Fachverband Matratzen-Industrie fordert erweitere Herstellverantwortung

Mit seinem Positionspapier zur Erweiterten Herstellerverantwortung für Matratzen hat der Verband eine Blaupause für Politik und Akteure der Wertschöpfungskette vorgestellt.
Fachverband Matratzen-Industrie fordert erweitere Herstellverantwortung
Die Icon of the Sea ist mit einem Gewicht von 250.000 Tonnen das weltweit größte Kreuzfahrtschiff und hilft, verschiedene Abfallströme zu visualisieren: 93.000 Tonnen alter Matratzen entsprechen gut einem Drittel eines solches schwimmenden Riesens (37 %). Das Aufkommen an Verpackungsmüll dagegen entspricht 79 Kreuzfahrtschiffen. Copyright: Fachverband Matratzen-Industrie

Pro Jahr entsorgen deutsche Haushalte rund 6,2 Millionen alter Matratzen. Bei einem Durchschnittsgewicht von 15 Kilogramm je Matratze sind das knapp 100.000 Tonnen. Setzt man es aber ins Verhältnis zum Verpackungsmüll, relativiert sich die Menge: Dieser brachte im Jahr 2021 nämlich laut dem Statistischen Bundesamt 19,7 Millionen Tonnen auf die Waage. Damit beträgt der Gewichtsanteil entsorgter Matratzen im Verhältnis zum Verpackungsmüll nicht einmal 1 %.

Dennoch: In den knapp 100.000 (konkret 93.000) Tonnen Alt-Matratzen stecken viele Wertstoffe, die in Deutschland bis heute zu 95 % Prozent verbrannt werden und verloren gehen. Notwendig sind daher Lösungen, um die eingesetzten Materialien am Ende der Nutzungsphase zurückzugewinnen und im Kreislauf zu führen. Das umfasst sowohl die Produktentwicklung als auch den gesamten Produkt-Lebenszyklus.

Mit seinem Positionspapier zur Erweiterten Herstellerverantwortung für Matratzen (EPR) fordert der Fachverband Matratzen-Industrie einen tiefgreifenden Wandel. Ein EPR-System regelt die Verantwortung der Hersteller für ihre Produkte. Das schließt auch ein, was nach der Nutzungsphase z.B. mit Matratzen passiert, also Sammlung, Zerlegung, Recycling etc.. Mit seinem Entwurf steckt der Matratzenverband den rechtlichen, wirtschaftlichen und organisatorischen Rahmen für ein deutsches EPR-System für Matratzen ab und benennt 15 zentrale Eckpunkte für dessen Ausgestaltung.

„Öffentlich geförderte Stuhlkreise haben wir genug, jetzt müssen wir ins Tun kommen“, so bringt es Martin Auerbach, Geschäftsführer des Matratzenverbands, auf den Punkt. „Mit der Gründung einer Betreiber-Organisation für die Erweiterte Herstellerverantwortung gehen wir in Vorleistung und formulieren dabei auch klare Forderungen an die Politik.“

Denn der Entwurf der Nationalen Kreislaufwirtschaftsstrategie (NKWS) von Juni 2024 enthält außer Absichtserklärungen zur Umsetzung der EPR nicht viel Hilfreiches. Vielmehr wird auf die Führungsverantwortung der EU verwiesen. Die deutsche Wirtschaft benötige aber das klare Bekenntnis zu einer nationalen Regelung. Deshalb unterstützt der Matratzenverband den Vorstoß von Hessens Landwirtschafts- und Umweltminister Ingmar Jung (CDU). Auf dessen Initiative hin fasste die letzte Umweltministerkonferenz mehrere wichtige Beschlüsse: So soll der Bund aufgefordert werden, sich bei der Novelle der europäischen Abfallrahmenrichtlinie für eine erweiterte Herstellerverantwortung für Matratzen einzusetzen. Außerdem soll der Bund eine nationale Getrenntsammlungspflicht – wie es sie in Frankreich, Belgien und den Niederlanden schon gibt – prüfen.

Das sind wichtige Signale. Dringend gebraucht werden darüber hinaus konkrete Rechtsverordnungen und daraus resultierende Maßnahmen zur praktischen Umsetzung. Ohne die wird es nicht gelingen, möglichst zeitnah echtes Recycling von Matratzen in Deutschland in die Tat umzusetzen, Kreisläufe zu schließen und endliche Ressourcen zu schonen.

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