Seit dem Zweiten Weltkrieg hat Kunststoff, dank seiner praktischen Eigenschaften und kosteneffizienten Produktion, die Industrielandschaft revolutioniert. Von 1950 bis heute stieg die Produktion von zwei auf beeindruckende 391 Millionen Tonnen. Mit einer derartigen Produktion stellt sich jedoch heute mehr denn je die Frage der Nachhaltigkeit sowie Entsorgung dieses weitverbreiteten Materials – und wie die Industrie die Herausforderungen lösen kann, die damit einhergehen.
Weltweit werden jährlich ca. 240 Millionen Tonnen Kunststoffabfall gesammelt, von denen allein 30 Millionen Tonnen aus der EU-27 stammen. Besorgniserregend ist, dass insbesondere Kunststoffverpackungen, trotz ihres kurzen Lebenszyklus, mehr als 60 % des Kunststoffabfalls in der EU ausmachen. Nicht nur die unsachgemäße Entsorgung dieser Kunststoffabfälle stellt ein ernstes Problem dar, sondern auch die CO₂-Emissionen über den Lebenszyklus hinweg, die etwa 4 % der gesamten globalen Emissionen ausmachen.
Angesichts dieser enormen Belastung für die Umwelt, hat die EU in den vergangenen Jahren eine Vielzahl von Richtlinien und Verordnungen erlassen, um das Recycling von Kunststoffen zu fördern. Ziel der EU ist es, eine Recyclingquote von mindestens 50 % des Kunststoffverpackungsabfalls bis 2025 und von 55 % bis 2030 zu erreichen. Um den EU-Zielen zu entsprechen, müssen die Recyclingkapazitäten laut den Berechnungen von Pareto jedoch in den nächsten zehn Jahren um mindestens 5 % pro Jahr wachsen. Deutschland, als einer der größten Produzenten von Kunststoffabfällen in der EU, hat zusätzliche Maßnahmen und Gesetze eingeführt, die oft über die EU-Vorgaben hinausgehen. Mit Systemen wie dem Dualen System und dem Pfand-Rücknahmesystem für PET-Flaschen hat das Land beispielhafte Initiativen geschaffen, die hohe Recyclingquoten und eine bessere Qualität von Rezyklaten fördern.
Die Notwendigkeit für mehr Recycling ist offenkundig. Doch was in der Theorie einfach klingt, birgt in der Praxis immense Hürden. Denn im Gegensatz zu anderen Materialien wie Stahl, Aluminium, Glas oder Papier, die Recyclingquoten von über 80 % aufweisen, stellen sich mit Blick auf Kunststoff einzigartige Herausforderungen. Dazu gehören die Vielfalt der Kunststofftypen, die Komplexität ihrer Zusammensetzungen, sowie die Wirtschaftlichkeit des Recyclings. Die Folge: Aktuell werden nur 10 Millionen Tonnen der in der EU anfallenden 30 Millionen Tonnen Kunststoff-Post-Consumer-Abfälle recycelt.
Doch welche Technologie bringt auch die gewünschten Ergebnisse? Obwohl mechanisches Recycling in Europa dominiert – mit führenden Unternehmen wie Remondis, Veolia und Suez – gewinnt das chemische Recycling rasant an Fahrt. Viele Akteure erkennen das Potenzial: Neben Newcomern sind auch Schwergewichte wie BASF, Shell und OMV bereits aktiv im Sektor.
Mit Blick auf die zukünftige Entwicklung in Sachen Kunststoffrecycling erwartet Pareto, dass der Anteil von Rezyklaten in Verpackungen zunehmend zu einem Marketinginstrument für Konsumgüterunternehmen wird, der Preis für Kunststoffrezyklate sich noch weiter vom Preis für Neukunststoff abkoppeln könnte, eine verbesserte Sortierung der Schlüssel zu höheren Recyclingquoten und besserer Qualität von Rezyklaten ist, die chemischen Recyclingtechnologien weiter an Fahrt gewinnen werden, und in Europa mehr Pfand-Rücknahmesysteme eingerichtet werden.