Erfolgsfaktoren für die Circular Economy in Deutschland

Neue Finanzierungsinstrumente, positive Zielbilder und starke Allianzen für den Wandel, ein neues Miteinander und Experimente für mehr Innovationen – diese und weitere Erfolgsfaktoren für eine Circular Economy standen im Fokus der Abschlussveranstaltung des Wissenschaftsforums des Öko-Instituts.
(Quelle: Unsplash, Josh Power)

Expert*innen aus Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Zivilgesellschaft diskutierten hier, wie der Weg in eine zirkuläre Wirtschafts- und Lebensweise möglich wird. Im Rahmen der geplanten Nationalen Kreislaufwirtschaftsstrategie der Bundesregierung steht dabei vor allem die Senkung des Primärrohstoffbedarfs auf acht Tonnen pro Kopf bis 2045 im Mittelpunkt der politischen Diskussion.

Die Wirtschaft akzeptiere das Zielbild der Circular Economy schon heute, betonte Dr. Susanne Lottermoser, Ministerialdirektorin im Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz in ihrer Keynote. Jetzt gehe es darum, den ordnungspolitischen Rahmen und Anreize für Innovationen beim zirkulären Wirtschaften zu setzen. Denn jede Tonne Stahl oder Kunststoff, die nicht aus neuen Rohstoffen hergestellt wird, sei ein Beitrag, um die Klimaziele zu erreichen und um Deutschland unabhängiger von Rohstoffimporten zu machen.

Resilienz und Klimaschutz: Vorteile der Kreislaufwirtschaft

Auch die Expert*innen des Öko-Instituts betonten in ihrem wissenschaftlichen Eingangsstatement, dass die Resilienz der deutschen und europäischen Wirtschaft durch eine Circular Economy deutlich gestärkt werden kann. Eine große Überblicksstudie hatte bereits im vergangenen Jahr gezeigt, dass durch Maßnahmen der Circular Economy bei 29 von 36 relevanten Rohstoffen eine Entspannung des Rohstoffbedarfs erreicht werden kann. Der Rohstoffverbrauch würde um rund 27 Prozent sinken und auch die klimaschädlichen Treibhausgasemissionen könnten um 26 Prozent reduziert werden.

„Die Circular Economy ist eines der wichtigsten übergreifenden Handlungsfelder der nachhaltigen Transformation“, sagte Christof Timpe, Sprecher der Geschäftsführung des Öko-Instituts, in seiner Eröffnungsrede. „Mit ihr können Treibhausgasemissionen reduziert, die Versorgungssicherheit mit Rohstoffen verbessert und wirtschaftliche Stabilität gewährleistet werden.“

Geschäftsmodelle und Gerechtigkeitsfragen im Fokus

In zwei vertiefenden Sessions widmeten sich die interdisziplinär besetzten Podien Fragen der Finanzierung neuer, zirkulärer Geschäftsmodelle ebenso wie der Herausforderung, den Weg zu einer Circular Economy gerecht und fair zu gestalten.

Die Fachleute diskutierten über Finanzierungsinstrumente, wie zum Beispiel eine Einspeisevergütung zur Förderung des Rezyklateinsatzes im Kunststoffsektor, die ambitionierte Gestaltung einer erweiterten Herstellerverantwortung und die Reform des Umsatzsteuergesetzes sowie über das Potenzial der EU-Taxonomie, begünstigte Kredite und Investitionen für die zirkulären Technologien zu mobilisieren. Die Diskutant*innen, auch aus dem Publikum, betonten, dass die Verantwortung für das Erreichen zirkulärer Ziele nicht auf die Verbraucher*innen abgeschoben werden dürfe.

Zudem müssten geeignete politische Instrumente zuerst bei denjenigen ansetzen, die einen hohen Material-Fußabdruck haben. Im zweiten Deep Dive machten die Panelist*innen deutlich, dass positive Zukunftsvisionen eines Lebens und zirkulären Wirtschaftens entwickelt und von starken Akteuren getragen werden müssten, um die Menschen für diesen Weg zu begeistern. Hier, so der Konsens, steht die Fachwelt, die sich bisher sehr intensiv mit dem Thema beschäftigt hat, noch am Anfang.

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