Obwohl Glas ein Material ist, mit welchem echte Kreisläufe möglich sind, hat Deutschland 2022 die Recyclingquote verfehlt. Auch in den Folgejahren bleibt es herausfordernd. Noch immer entsorgen Bürger*innen zu viel Glas im Restabfall. Jeder von ihnen müsste pro Jahr 2,5 Kilogramm mehr Altglas sammeln, um die Verwertungsquote von 90 Prozent zu erfüllen.
Der Beirat der Zentralen Stelle Verpackungsregister (ZSVR) hat sich intensiv mit den Gründen der Quotenverfehlung befasst. Denn die ökologischen Vorteile von recyceltem Altglas sind enorm. Aufbauend auf einer neuen Studie des Instituts für Abfall, Abwasser und Infrastruktur Management GmbH (INFA) hat der Beirat die zentralen Stellschrauben identifiziert, um das Glasrecycling zu optimieren und gibt konkrete Handlungsempfehlungen. „Gemeinsam können wir in Deutschland eine Kreislaufwirtschaft für Altglas erreichen. Dabei ist die Zugänglichkeit der Sammelstellen eine zentrale Stellschraube, um die Mengen und damit die Recyclingquoten zu steigern. Zudem ist der Klima- und Ressourcennutzen bei Glas besonders hoch“, erklärt Gunda Rachut, Vorstand der ZSVR.
Doch woran liegt es, dass Bürger*innen zu wenig Altglas in den entsprechenden Sammelcontainern entsorgen?
Studie deckt Probleme der Glassammlung auf
Die INFA-Studie zeigt, welche Rahmenbedingungen die Sammelmengen beeinflussen. Zudem liefert sie Antworten auf die Fragen, welche Standortfaktoren für Container von Bedeutung sind und wie Deutschland die Glassammelmenge steigern kann. Klar ist: Den Bürger*innen muss die Sammlung so einfach wie möglich gemacht werden. Der Studie zufolge besteht eine eindeutige Abhängigkeit der Sammelmengen zur Siedlungs- und Bebauungsstruktur einer Region. So wirkt sich in städtischen Strukturen eine höhere Containerdichte positiv auf die Sammelmengen aus. Daher empfiehlt der Beirat der ZSVR mindestens einen Glas-Sammelplatz pro 1.000 Einwohner.
Daher stehen auch die Kommunen in der Verantwortung. Sie müssen für ihre Standplätze kämpfen, statt diese weiter abzubauen. Insbesondere Deutschlands Städte benötigen weitere Stellplätze. Um diese künftig zu gewährleisten, müssen Kommunen Standorte für Sammelcontainer frühzeitig mit in die Stadtplanung einbeziehen.
Systeme und Kommunen tragen eine gemeinsame Verantwortung
Städte und Gemeinden stehen nicht allein in der Verantwortung. Die Systeme sollten es den Kommunen so leicht wie möglich machen und mit daran arbeiten, die verschiedenen Probleme zu beseitigen. Insbesondere die verbesserte Sauberkeit von Containern und Stellplätzen sowie lärmreduzierte Sammelbehälter spielen eine große Rolle. Zudem können Systeme und Kommunen durch Unterflurcontainer die Sammelsysteme aufwerten und die Akzeptanz bei Bürger*innen steigern. Dies wiederum wirkt sich positiv auf Nutzungshäufigkeit und Sammelmenge aus.
Handel erfüllt alle Anforderungen für optimale Sammelstandorte
Die Studie kommt weiterhin zu dem Schluss, dass der Handel über die perfekten Orte für Sammelcontainer verfügt. Bürger*innen geben ihre Pfandflaschen und Leergut schon jetzt dort ab. Zusätzliche Sammelbehälter für Altglas würden ihnen die Entsorgung erheblich erleichtern. Supermärkte, Einkaufszentren, Tankstellen oder Getränkemärkte erfüllen bereits heute die zentralen Anforderungen an den optimalen Containerstandort, wie eine gute Erreichbarkeit, direkte Parkmöglichkeiten und ein sauberes Erscheinungsbild. Alle Ergebnisse zeigen in eine Richtung: Auch der Handel kann einen Beitrag für die Umwelt leisten und das Aufstellen von Altglascontainern auf ihren Parkplätzen ermöglichen.
Wichtig: Eine optimierte Sammel-Infrastruktur von Kommunen, Systemen und Handel allein genügt nicht, um die gesetzlichen Recyclingquoten zu erfüllen. Wie viel Altglas tatsächlich in den Containern landet, hängt von Bürger*innen ab. Sie müssen die Sammlung umsetzen. Es hängt an jedem Einzelnen, Gläser – wenn nötig – von Restanhaftungen zu befreien und Altglas in den entsprechenden Containern zu entsorgen.