Anzeige

Treibhausgasemissionen sinken 2024

Die Treibhausgasemissionen in Deutschland sind im Jahr 2024 laut Umweltbundesamt (UBA) um 3,4 Prozent auf 649 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalente gegenüber 2023 gesunken.
Foto: Quartzla; pixabay.com
Anzeige

Die gesetzlich erlaubte, angepasste Jahresemissionsgesamtmenge von 693,4 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalenten (Mio. t CO₂-Äq.) wird 2024 recht deutlich unterschritten. Die UBA⁠-Projektionsdaten 2025 zeigen zudem, dass das Ziel, die THG-Emissionen bis 2030 um 65 Prozent gegenüber 1990 zu mindern, mit den schon implementierten klimapolitischen Instrumenten weiter in greifbarer Nähe ist – vorausgesetzt, dass diese weiterhin konsequent umgesetzt werden. Bis 2030 würden die Treibhausgasemissionen um 63 Prozent gemindert. Im Zeitraum 2021 bis 2030 werde die sektorübergreifende Jahresemissionsgesamtmenge sogar mit 81 Mio. t CO₂-Äq. übererfüllt werden. Das gelingt aber nur, weil durch die fortschreitende Energiewende die Emissionen in der Energieerzeugung überproportional sinken und so die Zielverfehlungen der Sektoren Verkehr und Gebäude nach Klimaschutzgesetz (KSG) ausgleichen.

Es bestätigt und verschärft sich hingegen, dass Deutschland seine Ziele zur EU-Klimaschutzverordnung zwischen 2021 und 2030 deutlich zu verfehlen droht. Die voraussichtliche Gesamtlücke im Zeitraum 2021 bis 2030 beträgt derzeit 226 Mio. t CO₂-Äq. Dies liegt vor allem an den unzureichenden Fortschritten in den Sektoren Verkehr und Gebäude, die mittel- und langfristig auch zum Problem für die Transformation zur Klimaneutralität werden können. Ohne schnelle Nachsteuerung in diesen Sektoren drohen sprunghaft ansteigende CO2-Preise sowie hohe Strafzahlungen an andere EU-Staaten. Die Gelder für Letzteres sollten besser für Investitionen zur Transformation und Treibhausgasminderung in Deutschland eingesetzt werden.

Aktuell und in Zukunft leistet die Energiewirtschaft – und hier insbesondere die Stromerzeugung – einen überproportionalen Beitrag zur Emissionsminderung. So ist die Minderung 2024 vor allem auf einen starken Rückgang der Emissionen aus der fossilen Energiewirtschaft um rund 17,6 Mio. CO₂-Äq. zurückzuführen – und das trotz des vollständigen Ausstiegs aus der Kernenergie im Jahr 2023. Maßgeblich dafür war der starke Anstieg der erneuerbaren Energien beim Bruttostromverbrauch in Deutschland mit einem Anteil von rund 54 Prozent. Der weitere Ausbau der erneuerbaren Energien und ein schnelles Ende der Kohleverstromung sind die zentralen Pfeiler für die Klimaschutzziele bis 2030 und müssen daher unbeirrt weiterverfolgt werden. Laut UBA-Projektionen wird die Energiewirtschaft bis 2030 weiterhin einen überproportionalen Beitrag zur Treibhausgasminderung leisten und ihre kumulierten Ziele im Zeitraum 2021 bis 2030 mit 250 Mio. t CO₂-Äq. sogar übererfüllen.

Aktuell und auch bis zum Jahr 2030 bleibt der Sektor Verkehr weit entfernt von seinen Zielen. Im Jahr 2024 trägt er rund 143,1 Mio. t CO₂-Äq. zu den Gesamtemissionen bei, ein Rückgang von nur rund 1,4 Prozent gegenüber 2023 und damit rund 18 Mio. t über seinem Ziel. Der Sektor verfehlt auch die kumulierten Jahresemissionsmengen zwischen 2021 und 2030 um 169 Mio. t CO₂-Äq. Staatlich geförderte Leasingmodelle für kleine und effiziente Elektroautos mit geringen monatlichen Raten können den Hochlauf nach französischem Vorbild unterstützen und klima­freundliche Mobilität dort ermöglichen, wo einkommensschwache Menschen auf das Auto angewiesen sind.

Auch im Gebäudesektor werden die Emissionsvorgaben nicht eingehalten, zugleich zeigt sich ein träger Emissionsrückgang um rund 2,4 Mio. t CO₂-Äq., oder 2,3 Prozent gegenüber 2023, auf 100,5 Mio. t CO₂-Äq., erlaubt waren 95,8 Mio. t CO2-Äq. für 2024. Wesentlicher Treiber für den leichten Rückgang ist die milde Witterung, wodurch weniger geheizt wurde. Bis 2030 verfehlt der Sektor die kumulierten Jahresemissionsmengen zwischen 2021 und 2030 um 110 Mio. t CO₂-Äq. Die Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) und das Gebäudeenergiegesetz (GEG) inklusive der Pflicht, bei Installation einer neuen Heizungsanlage ab 2028 mindestens 65 Prozent erneuerbare Energien zu nutzen, setzt hier wichtige Anreize. Weitere müssen folgen. Ob ein Rückgang der Fördermittel, wie hier in der Projektion unterstellt, sinnvoll ist, bleibt daher fraglich. Die Umsetzung der novellierten EU-Gebäuderichtlinie, die gezielte Förderung effizienter Techniken und Sanierungssprints mit hohen Standards sind angesichts der Emissionsentwicklung geboten. Sanierungsdarlehen, finanziell abgesichert über Bundesbürgschaften, wären eine weitere Möglichkeit, um weiter auf Kurs zu kommen.

Im Industriesektor sind die Emissionen 2024 mit einem leichten Plus von 0,1 Prozent auf 153 Mio. t CO₂-Äq. nahezu konstant. Ein Anstieg der Emissionen in der Eisen- und Stahlindustrie und der chemischen Industrie wurde durch Rückgänge in der Zementindustrie ausgeglichen. Bis 2030 liegt die Industrie weiter auf Kurs und übererfüllt ihr Ziel kumuliert im Vergleich zu den Projektionen 2024 mit 73 Mio. t CO₂-Äq. Unter anderem langsamer steigende Preise im EU-Emissionshandel für die Industrie (ETS I) bis 2035 sorgen für mehr Emissionen. Zugleich führen die aktuellen Konjunkturentwicklungen und deren Berücksichtigung bis 2030, insbesondere in energieintensiven Branchen, zu weniger Emissionen als in den Projektionsdaten des Vorjahres. Die Projektionen zeigen mit Blick auf die Dekade nach 2030, dass die langfristige Transformation noch nicht ausreichend implementiert ist. Hierfür braucht es den schnelleren Ausbau von Infrastrukturen, insbesondere für Strom- und Wasserstoffnetze, und insgesamt mehr Planungssicherheit, beispielsweise durch grüne Leitmärkte, also staatlich geschaffene oder geförderte Märkte für treibhausgasneutrale Produkte sowie die Sicherung von Förderinitiativen wie der „Bundesförderung für Dekarbonisierung der Industrie“.

Sektorübergreifend und langfristig besteht noch nicht ausreichend Planungssicherheit für die Transformation zur Treibhausgasneutralität. Mit den jetzigen Maßnahmen erreicht Deutschland bis zum Jahr 2040 eine Minderung um rund 80 Prozent gegenüber 1990, das KSG-Ziel sieht aber von mindestens 88 Prozent Minderung vor. Für eine dauerhafte Treibhausgasneutralität ab 2045 ist es daher wichtig, sämtliche Minderungspotentiale zu heben, um den Bedarf an ausgleichenden Negativemissionen so klein wie möglich zu halten. Die Projektionsdaten 2025 zeigen, dass die Instrumente und Maßnahmen im Bereich natürlicher Kohlenstoffsenken weder auf eine Erhöhung noch auf Resilienz und Ausbau der Senke hinreichend ausgerichtet sind. Für die Stärkung der natürlichen Senkenleistung braucht es unter anderem die verstärkte Förderung von Waldumbau, Waldmehrung, Aufbau des Holzproduktspeichers (mehr langlebige Holzprodukte) und Humusaufbau, also Erhöhung des Kohlenstoffgehalts in mineralischen Böden.

Die vorliegenden Emissionsdaten für das Jahr 2024 stellen die gegenwärtig bestmögliche Berechnung dar. Sie sind insbesondere aufgrund der zu diesem Zeitpunkt nur begrenzt vorliegenden statistischen Berechnungsgrundlagen mit entsprechenden Unsicherheiten verbunden. Die Berechnungen leiten sich aus einem System von Modellrechnungen und Trendfortschreibungen der im Januar 2025 veröffentlichten detaillierten Inventare der THG-Emissionen des Jahres 2023 ab. Die vollständigen, offiziellen und detaillierten Inventardaten zu den THG-Emissionen in Deutschland für das Jahr 2024 veröffentlicht das UBA im Januar 2026 mit der Übermittlung an die Europäische Kommission.

Quelle: Umweltbundesamt

Letzte Meldungen

Das RECYCLING magazin berichtet seit über 75 Jahren unabhängig und aktuell über die wirtschaftlichen, politischen und technischen Entwicklungen in der Recycling- und Entsorgungswirtschaft. Ihr Maßstab ist ein qualitativ hochwertiger Journalismus mit allen Facetten einer modernen Berichterstattung. mehr

RECYCLING magazin ist Mitglied bei

© DETAIL Architecture GmbH

Lesen, was die Branche bewegt
Newsletter
Bleiben Sie auf dem Laufenden und erhalten Sie einmal wöchentlich den RECYCLING magazin Newsletter.
Registrieren
Ich bin damit einverstanden, dass die DETAIL Architecture GmbH mir regelmäßig individualisierte spannende Neuigkeiten und Veranstaltungen per E-Mail zusendet. Die Verarbeitung meiner personenbezogenen Daten erfolgt entsprechend den Bestimmungen in der Datenschutzerklärung. Ich kann meine Einwilligung gegenüber der DETAIL Architecture GmbH jederzeit widerrufen.
close-link