Rund 90 Teilnehmer*innen aus Industrie, Forschung und Behörden diskutierten die Herausforderungen, Möglichkeiten und potenziellen Lösungsansätze für einen noch besseren Einsatz von Hausmüllverbrennungs (HMV)-Schlacke.
HMV-Schlacken als Ressource
In Zeiten zunehmender Rohstoffknappheit im Bausektor verschärft sich der Blick auf HMV-Schlacken als alternative Ressource für Mineralik und Metalle. So hat sich HMV-Schlacke über Jahre als Ersatzbaustoff mit vielen Anwendungsgebieten etabliert. Sowohl aus bautechnischer Sicht, als auch mit Blick auf die Umweltvorgaben, bietet sich der Einsatz im Straßenbau, Gewerbebau sowie im Deponiebau an. Der Einsatz von HMV-Schlacke trägt somit zur Substitution wertvoller mineralischer Primärrohstoffe bei.
Darüber hinaus werden bei der Aufbereitung von HMV-Schlacke wertvolle Metalle gewonnen. Diese Recyclingmetalle weisen gegenüber Metallen aus der Gewinnung durch Abbau und Produktion mit primären Materialien eine wesentlich verbesserte Klimabilanz auf.
Mit dem Inkrafttreten der Ersatzbaustoffverordnung am 1. August 2023 gibt es erstmals bundeseinheitliche und rechtsverbindliche Anforderungen an die Herstellung und den Einbau von HMV-Schlacke für den Einsatz in technischen Bauwerken. Ein Schub für den Einsatz von HMV-Schlacke in den Anwendungsgebieten der EBV ist vor allem perspektivisch in Verbindung mit einer weitergehenden Regelung zum Abfallende zu erwarten.
Innovative Verfahren für den Einsatz HMV-Schlacken
HMV-Schlacke kann aber mehr. In diesem Sinne legten die Veranstalter ein Hauptaugenmerk auf die Frage, wie die mineralische Fraktion von HMV-Schlacke zukünftig mit innovativen Verfahren als Sekundärgesteinskörnung für die Beton- und Zementindustrie aufbereitet und eingesetzt werden kann. In Deutschland sind in den vergangenen Jahren mehrere Forschungsvorhaben erfolgreich angelaufen, die an unterschiedlichen Stellen genau dieser Frage nachgehen.
So beschäftigt sich das durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderte Forschungsvorhaben EMSARZEM (Einsatz von HMV-Schlacke als Rohstoff für die Zementherstellung) mit der Trennung von Metallen aus Fertigschlacken zwecks Herstellung eines sauberen mineralischen Produkts, das als Rohmaterial für die Klinkerproduktion in der Zementindustrie eingesetzt werden kann.
Das Forschungsvorhaben „HMV-Öko Beton“ der Universität Kassel befasst sich mit der Entwicklung geeigneter Aufbereitungspfade zur Erreichung einer optimalen Qualität der mineralischen Fraktion zur Nutzung als Ersatz für Gesteinskörnungen und Bindemittel in Betonprodukten.
Eine Arbeitsgemeinschaft von Heidemann Recycling GmbH und EEW Energy from Waste GmbH stellte bei der Tagung schließlich das aus aufbereiteter HMV-Schlacke bestehende Produkt „S-CEM“ vor, welches als Additiv zur Herstellung ausgewählter und konfigurierter Bindemittel und Betone genutzt werden könnte. Nach Auffassung der Unternehmen kann es in Zukunft zu einer erheblichen Verringerung der Emissionen in der CO₂-intensiven Zementherstellung und zur Schonung von natürlichen Ressourcen beitragen.
Mangel an erforderlichen Gesetzen für den Bereich der Beton- und Zementindustrie
Es fehlt in Deutschland jedoch an den rechtlichen Grundlagen und entsprechenden Anpassungen der Normen für derartige Einsätze. Deshalb ist eine Befassung mit den Einsatzmöglichkeiten von HMV-Schlacken in gemischten Produkten durch den Gesetzgeber und die Normungsinstitutionen dringend erforderlich. Nur so können neben dem bereits bewährten Einsatz von HMV-Schlacke weitere Standbeine im Sinne der Kreislaufwirtschaft etabliert werden.