Im Rahmen der Hauptversammlung des Verbandes Österreichischer Entsorgungsbetriebe (VOEB) in Kals in Osttirol trafen sich 280 Expert*innen der Abfall- und Ressourcenwirtschaft, um sich über aktuelle Trends der Branche, bessere Abfalltrennung, mehr Recycling und die Nutzung von Sekundärrohstoffen auszutauschen. Im Vorfeld der EU-Wahlen hatte die europäische Vereinigung für Abfallwirtschaft FEAD, der auch der VOEB angehört, ein Manifest veröffentlicht, das kreislauffähige Ressourcen für einen europäischen Industriedeal fordert. Konkret schlagen die Abfallexpert*innen ein Kreislaufwirtschaftsgesetz (Circular Material Use Act, CMUA) vor, um sowohl auf nationaler als auch auf europäischer Ebene politische Maßnahmen zu ergreifen, die anstelle von Primärrohstoffen recycelten Abfall als produktive Ressource fördern.
„Europa braucht eine nachhaltige und wettbewerbsfähige Industrie, in der Abfall als wichtige Ressource wahrgenommen und eingesetzt wird. Den politischen Entscheidungsträger*innen wird zunehmend bewusst, wie wichtig die Kreislaufwirtschaft für die Erreichung unserer Klimaziele ist. Ein europäisches Industrieabkommen sollte daher höchste Priorität für die nächste Amtszeit der europäischen Institutionen haben“, so FEAD-Präsidentin Claudia Mensi. „Wir wünschen uns, dass die neue EU-Kommission unsere Branche als Vorreiter und wichtigen Player des Green Deals anerkennt.“
Erste Absolvent*innen des „Circular Economy Traineeprogramms”
Erstmals wurden bei einer VOEB-Hauptversammlung Absolvent*innen des „Circular Economy Traineeprogramms“ ausgezeichnet. Die Ausbildung richtet sich an junge Beschäftigte in VOEB-Mitgliedsbetrieben, die einen aktiven Beitrag zur Kreislaufwirtschaft leisten wollen. Die Branche sieht sich als Vorreiter der Kreislaufwirtschaft und als wichtiger Anbieter von sicheren und innovativen Green Jobs. Nun freut sich die Branche über die ersten Absolvent*innen, die sich 24 Monate lang theoretisches Wissen angeeignet und praktische Einblicke in zahlreichen Unternehmen bekommen haben. VOEB-Präsidentin Gabriele Jüly gratuliert: „Es war mir immer ein wichtiges persönliches Anliegen, vor allem junge Menschen für einen Beruf in der Kreislaufwirtschaft zu begeistern. Sie bietet ein sinnstiftendes, krisensicheres und innovatives berufliches Umfeld, das der Wirtschaft und der Umwelt gleichermaßen dient.“
Zu den Jobmöglichkeiten in der Abfall- und Ressourcenwirtschaft gehören etwa Anlagentechniker*in, Expert*in im Stoffstrommanagement oder Logistiker*in. Neben dem Traineeprogramm bietet die Branche auch eine Lehre als Entsorgungs- und Recyclingfachkraft sowie viele weitere Weiterbildungsmöglichkeiten an. In einem Impulsreferat wies der Bevölkerungswissenschaftler Rainer Münz darauf hin, dass Arbeitskraft immer mehr zur Mangelware wird. Er rät dazu, gezielt ausländische Arbeitskräfte anzuwerben, das Potenzial von bereits in Österreich lebenden Menschen mit Migrationshintergrund besser auszuschöpfen, mehr Anreize für Vollzeitbeschäftigung sowie für die Beschäftigung älterer Menschen zu schaffen und in die Motivation und Qualifikation der eigenen Mitarbeiter*innen zu investieren.
Jüly für dritte Amtszeit bestätigt, zwei neue Vorstände
Im Rahmen der Hauptversammlung wurde auch die niederösterreichische Unternehmerin Gabriele Jüly als VOEB-Präsidentin bestätigt. Sie wurde im Juni 2020 an die Spitze des Verbandes gewählt. Als Präsidentin vertritt Jüly mehr als 260 Mitgliedsunternehmen der privaten Abfall- und Ressourcenwirtschaft in Österreich. Diese entsorgen in 1.100 Anlagen rund zwei Drittel aller in Österreich anfallenden Abfälle und erwirtschaften einen Umsatz in der Größenordnung von rund 4 Milliarden Euro pro Jahr. Die kooptierten Vorstände Reinhard Pierer, Prokurist Loacker Recycling GmbH und Nikolaus Stipits, Geschäftsführer Stipits Entsorgungs GmbH wurden von der Hauptversammlung bestätigt.