Die Erholung werde durch mehrere Faktoren begünstigt: Erstens dürfte die Wirtschaftsleistung Deutschlands in diesem Jahr mit etwa 3,5 Prozent stark wachsen, wie die Deutsche Bank Research schreibt. Zweitens werden die Rückgänge bei Ex- und Importen des letzten Jahres 2010 wohl wieder gutgemacht: „Wir erwarten einen um knapp 15 Prozent zunehmenden Außenhandel in Deutschland“, so die Autoren der Studie. Weltweit dürften sich die Handelszahlen ähnlich gut entwickeln. Drittens komme insbesondere die zügige Erholung der Industrie der Logistikbranche zugute. Die Fertigung legte im Verarbeitenden Gewerbe seit dem konjunkturellen Tiefpunkt bereits wieder um ein Fünftel zu. Die Kapazitäten würden um 14 Prozent-Punkte besser genutzt als Anfang 2009; der Auslastungsgrad liege mittlerweile wieder im langjährigen Mittel.
Für 2010 ist nach Ansicht der Deutsche Bank Research insgesamt mit einem preisbereinigten Produktionszuwachs in der deutschen Industrie von 12 Prozent zu rechnen. Am günstigsten seien die Perspektiven für Investitionsgüterzweige: So dürfte die Fertigung im besonders transportintensiven Automobilbau noch deutlich stärker – um knapp 20 Prozent – zulegen. Die Logistik sei vom Geschäft mit dem Verarbeitenden Gewerbe abhängig und profitiere von der zuletzt deutlich erhöhten Transportnachfrage industrieller Kunden. Bei der prognostizieten Entwicklung würde die Branche 2011 den vor der Krise realisierten Umsatz von 193 Milliarden Euro fast wieder erreichen. Damit würde die Erholung etwa so schnell gelingen wie nach dem Einbruch 2002/2003 – und damit deutlich zügiger als noch Anfang 2009 erwartet werden konnte.
Die aktuelle Geschäftsentwicklung dürfte auch die Ertragslage der Betriebe verbessern. Aufgrund niedriger Marktzutrittsschranken und scharfer Konkurrenz im Transportsektor hätten viele Logistikbetriebe schon vor der Krise unter Druck gestanden, sagt Deutsche Bank Research. Die Insolvenzquote sei in der Logistik traditionell hoch: Zwischen 2003 und 2008 lag sie mehr als doppelt so hoch wie in der Gesamtwirtschaft. In der Krise habe sich die Lage noch verschärft, und es seien zeitweise 1,5-Mal so viele Insolvenzverfahren eröffnet worden wie zu Normalzeiten. Die Quote sei aufs Dreifache derjenigen der Gesamtwirtschaft gestiegen. Allerdings dürfte die inzwischen eingesetzte Verbesserung noch einige Monate anhalten. Denn aufgrund der anziehenden Konjunktur sei auch die Kapazitätsauslastung in der Branche gestiegen. Viele ältere Lkw wurden vom Markt genommen, da sie aufgrund hoher Schadstoffemissionen durch die Lkw-Maut überdurchschnittlich belastet wurden; freilich habe hierbei auch die gesunkene Nachfrage nach Ladekapazitäten eine Rolle gespielt. Mit der besseren Auslastung steige auch die Chance, höhere Preise gegenüber den Kunden durchzusetzen.
Das wichtigste Stimmungsbarometer der Branche stützt den positiven Ausblick: Der im Auftrag der Bundesvereinigung Logistik vom Institut für Weltwirtschaft in Kiel berechnete Logistik-Indikator stieg im dritten Quartal 2010 zum fünften Mal in Folge – inzwischen um insgesamt 80 Punkte. Sowohl die Einschätzung der aktuellen Lage wie auch der Geschäftserwartungen für die nächsten zwölf Monate lägen demnach deutlich über dem Normalniveau. Die kontinuierliche Annäherung der Lageeinschätzung an die Erwartungen zeige an, dass der konjunkturelle Höhepunkt in wenigen Monaten bevorstehe. Die Anwender aus Industrie und Handel schätzen die aktuelle Lage bereits besser ein als die Erwartungen, wie Deutsche Bank Research weiter mitteilt.