Start-ups retten Wasser, Windräder und Baustoffe

Beim DemoDay des Circular Valley präsentierten 14 junge Unternehmen ihre Ideen für eine Kreislaufwirtschaft.
Die Start-ups der 5. Kohorte beim DemoDay. Copyright: Jan Turek / Circular Valley

Ein gutes Circular-Economy-Start-up erzielt eine dreifache Wirkung: Es verhindert Emissionen, schont Rohstoffe und spart Geld. Gemessen daran waren beim DemoDay des Circular Valley 14 Start-ups zu Gast. Die internationalen Unternehmerinnen und Unternehmer, die die Initiative aktuell in der Rhein-Ruhr-Region fördert, präsentierten Geschäftsmodelle, mit denen sie Umweltbelastungen im großen Maßstab verhindern, aus vermeintlichen Abfällen neue Materialien machen und den bisher üblichen Verbrauch von Wasser, Holz oder Beton deutlich senken.

Beispiele vom DemoDay

Angesichts der Kunststoff-Verschmutzung der Weltmeere suchen viele Start-ups nach Alternativen zum Plastik. Mi Terro aus den USA hat einen biobasierten Kunststoff entwickelt, mit dem man etwa Waschmittel oder Ketchup verpacken kann. One.five aus Deutschland hat neue Umhüllungen für Lebens- und Nahrungsergänzungsmittel sowie Toilettenartikel erfunden.

70 Prozent des Frischwassers geht in die Landwirtschaft. Damit dieser Anteil sinkt, hat Smart Watering Solutions aus Serbien eine App entwickelt. Sie liefert genaue Daten, wann und wie viel Wasser gebraucht wird. Das spart 15 Prozent Kosten und 19 Kilogramm CO₂ pro Hektar.

Der Bausektor hat einen hohen Anteil an den Schadstoffausstößen, umgekehrt bietet er daher viele Möglichkeiten, Emissionen zu senken. Wie das gehen kann, zeigten beim DemoDay Widuz aus Singapur und Kohlschein Modulbau aus Warburg. Die Asiaten haben einen Hochleistungs-Bambus entwickelt. Der schnell wachsende Rohstoff ersetzt Holz, zum Beispiel in Möbeln, Fensterrahmen und Treppen. Kohlschein Modulbau nutzt Altglas beziehungsweise Hanfbeton, um umweltfreundliche Bauteile zu schaffen.

Das deutsche Start-up Voodin Blade Technologies löst eine Herausforderung bei den erneuerbaren Energien. Bisher werden Windkraftanlagen, wenn sie das Ende ihrer Lebensdauer erreicht haben, kaum recycelt. Der Aufwand ist so hoch, dass 78 Prozent der Windräder auf einer Deponie landen. Voodin Blade hat Flügel aus Holz entwickelt, die dieselben Eigenschaften haben wie herkömmliche Rotorblätter, aber wiederverwertet werden können und deshalb 20 Prozent Kosten sparen. Einen Prototyp gibt es bereits, in den nächsten beiden Jahren entstehen nun immer größere Flügel.

Quadloop geht zwei in Afrika weitverbreitete Probleme an: die großen Mengen an Elektroschrott und die instabile Stromversorgung. Die Nigerianer stellen aus Abfällen Solarlaternen her. Sie halten Elektroteile im Kreislauf und sorgen für sicheres Licht. Damit haben sie unter anderem beim Weltwirtschaftsforum in Davos für Aufsehen gesorgt.

Im selben Feld arbeiten zwei weitere Circular-Valley-Startups: Niu Niu aus Mexiko hat eine KI-Technik entwickelt, die die Bestandteile von Elektroschrott analysiert und so unter anderem seltene Stoffe rettet. Und Circu Li-Ion aus Luxemburg ermöglicht es, Batterien sauber zu recyceln und wiederzuverwerten.

Circular Valley und seine Partner unterstützen die Start-ups

Die Teilnehmenden für eine Runde des Circular-Economy-Accelerators werden von einer Jury aus vielen Hundert Vorschlägen ausgewählt. Sie werden dann über drei Monate unterstützt, ihre Idee marktfähig und groß zu machen. Hochkarätige Coaches und Mentoren arbeiten im Circular Valley mit den Start-ups an ihren Geschäftsmodellen. Zudem vermittelt die Initiative einen intensiven Austausch zwischen den jungen und etablierten Unternehmen.

Dass dies wirtschaftlich sehr aussichtsreich ist, betonte jüngst Bundesumweltministerin Steffi Lemke. „Umwelt- und Naturschutz werden immer stärker zu Innovationstreibern für unsere Wirtschaft“, sagte sie in einer Videobotschaft an Circular Valley. Der globale Wettbewerb um die besten Ideen im technischen Umweltschutz nähme nun „wirklich Fahrt auf“.

Alumni erreichen Meilensteine

Wie wichtig das Circular Valley für den weiteren Weg ist, bewiesen mehrere Start-ups früherer Förderrunden, die im Publikum des DemoDays saßen: Plastic Fischer hat gerade die 1000. Tonne Kunststoffmüll aus Flüssen in Indien und Indonesien geholt. Den ersten Partner aus der etablierten Wirtschaft fand das in Köln angesiedelte Unternehmen nach seiner Präsentation in Wuppertal vor zwei Jahren. Einen ähnlichen Meilenstein erreichte das Circular-Valley-Startup Bioweg, das soeben eine Partnerschaft mit Bayer geschlossen hat. Ziel ist es, biologisch abbaubare Saatgutbeschichtungen zu entwickeln.

Die Start-ups in der aktuellen Runde des Förderprogramms von Circular Valley
  • Nachhaltiges Bauen: Widuz (Singapur), Kohlschein Modulbau (Deutschland)
  • Landwirtschaft: Smart Watering Solutions (Serbien)
  • Wasser: BlueActivity (Deutschland)
  • Alternative Rohstoffe: Mi Terro (USA), Ourobio (USA), Bio Treasure (Jemen), Voodin Blade (Deutschland)
  • Recycling: Circu Li-ion (Luxemburg), NIU NIU (Mexiko), QuadLoop (Nigeria), Microwave Solutions (Schweiz), Vertmonde (Ecuador)
  • Kunststoffe: one.five (Deutschland)

Kommentar schreiben

Please enter your comment!
Please enter your name here

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.