„Mit über 180 Teilnehmenden war die Veranstaltung sehr gut besucht mit einem durchgängig positiven Feedback. Die Gespräche mit den Referentinnen und Referenten während des Tages und beim anschließenden Netzwerken haben deutlich gemacht, wie sehr die Themen der Branche auf den Nägeln brennen und wie groß der Bedarf an Wissen und praktischen Beispielen ist“, so die Veranstalter. „Das Konzept unserer erstmals gemeinsam gestalteten Tagung hat sich auf Anhieb bewährt.“
Eingeladen hatten die vier bayerische Branchenverbände Landesverband Bayerischer Omnibusunternehmen (LBO), LBS – Landesverband Bayerischer Spediteure, Landesverband Bayerischer Transport- und Logistikunternehmen (LBT) sowie der VBS. Die Besucher kamen zu annähernd gleichen Anteilen der jeweiligen Branche aus dem ganzen Freistaat nach München. Mit der Tagung verbunden war eine Fachausstellung von spezifischen Dienstleistern, die in ihrem Kompetenzfeld Rede und Antwort standen.
Mehring: „Gar keine andere Wahl als Digitalisierung“
Dass Digitalisierung nicht nur Veränderungsbereitschaft und Aufwand bei den Unternehmen bedeutet, sondern auch einen Ausweg aus dem hohen Bürokratieaufwand schaffen kann, machte in seinem Impulsvortrag Bayerns Digitalminister Dr. Fabian Mehring deutlich. Er erklärte, dass amtlicherseits das Prinzip des digitalen Wandels im Freistaat inzwischen so weit gediehen ist, dass kein neues Gesetz mehr das Kabinett verlässt, bevor nicht von seinem Haus „auf dem Seziertisch der Digitalisierung“ die zeitgemäße Umsetzbarkeit bestätigt wird. Gleichzeit unterstrich er die ökonomische und gestalterische Notwendigkeit der digitalen Transformation für die Unternehmen. Angesichts der demografischen Entwicklung haben wir gar keine andere Wahl“, um das Zusammenspiel von Prozessen und Fachkräften zu optimieren.
Mit KI zur intelligenten Automatisierung von Routineaufgaben
Welche wirkungsvollen, praxisgerecht einsetzbaren Werkzeuge dafür inzwischen zur Verfügung stehen, demonstrierten die Vertreter zweier junger Unternehmen aus der Digitalwirtschaft. Timm Rotter, Gründer der KI-Beratung disruptive, machte klare Ansagen zur Anwendung von KI („Vergesst ChatGPT“), gab klare Handlungsempfehlungen zum AI Act („KI-Guidelines für die eigene Organisation schaffen, die Spielregeln zugunsten von Nutzen und Mehrwert sichtbar machen“) und stellte einen Wegweiser auf zur intelligenten und wirtschaftlichen Nutzung der Bildverarbeitung („Der Bäcker, der am Abend seine Restbestände mit bildgestützter KI inventarisiert, reduziert seinen Ausschuss um zwei Drittel“). Wo KI ihren wahren Nutzen entfaltet, zeigte NOA SOFT am praktischen Beispiel einer Bus-Reservierung, bei der eine durchdachte Automatisierung den Hebel bei Zeit und Aufwand ansetzt. Einer der Gründer, Benedikt Anselment, empfahl den Unternehmen ein Vorgehen step-by-step. Und: „Wenn der erste Automatisierungsprozess funktioniert, kommen auch alle anderen. Dann heißt es, Kompetenz aufzubauen und zu verteilen.“
Cyber-Kriminalität bedroht jedes Unternehmen
Ein wesentlicher Teil der Tagung befasste sich mit den Sicherheits-Aspekten, die aus der Digitalisierung und Elektrifizierung von Prozessen und Anlagen entstehen. Direkt aus der Praxis berichteten der Versicherer KRAVAG, die SVG Süd sowie der Leiter Task Force bei der Firma smartSEC über konkrete Fälle von Cyber-Kriminalität, die verursachten Schäden und die teilweise existenziellen Folgen in den Unternehmen. Zusammen wiesen sie sowohl auf die Bedeutung eines verbindlichen und regelmäßigen Notfallplans hin, als sie auch davor warnten, sich trotz ergriffener Maßnahmen in Sicherheit zu wähnen: „Es ist nicht die Frage, ob es einen trifft, sondern wann.“ Selbst regelmäßige Backups der Firmendaten würden unter Umständen nicht ausreichen, wenn diese ebenfalls exponiert sind.
E-Mobilität und Batterielager benötigen vorbeugende Planung
Wie komplex verschiedene Faktoren von Fortschritt und Sicherheit zusammenwirken, ergab sich aus den Informationen zur Errichtung von Gewerbebauten, der Installation und Nutzung von Photovoltaik, der Anwendung und Lagerung von Lithium-Ionen-Akkus und der richtigen Reaktion bei Zwischenfällen oder Bränden. Sebastian Marquart von der Köster GmbH, einem Spezialisten für Logistikimmobilien, riet zur frühzeitigen Planung und Auslegung von Neubauten sowie der Umrüstung und Anpassung im Bestand von Logistikimmobilien unter Einbeziehung aller Beteiligten. Björn Maiworm, Branddirektor, Branddirektion München, rückte sowohl die Gefahrendimension durch E-Installationen („Eine PV-Anlage hat die gleiche Gefahrenklasse wie ein Wäschetrockner“) zurecht, als er auch die Fähigkeit der Feuerwehren darstellte, wie bei sachgemäßer Ausrichtung von Gebäuden und Lagergut auch weiterhin deren Arbeit zuverlässig erfüllbar ist. Maik Reimann, Risk Enginieer bei der Oskar Schunck GmbH & Co. KG, zeigte, wie Vorsorge und Versicherung Hand in Hand gehen und wie sich entsprechende Verträge auf den Stand der Technik und der Fortentwicklung anpassen lassen.
Praxisberichte: Ohne Förderung ist E-Umstieg nicht wirtschaftlich
In einer Schlussrunde schilderten und diskutierten drei Unternehmer ihr Vorgehen beim Umstieg auf die E-Mobilität und untermauerten mit konkreten Zahlen, dass derzeit ohne gezielte Förderung eine Wirtschaftlichkeit von E-Verkehren kaum darstellbar ist. Benedikt Roßmann von der Spedition Ansorge, Johannes Herold von HEINZ Entsorgung und Martin Scharf, Busunternehmer und LBO-Vorstand für Technik & Digitales, sammeln seit Jahren Erfahrungen mit E-Lkw und E-Bussen, zum Teil mit in Eigeninitiative umgerüsteten Fahrzeugen. Ihr gemeinsamer Nenner: „Es gehört zum unternehmerischen Handeln, sich auf die Zukunft vorzubereiten und Risiken anzunehmen, die aus dem Fortschritt entstehen. Es gehört aber genauso dazu, mit der nötigen Vorsicht zu agieren und die Wirtschaftlichkeit jeder Entscheidung zu prüfen. Ein Selbstläufer ist E-Mobilität noch nicht.“