„Wir können keine großen Lagerkapazitäten in der Fläche an dem Standort aufbauen. Darum sollte unser Material schnell aufbereitet und dann weiter zu den Kunden wie Stahlwerke und Gießereien in Umlauf gebracht werden“, erklärt Geschäftsführer Simon Braun. Das neue Gerät mit 39 Tonnen passt nun besser zum Einsatz im engen Hof, weil es mehr oder weniger von einem festen Standpunkt aus besser in Richtung Haufwerke schwenken und mit 16,5 Meter Reichweite mehr Metalle in kürzerer Zeit umschlagen kann, während der Vorgänger mit 30 Tonnen beim Umschlag nur elf Meter Reichweite erzielte und immer wieder seine Position wechseln musste. „Es ist der erste Bagger der neuen Generation in dieser Größe in Süddeutschland, den wir hiermit in den Einsatz nehmen“, so Daniel Rohloff, Leiter der Zeppelin Niederlassung Ulm. Und was sagen Unternehmer Simon Braun und Fahrer Ralph Kempf zu der neuen Technik?
Die Premium-Kabine verfügt über eine Schalldämmung, die den Geräuschpegel in der Kabine deutlich reduziert – sie kann das Gütesiegel des Blauen Engels vorweisen. „Auch außerhalb sind die Geräusche deutlich niedriger, sagen die Kollegen, die sortieren und mit dem Schneidbrenner arbeiten“, so der Maschinist. Jeden Morgen startet er um halb acht Uhr den 151 kW (202 PS) starken Motor. Der luftgefederte Sitz mit Kopfstütze, Heizung und Belüftung lässt sich bequem an seinen Bediener anpassen. Die Frontscheibe besteht aus Verbundglas (P5A-Glas) und in Kombination mit dem Steinschlagschutz bietet es Schutz vor Trümmern, die sich auf die Maschine einschlagen könnten. Auf Wunsch von Ralph Kempf wurden getönte Scheiben verbaut. „Es gibt immer weniger Maschinisten. Darum wollen wir auch nach Möglichkeit ihren Wünschen nachkommen“, so Simon Braun. Das ist nicht die einzige Veränderung. Die größte ist die Joystick-Lenkung – das Lenkrad ist passé. Eine Umstellung nicht nur bei der Bedienung, sondern auch, was den Platz in der Kabine betrifft. „Damit habe ich mehr Beinfreiheit“, lautet der Kommentar des Fahrers. Die Joysticks sind ergonomisch angeordnet, um Ermüdungserscheinungen vorzubeugen.
Noch befindet sich der Umschlagbagger, der innerhalb der ersten sechs Wochen 300 Stunden auf die Betriebsstundenanzeige gebracht hat, in der Einstellphase. Bislang fährt Kempf im Smart-Modus, der die Motor- und Hydraulikleistung automatisch an die Arbeitsbedingungen anpasst, um den Kraftstoffverbrauch zu senken. „Einen Unterschied zum Power-Modus merke ich derzeit noch nicht“, räumt er ein. Nach den ersten 500 Betriebsstunden werden die finalen Einstellungen daher von Zeppelin und dem Service nachjustiert und angepasst.
Wie alle Cat-Bagger der neuen Generation ist die Maschine mit einer elektrohydraulischen Vorsteuerung ausgestattet. Das bedeutet, mehr auf den Fahrer und seine bevorzugte Fahrweise abgestimmte Einstellungen zu reagieren. Der eine Fahrer mag es lieber langsamer und träger – Kempf dagegen bevorzugt ein aggressives Ansprechverhalten. „Ich will keine extra Werbung machen, doch der neue Bagger ist viel feinfühliger, reagiert schnell und dank der Elektronik spricht er viel genauer an. Durch das große Gerät können wir auch mehr Volumen fassen. Trotzdem ist die Maschine immer noch kompakt“, lautet sein Urteil.
Aufgrund der eingeschränkten Platzverhältnisse liegt das Material oftmals nur wenige Stunden auf dem Schrottplatz, bis es dem Wertstoffkreislauf wieder zugeführt wird. „Die Energiekrise stellt uns aktuell vor große Herausforderungen. Denn viele Stahlwerke reduzieren aufgrund der horrenden Strompreise ihre Produktion und das bedeutet, dass sie weniger Stahlschrott nachfragen“, so Simon Braun. Das wirkt sich wiederum auf die Haufwerke und deren Höhe aus, die damit ansteigt. „Sehr wichtig ist uns die Zuverlässigkeit des Baggers, denn die Maschine sollte nicht mehrere Tage am Stück stehen, weil dann in der ohnehin schon angespannten Situation die vereinbarte Preisbindung ausläuft. Wir müssen da schnell reagieren und liefern“, betont der Geschäftsführer. Das Unternehmen hat sich daher für einen Full-Service-Vertrag entschieden. „Das bedeutet kalkulierbare Kosten und keine bösen Überraschungen“, fügt Niederlassungsleiter Daniel Rohloff dazu.
Mit dem Joystick steuert Ralph Kempf den Ausleger samt Mehrschalengreifer für den Umschlag von Schrotten und Metallen oder auch einen Magneten, den er separat einhängt, um Material zu sortieren oder zu verladen. Für diesen gibt es extra einen 20-kW-Generator, voll in die Maschine integriert mit Verkabelung bis zur Stielnase, der einen effizienten Betrieb gewährleistet. Weil der Platz begrenzt ist, zählt umso mehr die Kommunikation per Funk oder der Blickkontakt zu den Kollegen, die mit weiterer Umschlagtechnik oder mit Schneidbrennern arbeiten. Die serienmäßige Rückfahrkamera und eine Kamera auf der rechten Seite tragen dazu bei, dass der Fahrer seine Umgebung immer im Blick hat. Für Einsätze bei schlechten Lichtverhältnissen haben Ausleger, Stiel und Kabine LED-Beleuchtung erhalten.
Die Eisen Braun GmbH ist ein klassisches Unternehmen im Schrott- und Metallhandel, das inzwischen seit 70 Jahren am Standort in der Alpenstraße in Memmingen besteht und mit Simon Braun von der vierten Familiengeneration geführt wird. Recycelt werden Schrotte und Metalle aus der Industrie, wie Späne oder Blech- und Stanzabfälle, aber auch Schrotte aus dem Abbruch wie Träger und Baustahl sowie grundsätzlich alle anfallenden Schrotte und Buntmetalle. Sie werden je nach Kundenwunsch sortiert, aufbereitet, geschnitten und gegebenenfalls auch gepresst.
Sechs eigene Lkw holen das Material bei Kunden direkt vor Ort in einem Umkreis von 150 Kilometern ab. Im Umlauf sind Absetz- und Abrollcontainer sowie mehrere Fahrzeuge mit Ladekran. Der Betrieb verfügt über eine Bahnverladung – sechs Waggons passen auf das Gelände mit Gleisanschluss und werden dann von dem Cat MH3040 beladen. Eine extra Baggerwaage wurde zwischen Bagger und Greifer verbaut, um für die Waggons das genaue Gewicht zu erfassen. Und die Bahnverladung erklärt, warum der Schrott- und Metallrecycler an seinem Standort so festhält. „Langfristig werden Transporte per Schiene noch wichtiger werden, wenn wir den Lkw-Verkehr reduzieren wollen oder aufgrund Fahrermangel müssen“, so Simon Braun. Er legt Wert darauf, die Emissionen nachhaltig zu senken. „Schrott- und Metallrecycling ist ein wichtiger Beitrag zum Umweltschutz. Schrotte und Metalle können beliebig oft ohne Qualitätsverlust wiederverwertet werden. Das auch noch mit wesentlich weniger Energieeinsatz wie bei der Herstellung aus dem Ursprungsrohstoff wie beispielsweise Eisenerz“, stellt er klar. Hierzu soll auch der neue Umschlagbagger beitragen.