Gar nicht so einfach

Es besteht ein breiter Konsens darüber, dass die globalen Produktions- und Konsumsysteme dekarbonisiert und defossilisiert werden müssen.
Foto: kalhh; pixabay.com

Die Diskussion konzentriere sich jedoch in erster Linie auf technische Lösungen. Diese seien zwar dringend notwendig, müssten aber durch eine Veränderung der bestehenden Ressourcenverbrauchsmuster ergänzt werden. Wissenschaftler*innen aus Dänemark und Deutschland haben die Rolle von Einwegkunststoffen im Alltag von Verbraucher*innen untersucht und betonen die Bedeutung sozialer Praktiken und systemischer Neudefinitionen von Konventionen zur Reduzierung des Kunststoffverbrauchs. Die Studie wurde in „Resources, Conservation & Recycling“ veröffentlicht.

Es sei notwendig, nachhaltige Alternativen zu Materialien zu finden, die auf fossilen Brennstoffen basieren. Obwohl alternative Optionen wie biopolymere Nanoverbundwerkstoffe, biologisch abbaubare Polymere, kompostierbare Kunststoffe und biobasierte Materialien realisierbar sind, hängt ihre breite Akzeptanz von der Erfüllung bestimmter Anforderungen ab, einschließlich Kosteneffizienz und Energieeffizienz. Biokunststoffe weisen einige gemeinsame Merkmale mit Kunststoffen auf fossiler Basis auf und können als Alternativen mit geringeren Umweltauswirkungen und einer Verringerung der Treibhausgasemissionen um bis zu 187 Prozent dienen. Zudem können diese Materialien dazu beitragen, den Ressourcenverbrauch und das Abfallmanagement zu minimieren und somit die Anhäufung von Kunststoffabfällen in der Umwelt zu reduzieren. Ein weiterer wichtiger Aspekt der Materialintervention ist die Entwicklung alternativer Materialien, die recycelt werden können.

Ökobilanzen haben gezeigt, dass der Ersatz von Kunststoffen auf fossiler Basis durch biobasierte Alternativen dazu beitragen kann, die Umweltauswirkungen von Kunststoffen zu reduzieren. LCA ist nur begrenzt in der Lage, ein vollständiges Bild der Umweltauswirkungen von Biokunststoffprodukten zu liefern. Es sei notwendig, die relativen Umweltauswirkungen der einzelnen Materialien entlang der gesamten Wertschöpfungskette zu berücksichtigen. Zudem sind nicht alle Kunststoffe aus Biomasse biologisch abbaubar oder kompostierbar. Dies ist ein weiterer Grund, die Produktion und den Verbrauch von Kunststoffen zu reduzieren, insbesondere von unnötigen und pro­blematischen Kunststoffen.

Maßnahmen auf der Ebene der Versorgungssysteme sind entscheidend, um das Problem der Einwegkunststoffe anzugehen, da sie sowohl die Wirtschaftstätigkeit als auch das Verbraucherverhalten betreffen. Solche Maßnahmen würden es den Unternehmen ermöglichen, das Design von Einwegkunststoffen zu verbessern, sodass sie weniger ressourcenintensiv sind. Gleichzeitig würden die Verbraucher*innen befähigt, Prozesse zur Reduzierung und Wiederverwendung von Einwegkunststoffen zu überdenken. Dazu gehören Strategien wie verpackungsfreie Supermärkte, wiederverwendbare Behälter und Design für und von Recycling.

Interventionen zur Reduzierung des Verbrauchs von Einwegplastik konzentrieren sich hauptsächlich auf Verhaltensänderungen durch Bewusstseinsbildung, Anreize und Verbote.

Insgesamt nahmen 21 Personen an der Studie teil, die angeben sollten, wie sie Einwegkunststoffe nutzen oder vermeiden. Die meisten Teilnehmer*innen nutzen Einwegkunststoffe im Kontext des Lebensmittelkonsums. Am häufigsten wurden sie für den Transport vor der Zubereitung und dem Verzehr verwendet. Vor allem im täglichen Nah- und Fernverkehr spielten Einwegkunststoffe eine wichtige Rolle. Die Teilnehmenden brachten die Verwendung von Einwegkunststoffen vor allem mit dem Bedarf an Wasser, Kaffee und Snacks während des täglichen Pendelns in Verbindung.

Beim geselligen Beisammensein würde die Verwendung von Einwegkunststoffen aufgrund des gemeinschaftlichen Charakters oft nicht auffallen. Umgekehrt gaben die Teilnehmenden an, beim gemeinsamen Kochen und Essen mit anderen weniger Einwegkunststoffe zu verwenden. Ein weiteres wichtiges Anwendungsgebiet für Einwegkunststoffe sind Körperpflegeprodukte. Hier würden vor allem Bequemlichkeit und einfache Handhabung eine wesentliche Rolle spielen. Darüber hinaus gaben die Teilnehmenden an, Einwegkunststoffe im Büro oder auf Reisen häufiger zu verwenden als zu Hause. Auch dies unterstreicht, dass die Bequemlichkeit bei der Nutzung eine wesentliche Rolle spielt.

Der Verzicht auf Einwegkunststoffe erwies sich in der Praxis teilweise als schwierig. So berichteten die Teilnehmenden, dass es insbesondere bei Körperpflegeprodukten schwierig sei, praktikable Alternativen zu finden. Generell spiegele das Nutzungsverhalten von Einwegkunststoffen jedoch einen modernen, auf Bequemlichkeit ausgerichteten Lebensstil wider, der durch Zeitmangel und eine Vorliebe für leicht zugängliche Lebensmittel und Getränke gekennzeichnet sei. Darüber hinaus nimmt der Verbrauch von Einwegkunststoffen in der Öffentlichkeit und bei sozialen Zusammenkünften zu. Da der Verbrauch von Einwegplastik kontextabhängig sei, müssten Maßnahmen zur Reduzierung des Verbrauchs dies berücksichtigen.

Die Studie betont die Kluft zwischen Einstellung und Verhalten. Dies könne aber nicht alleine den Verbraucher*innen angelastet werden. Die Diskrepanz zwischen Alternativen und alltäglicher sozialer Praxis trage wesentlich zu dieser Kluft bei. Um die tief verwurzelte Verwendung von Einwegplastik im sozialen Alltag zu überwinden, sei es wichtig, nach Lösungen zu suchen, die über Verbraucherbewusstsein, Regulierung und technologische Innovationen hinausgehen. Eine signifikante Reduzierung der Kunststoffverschmutzung könne nur durch dringende Veränderungen im Umgang mit Kunststoffen erreicht werden. Dies erfordere Veränderungen in der allgemeinen gesellschaftlichen Praxis, die Entwicklung nachhaltigerer sozialer Praktiken und eine angemessene Infrastruktur, die Mehrwegprodukte und verpackungsfreies Einkaufen fördere.

Das verpackungsfreie Einkaufen habe sich als überzeugende Strategie zur Reduzierung des Einwegkunststoffproblems erwiesen. Eine erfolgreiche Integration in den Alltag erfordert jedoch eine Veränderung der bestehenden sozialen Praktiken. Dazu gehört die Abkehr von der Bequemlichkeit verpackter Produkte und die Hinwendung zu wiederverwendbaren Behältern, Tüten oder Gläsern in Geschäften, die lose Produkte anbieten. Dieser Wandel erfordert neue Fähigkeiten, Bedeutungen und materielle Arrangements. Die Integration des verpackungsfreien Einkaufens in die alltäglichen sozialen Praktiken ist daher nicht nur eine Veränderung des Einkaufsverhaltens, sondern eine Transformation der sozialen Praktiken hin zu einem nachhaltigen Lebensstil und Ressourcenschutz.

Die Studie unterstreicht die Notwendigkeit, nachhaltige Alternativen zum verpackungsfreien Einkauf zu entwickeln und zu fördern, wie zum Beispiel Mehrwegbehälter und innovative Verpackungslösungen. Diese Alternativen sollten sowohl umweltfreundlich als auch bequem und wirtschaftlich tragbar für die Nutzer sein. Außerdem hätten die Ergebnisse gezeigt, dass eine signifikante Reduzierung des Verbrauchs von Einwegkunststoffen ein Umdenken und eine Veränderung der alltäglichen sozialen Praktiken erfordert. Dazu gehören neue Gewohnheiten wie das Mitführen von Mehrwegtaschen und -behältern, der Verzicht auf unnötige Plastikartikel und die aktive Suche nach Geschäften und Produkten, die diesen Gewohnheiten entsprechen.

Kommentar schreiben

Please enter your comment!
Please enter your name here

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.