Wie und wo werden Kreisläufe heute in der Schweiz geschlossen? Welche Erwartungen hat die Politik rund um Kreislaufschließung an die Wirtschaft? Und welche Datenlage rund um nachhaltige Verpackungen gibt es? Diese und weitere Fragen wurden mit Fachexpert*innen aus der Branche am fünften Forum Kreislaufwirtschaft vom 9. November 2023 beleuchtet und kompetent diskutiert.
Nationalrätin Susanne Vincenz-Stauffacher zeigte sich am Anfang des Forums erfreut, dass auf einmal die Wünsche der Politik an die Wirtschaft im Zentrum standen – und nicht umgekehrt. Sie erwarte von allen Akteur*innen der Wertschöpfungskette einen aktiven Einsatz für die Umsetzung einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft – sei es durch eine klare Verantwortung in Bezug auf Produkte und deren Rückführung in den Kreislauf als auch bei der Entwicklung von Innovationen.
Gemeinsam im Kreis drehen sei in diesem Gebiet ausnahmsweise erwünscht, fügte sie mit einem Schmunzeln an, bevor sie das Wort an Julia Beyer übergab. Die Kundenberaterin von Vögeli zeigte den langen Weg ihres Unternehmens in Richtung Nachhaltigkeit auf – bei dem die Kreislaufschließung nur ein weiterer Schritt darstelle. Wichtig für den Erfolg seien Kooperationen und Zeit, um sich mit anderen Akteur*innen auszutauschen. Nur so können die Kreisläufe von Anfang an mitgedacht und effizient geschlossen werden.
Julia Bachmann, Co-Leiterin des Sustainability in Business Lab (sus.lab) der ETH Zürich, gab daraufhin einen Einblick in die Wissenschaft und zeigte auf, warum eine transparente Datenbank und Messungen essenziell sind, um die gesetzten Verpackungsziele zu erreichen. So können auch Optimierungspotenziale zum Vorschein kommen, die die Industrie ohne klare Datenbasis nicht erkannt hätte. Wenn etwa Einweg-Glas bei Gewürzen durch Plastikbeutel ersetzt werden, könne eine Reduktion von 75 % CO2eq. erreicht werden. Oder wenn im Putzmittelbereich Sprühflaschen aus Einweg-Plastik durch dehydrierte Tabletten ausgetauscht würden, wäre eine CO2eq.-Reduktion von bis zu 90 % möglich.
Gründung der Branchenorganisation für Kunststoff- und Getränkekartonrecycling
Zum Schluss des ersten Blocks folgte ein Ausblick, wo das Projekt „Sammlung 2025“ hingeht. Im Rahmen dieses Projekts arbeiten Organisationen entlang der ganzen Wertschöpfungskette an einer Kreislaufwirtschaft für Kunststoffverpackungen und Getränkekartons. Um dieses ambitionierte Ziel zu erreichen, ist ein schweizweit harmonisiertes Recyclingsystem für die genannten Verpackungsarten geplant. Ende November folgt mit der Gründung der zuständigen Branchenorganisation ein wichtiger Meilenstein zur Zielerreichung.
Die anschließende Podiumsdiskussion mit Nationalrätin Susanne Vincenz-Stauffacher, Catharina Bening von der ETH und Melanie Haupt, Vorstandsmitglied von Circular Economy Switzerland, spiegelte verschiedene Sichtweisen der Politik, Wissenschaft und Wirtschaft auf den Status quo und die Zukunft der Umsetzung der Kreislaufwirtschaft in der Schweiz.
Alle Diskussionsteilnehmenden betonten, dass eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft kein Selbstzweck sein kann, sondern auf höhere Ziele wie den Umweltschutz oder die Ressourcenschonung einzahlen muss.
Das Thema sei jedoch auf jeden Fall auch in Bundesbern angekommen. Nun müssten laut Catharina Bening auch KMUs sowie die Bevölkerung etwa mit Anreizsystemen auf den Weg mitgenommen werden. Heute stehen wir bei 7 % Zirkularität laut dem Schweizer Circularity Gap Report. „In 10 Jahren müssen wir besser dastehen und wir helfen gerne mit, um dieses Ziel zu erreichen“, war sich das Podium einig.