratische Republik Kongo zählt, übertragen werden.
Ein wichtiges Kontrollinstrument zur Nachverfolgung von Tantalerzlieferungen hat die BGR eigenen Aussagen zufolge ebenfalls entwickelt. Der chemisch-mineralogische „Fingerprint“ der BGR biete die Möglichkeit, an Hand gemessener chemischer und mineralogischer Parameter die Herkunftslagerstätten von gehandelten Tantalerzkonzentraten eindeutig zu lokalisieren und somit auch illegale Lieferungen aus möglichen Konfliktregionen zu identifizieren.