Dadurch können mit dem jeweils aktuellen Stand der Entwicklung Sortiertests mit zerkleinerten Kunststoffen durchgeführt werden.
Anhand des Technikums konnte in den vergangenen Wochen im Rahmen von Machbarkeitsstudien mit industriellen Partnern gezeigt werden, dass geschredderte Kunststoffstücke (20 – 80 mm) automatisiert vereinzelt, mit hoher Präzision identifiziert und fehlerfrei in viele Fraktionen abgelegt werden können.
Die Sortiertests zeigen, dass solche Materialströme mit einer Ausbeute von 70 bis 90 % in die gewünschten Fraktionen sortiert werden können. Für markierte Kunststoffe wurde eine Reinheit der sortierten Fraktion von 99,9 % erreicht. Ebenso wurde die vergleichsweise hohe Qualität der NIR-Detektion im geschlossenen, kombinierten Detektor des Sort4Circle-Prozesses bestätigt.
Die Ergebnisse belegen, dass geschredderte Kunststoffe beispielsweise aus den Anwendungsbereichen Automobil, Weiße Ware, Bauwirtschaft oder Elektroindustrie effizient und mit hoher Reinheit in die Fraktionen sortiert werden können, die die nachfolgenden Aufbereitungsprozesse benötigen. Dadurch wäre für diese Materialien bei überschaubaren Kosten eine viel höhere Recyclingquote möglich, als sie aktuell etwa in der EU der Fall ist.
Die Lösung klingt einfach, aber konsequent: Es muss nur jedes Kunststoffstück erst automatisiert vereinzelt, dann in einem gegen die Umgebung geschützten Detektor durch alle sinnvollen Messtechniken konsistent vermessen und nachfolgend fehlerfrei in die richtige von ausreichend vielen zu differenzierenden Fraktionen abgelegt werden. Konzeptionell entspricht dieser Ablauf der Briefsortierung, wie sie weltweit praktiziert wird.
Bisher war eine solche Innovation nicht erforderlich. Der Markt war mit Recyclingquoten von unter 10 % zufrieden. Selbst in Europa wurden 2020 nur 18,6 % des eingesammelten Kunststoffabfalls zu einem Rezyklat verarbeitet. Jetzt zwingen uns aber Klimaschutz und Ressourceneffizienz zum Handeln. Die Kunststoffindustrie macht heute rund 5 % der Treibhausgas-Emissionen aus. Bei einem „Weiter so“ müsste sie bald über 10 % der Treibhausgas-Emissionen verantworten, weil andere Industriesektoren schon wirksame Maßnahmen zur Treibhausgasreduktion umsetzen. Die Kreislaufwirtschaft ist also für Kunststoffe alternativlos.
Die durch Sort4Circle spezifisch und rein vorsortierten Recycling-Kunststoffe können ferner durch neue Kunststoffe angereichert werden. Bis auf Weiteres wird die Rezyklatmenge ohnehin nicht genügen, um den Kunststoffbedarf vollständig zu decken. Simulationen zeigen, dass nur 4,7 % eines Rezyklats aus Kunststoffmaterial besteht, das mit mehr als fünf Recycling-Kreisläufen belastet ist, wenn bei jedem Kreislauf stets 40 % frischer Kunststoff zugemischt wird.
Nach zahlreichen Prüfungen beispielsweise zur Migration und Toxikologie wurde Anfang Oktober 2023 die Konformität der fluoreszierenden Marker mit den EU-Anforderungen für Kunststoffe mit Lebensmittelkontakt erreicht. Somit können die fluoreszierenden Marker in und auf Materialien, die mit Lebensmitteln in Berührung kommen, verwendet werden. Parallel ist ein entsprechender Zulassungsantrag in den USA (FDA) gestellt. Es wird mit einem
positiven Bescheid gerechnet.