Aber ohne eine zeitnahe und umfassendere Unterstützung aus der Politik geht es nicht, wurde auf dem 10. bvse-Mineraliktag deutlich.
„Nach 462 Tagen Ersatzbaustoffverordnung (EBV) kann die Branche stolz darauf sein, was in dieser Zeit bereits erreicht wurde“, erklärte der Vorsitzende des bvse-Fachverband Mineralik, Michael von Malottky bei seiner Eröffnungsrede zum bvse-Mineraliktag in Bad Neuenahr. Anerkannte Expert:innen diskutierten vor und mit den rund 140 Teilnehmer:innen zum Status Quo und zu den praktischen und rechtlichen Herausforderungen der Branche. Deutlich wurde dabei die Relevanz und Dynamik ihrer innovativen und lösungsorientierten Unternehmen.
EBV weder Top noch Flop – zeitnah Anpassungen vornehmen
„Die Ersatzbaustoffverordnung ist weder Top noch Flop, aber ein großer Schritt in die richtige Richtung“, hob bvse-Geschäftsführer Stefan Schmidmeyer hervor. „Wichtig ist, dass notwendige Anpassungen jetzt zeitnah vom Gesetzgeber umgesetzt werden, um die Praktikabilität der Verordnung und die Akzeptanz von Ersatzbaustoffen zu erhöhen“, forderte Schmidmeyer. „In diesem Zusammenhang erwarten wir auch, dass die Verordnung zur Bestimmung des Endes der Abfalleigenschaft, mit einem vorzeitigen Abfallende für alle Ersatzbaustoffe und alle Materialklassen, nun schnellstmöglich vorangebracht wird“, betonte Schmidmeyer. Unterdessen wird die Branche nicht nachlassen, weiterhin aktiv an Lösungen arbeiten, versicherte Schmidmeyer.
3. Version der Vollzugshilfe LAGA M23 für Mai 25 avisiert
„Die LAGA M23 wird die Branche entscheidend dabei unterstützen. Geplant ist, spätestens im Mai 2025 die LAGA FAQs Version 3 zu veröffentlichen, die weitere Klarstellungen für den Vollzug enthalten werden“, erklärte Johannes Walter, Referent des MLUK Brandenburg und Leiter des LAGA Adhoc-Ausschusses ErsatzbaustoffV.
Vorreiterinitiativen am Beispiel Rheinland-Pfalz
Zudem haben einige Bundesländer, insbesondere Rheinland-Pfalz, bereits erste erfreuliche Initiativen zur Förderung der Akzeptanz von Sekundärbaustoffen umgesetzt. In Rheinland-Pfalz werden Ausschreibungen für öffentliche Baumaßnahmen mittlerweile produktneutral formuliert, und der Einsatz von qualitätsgesicherten Mineralischen Ersatzbaustoffen (MEB) ist ausdrücklich erwünscht, berichtete Marc Rauhut, Fachgruppenleiter Straßenbau beim Landesbetrieb Mobilität Rheinland-Pfalz (LBM).
Allerdings muss noch viel passieren, damit dieses kreislauforientierte Handeln bei allen behördlichen Institutionen auf bundesweiter Ebene zur Selbstverständlichkeit wird, wurde in einer anschließenden Diskussion offensichtlich.
Asbest, PFAS und Co: Rechtssicherheit jetzt
Beleuchtet wurde zudem das Spannungsfeld im Abbruch und Rückbau zwischen rechtlichen Anforderungen und der Förderung einer zirkulären Kreislaufwirtschaft. Walburga Sodermanns-Peschel vom Deutschen Abbruchverband (DA) betonte die Notwendigkeit einer Harmonisierung bestehender und geplanter rechtlicher Regelungen, beispielsweise bei der Novelle der Gefahrstoffverordnung und im Abfallrecht. Es muss endlich Rechtssicherheit für alle Beteiligten geschaffen werden, betonte Sodermanns-Peschel.
Von ersten positiven praxisnahen Ansätzen und neuen Möglichkeiten zur sicheren Entsorgung von gering belastetem asbesthaltigen Material und Kleinmengen bis 10 m³ für festgelegte Bauabfälle, berichtete Beate Weiß, Stoffstrommanagerin bei der Otto Dörner GmbH. Diese ergeben sich aus dem Einführungserlass zur LAGA M23, der am 21.03.2024 in Schleswig-Holstein für Recyclingunternehmen in Kraft trat.
Für die Qualität von Ersatzbaustoffen gilt mehr denn je: „Weniger ist niemals mehr!“, belegte QUBA-Geschäftsführer Thomas Fischer mit seiner erfreulich positiven und datenbasierten Bilanz zur QUBA-Qualitätssicherung und Zertifizierung von Ersatzbaustoffen im Rückblick auf 15 Monate Ersatzbaustoffverordnung. „Mehr als 1300 nach EBV-Richtlinien ausgestellte „QUBA-Zertifikate“, ca. 2,8 Millionen Tonnen EBV-konforme güteüberwachte Sekundärbaustoffe die von QUBA-Zeichennutzern bislang in Verkehr gebracht wurden und rund 300 laufende Zertifizierungen, die die Qualitätssicherung Sekundärbaustoffe GmbH dauerhaft betreut, lassen hier keinen Spielraum mehr für Mutmaßungen oder Interpretation, erklärte Fischer.
KI und Digitalisierung definieren Branche neu
Neue und wichtige Impulse für ökonomisches, ökologisches und zeiteffizienteres Stoffstrommanagement werden in Zukunft KI und Digitalisierung setzen, machten die Vorträge von Carsten Preuss (Mineral Waste Manager) und Max-Frederick Gerken (Optocycle GmbH) deutlich.
CO2-Reduktion und -Bepreisung: Branche gestaltet den Wandel
Der Klimawandel und gesetzliche Vorgaben zur CO₂-Reduktion machen ein Umdenken in der Baubranche, die für rund 40 Prozent des globalen CO₂-Ausstoßes steht, dringend erforderlich. Dazu wurden in der Mineralikbranche bereits erste innovative und neue kreative Lösungen entwickelt und auf den Weg gebracht, wie die Nutzung von Abbruchbeton als CO₂-Senke, zeigte der Beitrag von Valentin Gutknecht, Mitbegründer des Schweizer Startups Neustark.
Allerdings ist auch die Mineralik-Recyclingbranche gut beraten, sich schon heute auf die CO₂-Bepreisung der Bauwirtschaft einzustellen. Mit seinem neuen CO₂-Reporting Tool unterstützt der bvse seine Mitgliedsunternehmen, um gesetzliche Anforderungen zu erfüllen und Wettbewerbsvorteile zu nutzen, erklärte Maxime Rehbock, der im bvse die Unternehmen als Ansprechpartner im zu allen Fragen hinsichtlich des Nachhaltigkeitstools unterstützt.