Laut GVM Gesellschaft für Verpackungsmarktforschung hat das Recycling von Kunststoffverpackungen demnach auch im Jahr 2022 erneut zugenommen, und zwar um 2,1 Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahr, im Bereich des privaten Endverbrauchs um 3,5 Prozentpunkte. Damit erreichen Kunststoffverpackungen Recyclingquoten von insgesamt 65,6 Prozent bezogen auf den Gesamtmarkt – im Bereich des privaten Endverbrauchs sogar 69,8 Prozent.
Im langjährigen Trend stieg die Quote für Kunststoffverpackungen seit dem Jahr 2005 um 26,3 Prozentpunkte, beim privaten Endverbrauch sogar um 28,2 Prozentpunkte – die bei Weitem stärkste Entwicklung unter den Verpackungsmaterialien. Zum Bedauern der IK Industrievereinigung Kunststoffverpackungen spiegelt sich diese Aufholjagd beim Recycling aber noch nicht in der öffentlichen Wahrnehmung des Materials und seiner Verpackungsanwendung wider. „Kunststoffverpackungen durchlaufen seit Jahren einen enormen Wandel Richtung Mehrweg- und Recyclingfähigkeit sowie Rezyklateinsatz. Nun wird es langsam auch Zeit für ein Umdenken bei der Wahrnehmung des Materials“, so Mara Hancker, IK-Geschäftsführerin Kommunikation. „Wenn wir nachhaltig konsumieren und CO₂-Emissionen reduzieren wollen, ist Plastikdiskriminierung der komplett falsche Ansatz. Statt das überholte Narrativ der bösen Plastikverpackung zu wiederholen, geht es doch darum, unvoreingenommen optimale Lösungen zu befördern und dabei alle Beteiligten inklusive Industrie, Handel und Verbraucher in die Pflicht zu nehmen.“
Der Verbrauch von Kunststoffverpackungen nahm 2022 gegenüber dem Vorjahr um 87 kt bzw. 2,6 Prozent ab und lag bei 3.239 kt. Der private Endverbrauch fiel gegenüber Vorjahr um 70 kt bzw. um 3,4 Prozent auf 1.977 kt und lag damit auf dem Niveau von vor 2015. Kunststoffe machten im Jahr 2022 knapp 17 Prozent des gesamten Verpackungsverbrauchs aus.
Die Trendwende im Verbrauch von Kunststoffverpackungen zeichnete sich laut GVM bereits 2019 ab, wurde aber durch die Sondereffekte der Corona-Pandemie überlagert. Die Entwicklung des Verbrauchs von Kunststoffverpackungen ist das Ergebnis von langfristigen, zum Teil gegenläufigen Trends. Dazu zählen unter anderem:
- Ersatz von Kunststoff durch andere Materialien, insbesondere durch Lösungen aus Papier oder Papierverbunden
- Zunahme von flexiblen Verpackungen; etwa Nachfüllpackungen und Standbeutel.
- Abnehmender Verbrauch von PET-Getränkeflaschen bis 2022
- Stabile Nachfrage nach Thekenware im Supermarkt nach einem starken Trend zur Selbstbedienungsware
- Zunahme von verzehrfertiger Portionsware
- Schnelles Wachstum des Marktes für gekühlte Fertiggerichte
„Kunststoffe erfüllen die hohen Anforderungen des Handels und der Abfüller an leistungsstarke und effiziente Verpackungen“ erläutert Dr. Isabell Schmidt, Geschäftsführerin Kreislaufwirtschaft den Erfolg des Universalpackstoffs Kunststoff. „Derzeit müssen Kunststoffverpackungen jedoch einen Tribut für das schlechte Image vergangener Jahre zahlen. Nun ist es Zeit für eine Neubewertung. Der beeindruckende Aufwärtstrend im Recycling und die unvergleichbar gute Materialeffizienz machen Kunststoffverpackungen fit für die Zukunft.“