Transparenz und Akzeptanz

Der Digitale Produktpass (DPP) soll als zentrales Element der europäischen Kreislaufwirtschaftsstrategie europaweit eingeführt werden. Das Wuppertal Institut hat im Auftrag des Sachverständigenrats für Verbraucherfragen die Herausforderungen bei der Umsetzung aus Unternehmens- und Verbraucher*innen-Sicht untersucht.
Foto: von ar130405; pixabay.com

Der DPP soll Informationen zu relevanten Nachhaltigkeitsaspekten entlang der gesamten Wertschöpfungskette umfassen. Dabei soll es nicht nur um Informationen für Unternehmen gehen, sondern auch explizit für Verbraucher*innen. Insbesondere soll er hier das Verständnis für nachhaltige Produktion und nachhaltigen Konsum fördern.

Im DPP sollen produktbezogene Informationen erfasst, be- und verarbeitet und zwischen verschiedenen Gruppen ausgetauscht werden. So soll die Kreislaufwirtschaft ge­­­stärkt und Nachhaltigkeit im Wirtschaftssystem gefördert werden. Die zur Verfügung gestellten Informationen können dabei sehr umfangreich sein. Sie können etwa Daten zur Leistung des Produkts, Informationen zur Nutzung, Wartung und Reparatur sowie zur Rückgabe, Zerlegung, Recycling und Entsorgung umfassen. Weitere Informationen könnten eine eindeutige Produktkennung, einschlägige Warencodes, Unterlagen zur Konformität, Handbücher, Gebrauchsanleitungen, Warn- oder Sicherheitshinweise sowie Informationen über Hersteller und Importeure umfassen. In der Ökodesign-Verordnung seien zudem auch der CO₂-Fußabdruck des Produkts, der Verbrauch von Energie, Wasser und anderen Ressourcen, Abfallarten und deren Entsorgungspfade, die Freisetzung von Mikroplastik, die Verwendung gebrauchter Bauteile und der Rezyklatanteil vorgesehen.

Anforderungen Unternehmen

Zwar sei aus Unternehmenssicht der DPP relevant für den Ausbau der Kreislaufwirtschaft und neue Geschäftsmodelle. Gleichzeitig würden sich auch eine Reihe von He­­­rausforderungen und offenen Fragen ergeben.

So sei es notwendig, die inhaltlichen Anforderungen im Rahmen von Standards und Normen zu harmonisieren. Nur so könne Transparenz und eine Vergleichbarkeit geschaffen werden. Gleichzeitig müssten aber auch sektor- oder produktspezifische Anpassungen möglich sein. Damit der DPP international kompatibel sein kann, müssten auch internationale Standards und globale Auswirkungen der Wertschöpfungsketten berücksichtigt werden.

Notwendig sei ebenfalls eine standardisierte und effiziente Datenerfassung. Dies umfasse auch die Vereinheitlichung von Identifizierung, Klassifizierung und Datenaustausch. Zudem müssten die Datenqualität und deren Sicherung gewährleistet werden. Die Qualität der Daten hänge im Wesentlichen davon ab, wie die Sicherheit sensibler Daten gewährleistet werden könne.

Empfohlen wird eine dezentrale Datenstruktur in Verbindung mit einer dezentralen Registrierung. So könnten die Vorteile beider Ansätze genutzt werden. Eine dezentrale Erfassung erhöhe die Kontrolle über die eingestellten Daten. Zudem werde der Mehraufwand zur Datenpflege für die Unternehmen begrenzt. Durch die zentrale Registrierung werde die Datenverfügbarkeit und Interoperabilität sichergestellt. Dies entspreche auch dem Vorschlag der EU-Kommission.

Unerlässlich sei es für Unternehmen, sensible Daten zu schützen und die Kontrolle über die eingestellten Daten zu wahren. Es müsse sichergestellt werden, dass Stakeholder nur auf Daten zugreifen können, die sie tatsächlich benötigen. Dies könne über die Definition von Rollen, Verantwortlichkeiten und Zugriffsrechten erfolgen.

Die Kosten für die Bereitstellung der Daten müssten für die Unternehmen so ge­­ring wie möglich sein. Es müsse außerdem sichergestellt werden, dass die Informationen von Anfang bis Ende des Produktlebenszyklus erhalten bleiben.

Die Schaffung eines europäischen Datenraums mit globalen Schnittstellen sei eine komplexe Aufgabe. Bisher sei zudem unklar, wie die Prozesse organisiert und finanziert werden soll. Von besonderer Bedeutung sei dabei das Vertrauen in die Sicherheit der Infrastrukturen und in die zuständigen Institutionen.

Anforderungen Verbraucher*innen

Die Akzeptanz und Nutzung des DPP durch die Verbraucher*innen sei entscheidend für den Erfolg. Benötigt würden Daten auch für komplexere Produkte. Dabei müssten die Daten möglichst barrierefrei verfügbar und relevant für Alltagsentscheidungen sein. Die Daten müssten so aufbereitet und zugänglich gemacht werden, damit die Verbraucher*innen sie intuitiv benutzen können. „Dies kann beispielsweise mithilfe von standardisierten Scores, Labels oder Ähnlichem erfolgen“, heißt im Bericht. Darüber hinaus müssten aber auch detaillierte Informationen zur Wirkung und Relevanz von Produkten zur Verfügung gestellt werden.

Nachdem erste Prototypen bereits existieren, sollten bei der Weiterentwicklung Stakeholder mit eingebunden werden. So könne die gesellschaftliche Akzeptanz schon früh gefördert werden.

Neben den Daten von Unternehmen müssten auch die privaten Daten von Verbraucher*innen geschützt werden. Auch hier stelle sich die Frage nach dem Zugriff auf die Informationen. Hier müssten ebenfalls zielgruppenspezifische Rechte definiert werden. Dabei müsse ein möglicher Zielkonflikt zwischen Datenschutz und Nachhaltigkeit berücksichtigt werden.

Da der DPP von verschiedenen Ak­­­teur*innen genutzt wird, muss er so strukturiert werden, dass verschiedene Versionen mit unterschiedlichen Datensätzen gesehen und bearbeitet werden können. Hier sei eine Unterscheidung nach verschiedenen Rollen denkbar. Daher müssten neben dem rechtlichen Rahmen die grundlegende konzeptionelle Struktur als auch die dahinterliegende Dateninfrastruktur dazugehören.

„Der Digitale Produktpass sollte so ge­­staltet werden, dass Verbraucher*innen aktiv und einfach ihre Rechte wie Garantieansprüche und Reparaturmöglichkeiten wahrnehmen können“, heißt es weiter. Das setze voraus, dass die vorhandenen Daten vertrauenswürdig sind. Diese müssten daher auch regelmäßig geprüft und aktualisiert werden.

Politische Herausforderungen

Es komme darauf an, dass der DPP die Vergleichbarkeit von Produkten vor allem bezüglich ihrer Umweltauswirkungen sicherstelle. So könne ein nachhaltiges Handeln über den gesamten Produktlebenszyklus hinweg gefördert werden. Wichtig sei es aber auch, den DPP als Teil eines Gesamtrahmens zu betrachten, in dem es vor allem um die Reduktion von Umweltauswirkungen geht.

Es sei notwendig, die Mehrwerte, die der DPP für Verbraucher*innen und Unternehmen bietet, auch deutlich zu kommunizieren. So könne auch die Akzeptanz und Unterstützung in der Gesellschaft geschaffen werden.

Der DPP müsse Daten aus unterschiedlichen Bereichen zusammenführen und für verschiedene Akteur*innen verfügbar machen. Dazu sollte auf gängige Datenformate und internationale Normen zurückgegriffen werden. Zudem sei ein Regelwerk für die Zugriffsrechte erfolgreich.

Es müsse eine grundsätzliche Abwägung getroffen werden, wie die Daten für den DPP erfasst und verwaltet werden. Sowohl eine dezentrale als auch eine zen­trale Datenerfassung könnten für Unternehmen einen erheblichen Aufwand bedeuten. Ein europäischer Datenraum würde die Möglichkeit bieten, zentral Schnittstellen anzubieten. Dies würde die Einheitlichkeit der Berichterstattung verbessern und die Mehrfachnutzung von Daten erleichtern.

Neben den technischen Aspekten müs­se die Politik auch die Managementprozesse zur Prozess- und Qualitätssicherung organisieren. Das Vertrauen der Ak­­teur*innen in die entsprechenden Institutionen sei von entscheidender Bedeutung für ihren Erfolg. Bisher sei aber sowohl die Frage nach der Organisation als auch nach der Finanzierung ungeklärt.

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