Dennoch landen viele Textilien im Abfall. Rund 218.900 Tonnen Textilabfälle werden derzeit jährlich in Österreich behandelt, davon werden 92 Prozent verbrannt und nur 3 Prozent recycelt oder zur Wiederverwendung vorbereitet. Die Recycling-Verfahren stecken noch in Kinderschuhen, unterschiedliche Materialien und Fasern erschweren den Vorgang. Ab 2025 fasst die EU Textilprodukte stärker ins Auge, schließlich ist für die neuen Regelungen ein Umdenken in der Produktgestaltung erforderlich. Daher hat die ARA gemeinsam mit der Lenzing-Gruppe ein Textilrecycling-Projekt gestartet.
Die Textilindustrie stellt die Kreislaufwirtschaft weltweit vor neue Herausforderungen. Die Herstellung ist ressourcenintensiv, der Verbrauch ist nach der Lebensmittelherstellung, dem Wohnungsbau sowie der Mobilität der vierstärkste Faktor, wenn es um die Auswirkungen auf die Umwelt und Klimakrise geht. Die EU-Kommission rechnet vor, dass bis 2030 der weltweite Textilkonsum um 63 Prozent ansteigen wird. Der Aktionsplan der EU fasst aus diesem Grund ab 1. Januar 2025 Textilprodukte stärker ins Auge. Neben neuen Anforderungen an die Produktgestaltung müssen künftig auch verbindliche Informationsanforderungen zur Kreislauffähigkeit angeführt werden. Um gegen grünen Etikettenschwindel vorzugehen, sind strengere Kontrollen geplant. Mit Inkrafttreten der neuen Regelungen werden Alttextilien erstmals auch als Siedlungsabfall definiert und müssen getrennt gesammelt werden. Das stellt Recyclingunternehmen vor Herausforderungen, denn noch sind die Verfahren aufwendig, unterschiedliche Materialien und Stoffzusammensetzungen erschweren den Recyclingprozess.
Recyclingprojekt soll jährlich 50.000 Tonnen verarbeiten
Damit Textilien optimal verarbeitet werden, braucht es exakte Informationen zu Fasern und allen zusätzlich verwendeten Materialien. „Wir befürworten diesen klaren Schritt in Richtung Kreislaufwirtschaft und arbeiten als Sortier- und Logistikpartnerin mit der Lenzing-Gruppe an einem Recyclingprojekt, das bis 2025 jährlich rund 50.000 Tonnen Textilabfälle verarbeiten soll“, erklärt ARA Vorstand Martin Prieler, und führt weiter aus: „Das Vermeiden von Textilien, vor allem in Hinblick auf den sich immer stärker entwickelnden ‘Fast Fashion‘-Trend, ist die erste Maßnahme für einen ökologischeren Umgang mit unseren Rohstoffen. Wir setzen dann bei den weiteren Schritten der Abfallhierarchie – nämlich dem Recycling – an.“ Im Rahmen des Pilotprojekts werden Alttextilien gesammelt, an die ARA übergeben und anschließend an die Caritas geliefert, wo sie mithilfe einer Recyclinganlage von Hand sortiert werden. Beim
Altkleidersammlung gehört für Österreicher*innen dazu
Laut einer ARA Studie zum Recyclingverhalten gemeinsam mit Integral geben vier von fünf Österreicher:innen an, ihre Altkleidung zu sammeln. So entsorgen 68 Prozent Kleidungsstücke im Altkleider-Container, 42 Prozent geben die Textilien an Freund*innen, Familie oder Bekannte weiter, 21 Prozent bringen sie in den Secondhand-Laden, 16 Prozent nutzen Kleidersammel-Programme im Handel und 15 Prozent heben diese auf. Eignen sich diese nicht mehr zum Weitergeben, nutzen 42 Prozent der Befragten die alten Kleidungsstücke zum Putzen.
Sinn von Textilrecycling verstehen: Bürger*innen wünschen sich mehr Aufklärung
„Für eine erfolgreiche Umsetzung der EU-Verordnung bedarf es ein klares Engagement der Politik und Wirtschaft. Doch auch Bürger:innen können ihren Beitrag leisten, zum Beispiel durch korrekte Abfalltrennung. In der Kreislaufwirtschaft sind, ähnlich wie bei der Herstellung eines Kleidungsstücks, viele kleine Schritte von großer Bedeutung. Wie jede Naht im Endprodukt zählt, ist auch jede einzelne Tat wichtig“, ermutigt Prieler. Damit noch mehr Textilien gesammelt werden, wünschen sich 39 Prozent mehr Sammelbehälter, 34 Prozent wären für ein Belohnungssystem im Handel. Rund ein Drittel möchte den Sinn der getrennten Sammlung besser verstehen. Für die Entsorgung von Textilien werden sogar zusätzliche Strecken in Kauf genommen: Fast zwei Drittel gehen einen extra Weg für die Entsorgung von Alttextilien (67 %). Jedoch verbindet auch der Großteil der Bevölkerung die Entsorgung von Textilien mit einem größeren Zeitaufwand.