61 Prozent der Deutschen ärgern sich über nicht reparable Haushaltsgeräte

Die Ausstattung deutscher Haushalte mit großen Geräten wie Waschmaschine oder Geschirrspüler ist umfangreich: 83 Prozent der Deutschen besitzen min­destens vier oder fünf solcher Geräte.
61 Prozent der Deutschen ärgern sich über nicht reparable Haushaltsgeräte

Wenn ein älteres Gerät defekt ist und nicht repariert werden kann, verärgert das 61 Prozent der Verbraucher. Eigentlich verfügen wir hierzulande aber über ein großes Reparatur-Potenzial. Der Markt für „Weiße Ware“ wird aktuell von euro­päischen Herstellern dominiert, bei deren Geräten auch fehleranfällige elektronische Bauteile instand gesetzt werden können. Mindestens die Hälfte der vorhandenen Geräte in Deutsch­land ließe sich also bei einem Defekt theoretisch wiederherstellen.

Genau das scheint aber kein Standard zu sein, denn ein Drittel der Deutschen kann zu Reparaturen von Haushaltsge­räten überhaupt keine Auskunft geben. Stattdessen sehen die meisten Gründe, die für einen Neukauf sprechen: zu hohe Kosten für Ersatzteile, mangelndes Vertrauen in Reparaturen oder der Wunsch, ein technisch neueres Gerät zu besitzen.

Die Mehrheit (56 Prozent) ist überzeugt, dass auch das Fachpersonal zum Neukauf rät. Wer über Erfahrung mit Reparaturen verfügt, zeigt sich insgesamt mittelmäßig zufrieden. Aber ein beachtlicher Anteil von 44 Prozent würde in Deutschland auch gerne selbst Hand anlegen können, um Waschmaschine & Co wieder in Gang zu bringen. Die Ergebnisse des Repartly Reparatur-Reports 2024 zeigen: Die Deutschen ärgern sich, wenn ältere Geräte nicht repariert werden. Dass die Verbraucher dennoch eine Tendenz zum Neukauf zeigen, ist kein Widerspruch – denn zu hohe Kosten oder mangelndes Vertrauen in Reparaturen sind Gründe, die sich auf das vorhandene Angebot beziehen. Hier kann die Branche ansetzen, um die Markenbindung und Kundenzufriedenheit zu stärken – und um den Verbrauchern zu ihrem Recht auf Reparatur zu verhelfen.

Großformatige Haushaltsgeräte sind teuer in der Anschaffung und haben pro Gerät ein Volumen von etwa 0,3 Kubikmetern. Damit sind sie potenziell für eine Menge Elektroschrott verantwort­lich, wenn sie bei einem Defekt direkt ausgemustert werden. Mindestens 4,3 solcher Geräte nennen die Deutschen ihr Eigen. Auch der nicht zwingend notwendige Besitz von Geschirrspüler (79 Prozent) und Wäschetrockner (65 Prozent) ist hierzulande üblich.

Deutsche ärgern sich über nicht reparierfähige Geräte

Wenn Waschmaschine & Co außerhalb der Garantiezeit kaputtgehen und es keine Möglichkeit zur Reparatur gibt, verärgert das die Verbraucher: 61 Prozent äußern darüber ihren Unmut – unabhängig davon, wie viele Haushaltsgeräte sie insgesamt besitzen und in welcher finanziellen Situation sie sich befinden.

Wie aber sieht es mit den in Deutschland vorhandenen Haushalts-Großgeräten aus – lassen die­se sich denn überhaupt reparieren? Während bei Produkten europäischer Hersteller auch feh­leranfällige Elektroniken instand gesetzt werden können, ist das bei asiatischen Herstellern in der Regel unmöglich, da etwa Bauteile häufig vergossen sind. Die Studie unterscheidet Geräte demnach in vollständig und teilweise reparabel.

52 Prozent der Geräte in deutschen Haushalten wären tatsächlich reparabel

Bei allen abgefragten Haushalts-Großgeräten machen europäische Marken wie Miele, Bosch, Siemens oder AEG aktuell den größten Anteil aus – bei Waschmaschinen sind sogar fast zwei Drittel aus europäischer Produktion. Beim Blick auf diese Daten zeigt sich, dass insgesamt 52 Prozent der vorhandenen Geräte repariert werden können. Dabei verteilen sich diese Marken­geräte über fast alle Haushalte, denn 84 Prozent der Deutschen geben an, mindestens einen die­ser europäischen Haushaltshelfer zu besitzen.

Reparieren scheint in Deutschland kein Standard zu sein

Welche Erfahrungen haben die Deutschen mit der Reparatur von Haushalts-Großgeräten ge­macht? Wie zufrieden sind sie mit dem zeitlichen Ablauf des Reparaturvorgangs von der Ter­minvereinbarung über Wartezeiten bis zur Gesamtdauer der Reparatur? Was sagen sie über die Kosten für notwendige Ersatzteile und den technischen Service? Und wie bewerten sie, was ihnen zur generellen Reparaturfähigkeit ihres defekten Geräts gesagt wird?

Mehr als ein Drittel der Befragten (35 Prozent) kann zu keinem dieser abgefragten Bereiche eine Angabe machen. Bei denen, die ein bis drei Haushalts-Großgeräte besitzen, liegt der Anteil mit 45 Prozent sogar noch höher. Der Mangel an Auskunftsfähigkeit ist ein klarer Hinweis, dass sol­che Reparaturen in Deutschland nicht zur gängigen Praxis gehören.

Wenn es Reparatur-Erfahrungen gibt, lässt sich die Zufriedenheit mit den Themen Zeit, Kos­ten und Möglichkeit am ehesten als mittelmäßig beschreiben – keiner der Bereiche wird von einer größeren Mehrheit positiv gesehen. Beim Faktor Zeit fällt auf, dass die Altersgruppe der 18-34-Jährigen hier weniger zufrieden und damit deutlich ungeduldiger sind. Die insgesamt schlechteste Bewertung bei allen Befragten erhalten die Kosten, die durch Reparatur-Maßnah­men entstehen.

Auch wenn Reparieren derzeit offenbar kein Standard ist – dass die Deutschen Interesse an der Instandsetzung von Haushaltsgeräten haben, verdeutlicht ein anderer Befund: Mit 44 Prozent gibt ein erheblicher Anteil an, diese Geräte mit einer Anleitung auch gerne eigen­ständig reparieren zu wollen. Je jünger, desto ausgeprägter ist dieser Wunsch. Bei den 18- bis 34-Jährigen würde sogar die Mehrheit der Befragten (55 Prozent) gerne selbst Hand anlegen, um Waschmaschine & Co wieder zum Laufen zu bringen.

Insgesamt knapp 70 Prozent der Deutschen mit Tendenz zum Neukauf

Reparieren oder neu kaufen, wenn ein älteres Gerät kaputtgeht? Die vorliegende Studie be­leuchtet drei mögliche Gründe, die dafür sprechen könnten, ein defektes Gerät durch ein neues zu ersetzen: weil eine Reparatur zu teuer erscheint, weil ein technisch weiterentwickeltes Gerät gewünscht ist oder weil es an Vertrauen in Reparaturen mangelt. Fasst man diese Aussagen zusammen, so zeigt sich: Insgesamt halten 69 Prozent der Deutschen immer mindestens einen der drei Gründe für relevant genug, um eine Neuanschaffung zu rechtfertigen.

Dass ein Neukauf teurer Haushalts-Großgeräte größere Gunst genießt als die Reparatur, mag darüber hinaus auch an der Beratung liegen. 56 Prozent der Deutschen sind überzeugt, dass der Service außerhalb der Garantiezeit bei kaputten Geräten ohnehin zum Erwerb eines neuen rät.

Reparieren ist momentan keine gängige Praxis und die meisten Deutschen sind überzeugt, dass die aktuelle Marktsituation einen Austausch defekter Geräte nötig macht. Gleichzeitig sind sie aber verärgert, wenn nicht repariert werden kann und würden Reparaturen auch gerne selbst erledigen. Es liegt auf der Hand, dass Hersteller und Händler mit entsprechenden Angeboten punkten könnten.

Dank überwiegend europäischer Haushalts-Großgeräte gibt es in Deutschland ein enormes Reparatur-Potenzial. Das ist ein Wettbewerbsvorteil für diese Hersteller, aber davon kann auch die Umwelt profitieren.

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