Erfinder*innen und Unternehmen aus Deutschland reichten im Jahr 2024 25.033 Patentanmeldungen beim Europäischen Patentamt (EPA) ein und sicherten sich damit den ersten Platz in Europa sowie den zweiten Platz weltweit. Die USA bleiben mit 47.787 europäischen Patentanmeldungen das führende Herkunftsland, gefolgt von Japan auf dem dritten Platz mit 21.062 Anmeldungen.
Trotz herausfordernder globaler Bedingungen verzeichnete Deutschland einen Anstieg der Patentanmeldungen um 0,4 % im Vergleich zu 2023 (24.942 Anmeldungen) und übertraf damit den EU-Durchschnitt (-0,4 %). Dies ist das zweite Wachstumsjahr in Folge (+1,3 % im Jahr 2023) nach einem Rückgang von -4,9 % im Jahr 2022.
Insgesamt verzeichnete Südkorea das stärkste Wachstum unter den zehn führenden Anmeldeländern (+4,2 % im Vergleich zu 2023). Das Wachstum aus China verlangsamte sich auf +0,5 %, während Unternehmen und Erfinder:innen aus den USA (-0,8 %) und Japan (-2,4 %) weniger Anmeldungen einreichten.

Zum ersten Mal war Computertechnologie, die zentrale Künstliche Intelligenz (KI)-Technologien wie maschinelles Lernen und Mustererkennung umfasst, das führende Technologiefeld beim Europäischen Patentamt (EPA). 2024 wurden insgesamt 16.815 europäische Patentanmeldungen in diesem Bereich eingereicht.
Mit 1.558 Anmeldungen belegt Deutschland den dritten Platz im Sektor Computertechnologie, hinter den USA und China, verzeichnete jedoch ein stärkeres Wachstum (+12,7 %) als die beiden führenden Länder. Drei deutsche Unternehmen gehörten 2024 zu den Top 20 der Patentanmelder im Bereich Computertechnologie beim EPA: Siemens auf Platz 5, Bosch auf Platz 12 (gestiegen von Platz 17 im Jahr 2023) und die Fraunhofer-Gesellschaft auf Platz 17.
Deutschland bleibt das führende Herkunftsland für Patentanmeldungen im Bereich Transport, der neben der Automobilbranche auch die Bereiche Schienenverkehr, Luftfahrt und Raumfahrt umfasst. Im Jahr 2024 wurden 1.910 Patentanmeldungen aus Deutschland in diesem Sektor eingereicht. Vier deutsche Unternehmen gehören zu den Top 10 der Patentanmelder im Transportsektor beim Europäischen Patentamt (EPA): Siemens (Platz 5), Continental (Platz 6, gestiegen von Platz 8 in 2023), ZF Friedrichshafen (Platz 8, gestiegen von Platz 11) und Robert Bosch (Platz 9). Siemens und Bosch zählen zudem zu den Top 10 der Patentanmelder im Bereich Elektrofahrzeuge.
Deutschlands führender Sektor für Patentanmeldungen beim Europäischen Patentamt (EPA) bleibt elektrische Maschinen, Geräte und Energie, der auch Erfindungen im Bereich saubere Energie umfasst. Doch entgegen dem allgemeinen Trend eines starken Wachstums in diesem Sektor gingen die Anmeldungen aus Deutschland im Jahr 2024 um -4,9 % zurück.
Unterdessen reichten deutsche Unternehmen 2024 deutlich mehr europäische Patentanmeldungen in folgenden Bereichen ein: Medizintechnik (+7,7 %), Handhabung, einschließlich Verpackungstechnologien (+7,5 %) und Chemieingenieurwesen (+15,8 %).
Bayern bleibt das innovativste Bundesland Deutschlands und war für 27,9 % aller europäischen Patentanmeldungen aus Deutschland verantwortlich, was 6.986 Anmeldungen entspricht. Dahinter folgen Baden-Württemberg mit 5.359 Anmeldungen (21,4 %) und Nordrhein-Westfalen mit 4.636 Anmeldungen (18,5 %). Bayern belegt zudem den zweiten Platz unter den EU27-Regionen, direkt hinter Île-de-France, und rangiert weltweit auf Platz fünf hinter Kalifornien, Tokio, Guangdong und Île-de-France.
Obwohl die absoluten Zahlen in den ostdeutschen Bundesländern weiterhin niedriger sind als in den westdeutschen, verzeichneten vier der fünf Länder im Jahr 2024 ein deutliches Wachstum: In Brandenburg stieg die Zahl der Patentanmeldungen auf 180 (+13,9 %), in Mecklenburg-Vorpommern auf 77 (+6,9 %), in Sachsen-Anhalt auf 95 (+5,6 %) und in Thüringen auf 256 (+16,4 %). Sachsen war das einzige ostdeutsche Bundesland mit einem Rückgang. Die Zahl der Patentanmeldungen sank dort auf 346 (-10,6 % im Vergleich zu 2023), dennoch bleibt es in absoluten Zahlen führend.
In der globalen Top-10-Rangliste der Patentanmelder des Europäischen Patentamts (EPA) waren im Jahr 2024 drei deutsche Unternehmen vertreten, eine Steigerung gegenüber zwei im Jahr 2023. Siemens belegte Platz 6 mit 1.830 Anmeldungen, BASF Platz 7 mit 1.599 Anmeldungen und Robert Bosch Platz 10 mit 1.249 Anmeldungen. Die Rangliste der aktivsten Patentanmelder beim EPA wird 2024 von drei asiatischen Unternehmen und zwei US-amerikanischen Unternehmen angeführt: Samsung, Huawei, LG, Qualcomm und RTX. Insgesamt sind zwölf deutsche Unternehmen und Forschungseinrichtungen unter den Top 100 des EPA vertreten.
Im Jahr 2024 war an 25 % aller europäischen Patentanmeldungen beim EPA mindestens eine Erfinderin beteiligt. Unter den Ländern mit mehr als 2.000 Anmeldungen lag Spanien mit 42 % erneut an der Spitze, gefolgt von Belgien (32 %) und Frankreich (31 %). Deutschland weist weiterhin eine niedrige Quote von nur 20 % auf und verzeichnet damit den zweitniedrigsten Anteil unter Europas führenden Patentanmeldern, nur knapp vor Österreich.
Das im Jahr 2023 eingeführte Einheitspatentsystem gewinnt weiter an Dynamik. Es bietet Erfinder*innen eine vereinfachte und kostengünstigere Patentabsicherung in 18 EU-Mitgliedstaaten mit nur einer einzigen Anmeldung beim Europäischen Patentamt (EPA). Im Jahr 2024 wurde für 25,6 % aller vom EPA erteilten europäischen Patente ein Einheitspatent beantragt, was über 28.000 Anträgen entspricht.
Mit 5.304 Anträgen auf einheitliche Wirkung reichten Patentanmelder aus Deutschland die meisten Anträge ein. 34,1 % ihrer europäischen Patente wurden in Einheitspatente umgewandelt, was knapp unter dem EU-Durchschnitt von 37,3 % liegt, aber einen deutlichen Anstieg gegenüber 22,9 % im Jahr 2023 darstellt. Das deutsche Unternehmen Siemens war der weltweit zweitgrößte Anmelder für Einheitspatente, direkt hinter Johnson & Johnson.