Verpackungen sind aus der Lieferkette nicht wegzudenken: Sie erfüllen wichtige Anforderungen, darunter insbesondere den Produktschutz über die einzelnen Stationen der Supply Chain hinweg, von der Produktion bis an den Point of Sale. Gleichzeitig erfordern eine breite Produktvielfalt und ein bedarfsorientierter Warennachschub zahlreiche Handlings-, Kommissionier- aber auch Repacking-Prozesse. Die Produkte gehen also durch viele Hände und werden dabei gegebenenfalls auch in logistische Behälter umgepackt. Insbesondere im Zusammenspiel mit einer zunehmend anspruchsvolleren Automatisierungstechnik werden Einweg-Transportverpackungen nicht durchgängig über alle Prozesspunkte hinweg genutzt und im schlechtesten Fall direkt an der ersten Umschlagstufe entsorgt. Es entstehen somit schnell hohe, nicht mehr benötigte Wertstoffmengen, wertvolle Materialien und Rohstoffe gehen verloren. „Spätestens an diesem Punkt muss darüber entschieden werden, ob der Einsatz von Mehrweg-Transportverpackungen schon in der Produktion nicht ökologisch und ökonomisch nachhaltiger ist. Ressourcen und Prozesse können so eingespart und optimiert werden“, empfiehlt Matthias Haubenreißer, Senior Manager Supply-Chain-Management bei GS1 Germany. Im Forum Rezyklat analysierten er und andere Expert:innen gemeinsam die Vorteile von Mehrweg- gegenüber Einweg-Transportverpackungen.
Erkenntnisse aus der Praxis für die Praxis
Im Forum Rezyklat kommen Stakeholder des Wertschöpfungskreislaufs von Verpackungen zusammen, um gemeinsame Lösungen für gleiche Herausforderungen zu finden: Das sind etwa Antworten auf endliche Ressourcen, steigende Energiepreise, gesetzliche Vorgaben und Kundenbedürfnisse.
Zudem setzt die derzeit in der Europäischen Union entstehende Packaging and Packaging Waste Regulation (PPWR) den zukünftigen politischen Rahmen für die Gestaltung und den Einsatz von Verpackungen. Eine zentrale Zielsetzung der PPWR ist die Etablierung einer Kreislaufwirtschaft im Verpackungssegment. Neben der Forderung nach Minimierung und Wiederverwertung, stehen Mehrwegsysteme im Fokus der Regulierung.
Viele Markenhersteller und Handelsunternehmen haben bereits zum Ziel, ihre CO₂-Emissionen zu minimieren und Ressourcen zu sparen und sehen hier Potenzial im Einsatz von Mehrwegverpackungen. Die vorliegende beispielhafte Analyse zieht Erkenntnisse aus dem Einsatz der GS1 Smart-Box heran, ein seit 2021 in Umlauf befindlicher standardisierter Mehrweg-Transportbehälter. Die gewonnenen Resultate lassen sich aber im Wesentlichen auch auf andere Mehrweg-Transportboxen, wie sie bereits vielfach in Unternehmen und Branchen eingesetzt werden, übertragen.
Mehrweg entfaltet volles Potenzial bei breitem Commitment
Die Analyse bestätigt die Annahmen der Expert:innen, dass relevant messbares Potenzial in der Überlegung, Einweg-Transportverpackungen durch Mehrweg-Alternativen zu ersetzen, steckt.
„Natürlich gilt es dabei immer, Effekte auf die gesamten Supply-Chain-Prozesse zu betrachten und Faktoren wie die Auslastung einer Mehrweg-Transportbox, insbesondere in Verbindung mit der zurückgelegten Transportstrecke, und die Lebensdauer des Behältnisses in die Kalkulation der Nachhaltigkeitseffekte einzubeziehen“, merkt Marco Quast von HBI Health & Beauty International an.
Am Ende, da sind sich die Expert:innen einig, hinge die Umsetzung – sprich die Einführung einer Mehrweg-Alternative zur Einweg-Transportverpackung – immer von einer sinnvollen Etablierung im Markt und natürlich von der Erreichung von Skaleneffekten für die Unternehmen in der Wertschöpfungskette ab. Standardisierung von unternehmensübergreifenden Mehrweg-Transportbehältern sei ein möglicher Stellhebel hierfür, setze aber entweder nachhaltiges Commitment aller beteiligten Supply Chain-Partner oder entsprechende – am besten internationale – Regulierungen voraus, um eine breite Akzeptanz und Umsetzung in der Praxis zu erzielen. Nur so könne eine unternehmensübergreifende Mehrweg-Transportbox ein sinnvolles nachhaltiges Instrument werden, um Material einzusparen und damit Ressourcen zu schonen, eine Kreislaufwirtschaft zu etablieren und die Prozesseffizienz zu erhöhen.
Eine Familie von Mehrweg-Transportbehältern ist laut der Analyse dann erfolgreich, wenn das Zusammenspiel von Verbraucherverpackung und Transportverpackung möglichst optimal ist. Das heißt, es sollte eine effektive Auslastung der Mehrweg-Transportverpackung und damit auch eine bestmögliche Auslastung der Palette im Sinn einer Optimierung von Transport- und Lagerkapazitäten ermöglichen. Nur so würden in der gesamten Lieferkette nicht nur Ressourcen für Transportverpackungen sowie Transporte – und somit Emissionen als auch Kosten – auf ein Minimum begrenzt. Dies trüge erheblich zur Schaffung einer langfristigen branchenübergreifenden Akzeptanz bei. Auch hier leiste Standardisierung einen wichtigen Beitrag.