Die Teilnehmer diskutierten über wichtige Schlüsselthemen wie Lebenszyklusanalysen, Kohlenstoffemissionen des gesamten Lebenszyklus (WLC), fortschrittliche Recyclingtechnologien oder der Transformation der Industrie.
Unter dem Motto „Together Towards Higher Ambitions“ fand am 23. Mai 2024 in Köln das VSF2024 statt. Mehr als 190 Teilnehmer aus 22 Ländern nahmen an der Veranstaltung teil. Mit dabei waren Experten und Entscheidungsträger aus den deutschen Bundes- und Landesregierungen, der Wissenschaft, Architektur und Design sowie der PVC-Wertschöpfungskette.
„Together Towards Higher Ambitions“ war mehr als nur der Slogan der diesjährigen Veranstaltung. Vielmehr drückt das Motto das Bewusstsein für die Notwendigkeit aus, auf gemeinsame Ziele hinzuarbeiten – und das nicht nur entlang der PVC-Wertschöpfungskette, sondern durch aktive Zusammenarbeit mit nationalen und europäischen Institutionen, mit Wissenschaft und Forschung sowie mit anderen Stakeholdern und Branchen. Dieses Bewusstsein wird zunehmend geteilt. Initiativen wie die künftige EU-Strategie für industrielle Entwicklung können das Nachhaltigkeitsengagement der Industrie deutlich fördern, indem sie einen tiefgreifenden, auf Resilienz ausgerichteten Systemwandel forcieren und gleichzeitig den Übergang zu höheren Nachhaltigkeitszielen in Europa und weltweit ermöglichen und beschleunigen.
„Der Titel Ihres Forums enthält zwei sehr wichtige Elemente: Gemeinsamkeit und Ambitionen“, so Mona Neubaur, stellvertretende Ministerpräsidentin und Ministerin für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen. „Die Herausforderungen, vor denen Gesellschaft und Wirtschaft stehen, sollten gemeinsam angegangen werden. Lösungen müssen von allen mitgetragen werden und der Dialog über den richtigen Weg ist unerlässlich. Der aktuelle industrielle Wandel ist eine Aufgabe, die wir gemeinsam annehmen und gestalten müssen. Und wir müssen die Ambitionen hochhalten, denn hohe Standards sind notwendig, um die Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten.“
„Wir brauchen einen grundlegenden Umbau der Wirtschaft: Klimaschutz, Kreislaufwirtschaft und soziale Gerechtigkeit sollten im Zentrum unseres wirtschaftlichen Handelns stehen“, forderte Svenja Schulze, Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. „Wir brauchen das Engagement der Privatwirtschaft wie das von VinylPlus. Ihr Engagement für einen nachhaltigen Werkstoff, mehr Recycling und weniger Abfall ist sehr wichtig. Ich möchte Sie alle ermutigen, Ihre Bemühungen in Ihrer Arbeit systematisch fortzusetzen.“
Bei der Vorstellung der wichtigsten Ergebnisse des Jahres 2023, im Detail nachzulesen im neuen VinylPlus Progress Report 2024, betonte VinylPlus Chairman Dr. Karl-Martin Schellerer, dass 2023 ein sehr anspruchsvolles Jahr für das Nachhaltigkeitsprogramm war. Die PVC-Branche sah sich weiterhin mit beispiellosen regulatorischen und makroökonomischen Herausforderungen konfrontiert, was sich selbstverständlich auch auf das PVC-Recycling und die Nachfrage nach Rezyklaten ausgewirkt hat. Im Jahr 2023 wurden trotz eines deutlichen Rückgangs der PVC Nachfrage 737.645 Tonnen PVC-Abfälle im Rahmen von VinylPlus verwertet, was nur einen leichten Rückgang gegenüber dem Vorjahr darstellt. Gleichzeitig blieb jedoch der Anteil von recycelten und registrierten Post- und Pre-Consumer Abfällen stabil.
„Gleichwohl beabsichtigt VinylPlus, ein Vorreiter in der Kreislaufwirtschaft zu bleiben, die Verwertung weiter zu fördern und die sichere und nachhaltige Nutzung von Rezyklaten zu gewährleisten. Recovinyl hat eine führende Rolle bei der Gründung von PolyREC® und seinem gemeinsamen Datenerfassungssystem RecoTrace gespielt, das nun als Blaupause für viele andere Branchen dient. Ich möchte auch unser Engagement für Kohlenstoffneutralität und die Verringerung unseres ökologischen Fußabdrucks sowie unsere kontinuierliche Erforschung und Unterstützung innovativer Recyclingtechnologien hervorheben. Darüber hinaus wurde unser VinylPlus® Product Label auf europäischer Ebene akkreditiert und mehrere VinylPlus-Partner haben sich verpflichtet, die VinylPlus Supplier Certificates zu erlangen.“
Die erste Veranstaltungssession “Towards Meeting EU and Global Ambitions” kommentierte VinylPlus Managing Director Charlotte Röber: „Ein offener Dialog wie dieser zeigt, wie wichtig es ist, sich weiterhin von verschiedenen Erfahrungswerten inspirieren zu lassen und unterschiedliche Perspektiven und Standpunkte einzubeziehen. Seit über 20 Jahren ist VinylPlus ein Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft. Um dies zu erreichen, ist es jedoch unerlässlich, zusammenzuarbeiten, und zwar als vereinte Wertschöpfungskette, aber auch mit politischen Entscheidungsträgern, anderen Branchen und Partnern aus Wissenschaft und Forschung. Auf europäischer Ebene haben wir unser Engagement kürzlich durch unseren aktiven und wichtigen Beitrag zur Vorbereitung des Untersuchungsberichts der ECHA über PVC und PVC-Additive unter Beweis gestellt. Auf globaler Ebene leisten wir gemeinsam mit anderen regionalen PVC- und Kunststoffverbänden einen proaktiven Beitrag zur Diskussion, wie die Kunststoffverschmutzung weltweit durch eine Wissenschafts-basierte Politik beseitigt werden kann.“
Forschung und Innovation sind zentrale Bestandteile der Bemühungen von VinylPlus, die Kreislaufwirtschaft weiterzuentwickeln. So konzentrierten sich die Diskussionen in der zweiten Session auf das Potenzial zukünftigen PVC-Recyclings und die Aufarbeitung möglicher Datenlücken, um die Prognosegenauigkeit zu verbessern.
Vorgestellt wurden zudem die neuesten Technologien für PVC-Abfallströme, die nicht mechanisch verwertet werden können, wie etwa die Chlorrückgewinnung in Müllverbrennungsanlagen, die PVC-kompatible Pyrolyse und Vergasung sowie Technologien zur chemischen Depolymerisation und Dechlorierung.
Die dritte Session befasste sich mit der Frage, wie die PVC-Industrie weitere Fortschritte auf dem Weg zur Kohlenstoffneutralität und zur Minimierung ihres ökologischen Fußabdrucks machen kann. Nachhaltigkeitsexperten stellten Beispiele für konkrete Initiativen zum Erreichen ehrgeiziger Dekarbonisierungsziele und zur Aufbereitung von Abfällen zu hochwertigen Ressourcen vor.
Den Abschluss des Tages bildete die “VinylPlus Sustainability Certification Award Ceremony”. Ausgezeichnet wurden mit Asua, Eurocompound, Finstral, Internorm und Vinilchimica die VinylPlus-Partnerunternehmen, die im Jahr 2023 erfolgreich die Zertifizierungsprozesse für das VinylPlus Product Label für PVC-Verarbeiter bzw. für das VinylPlus® Supplier Certificate für Hersteller von PVC-Additiven und –Compounds abgeschlossen haben.
Dr. Karl-Martin Schellerer schloss das Forum mit den Worten: „Die heutigen Diskussionen haben die Vitalität unserer Industrie und unseren Willen, weiterhin zur nachhaltigen Transformation der Wirtschaft in Europa und weltweit beizutragen, bestätigt. Innovation und Zusammenarbeit bleiben der Schlüssel zum Erreichen der Ziele von VinylPlus 2030. Wir sind bereit, weiterhin kooperativ, transparent und konstruktiv mit den Regulierungsbehörden zusammenzuarbeiten, und zwar im Einklang mit einem wissenschaftlich fundierten und evidenzbasierten Ansatz. Um diese Arbeit effektiv zu leisten, braucht die Industrie ein Level-Playing-Field, weshalb wir einen umfassenden Aktionsplan fordern, um die Wettbewerbsfähigkeit zu einer strategischen Priorität in Europa zu machen.“