Der weltweite Markt für Holzrecycling entwickelt sich dynamisch: Die Industrie erkennt zunehmend die Notwendigkeit, Holzabfälle zu nutzen, da sie wertvolle recycelbare Materialien enthalten, die bei entsprechender Sortierung als hochwertige Rezyklate zur Herstellung neuer Holzwerkstoffe verwendet werden können. Schon heute setzen viele Holzplatten- und Möbelhersteller auf recyceltes Holz, um Preisschwankungen abzufedern und sich den Zugang zu einer ausreichenden Menge an Rohstoffen zu sichern. Das Recycling von Holzabfällen trägt wesentlich zum Wandel hin zu einer Kreislaufwirtschaft bei und hilft bei der Bewältigung aktueller Herausforderungen.
Während des Webcasts von Tomra verfolgten Teilnehmer aus zahlreichen Ländern die Präsentationen von Jose Matas, Segment Manager Wood bei Tomra, Murat Sanli, Wood Sales Engineer bei Tomra, und Jan-Olof Fechter, Materialexperte und Technikingenieur bei Ikea of Sweden. Die Expertenrunde gab einen Überblick über den Status Quo des Marktes, Herausforderungen und Lösungen, um den Holzkreislauf zu schließen.
Zu Beginn des Webcasts sprach Matas über aktuelle Markttrends, die durch die Energiekrise in Europa, die Auswirkungen des Klimawandels und die zunehmende Abhängigkeit der Industrie von Rezyklaten beeinflusst werden, um ihre Nachhaltigkeitsziele zu erreichen. „Die Energiekrise trifft uns in Europa hart. Viele Haushalte greifen auf Holz als alternative Heizquelle zurück und treiben damit die ohnehin schon rekordverdächtige Nachfrage nach Holz weiter in die Höhe“, betonte Matas. „In Verbindung mit dem allgemeinen Materialmangel auf dem Markt wird die Beschaffung von Holz in ausreichender Menge und Qualität immer schwieriger, und hinzu kommen die extrem hohen Preise.“ Er fügte hinzu, dass die Holzwerkstoffindustrie die Möglichkeiten erkannt hat, die eine Kreislaufwirtschaft für Holz bietet, um auf Material zuzugreifen und einen rentablen Betrieb aufrechtzuerhalten. Wenn wir die riesigen Mengen an jährlich anfallendem Altholz nutzen und es ordnungsgemäß sammeln, sortieren und in einzelne Materialfraktionen recyceln, profitieren sowohl Recycler als auch Hersteller von Holzwerkstoffen von den Wettbewerbsvorteilen. Recycler auf der einen Seite erhalten die Möglichkeit, einzelne Altholzfraktionen, von unbearbeitetem Holz bis zu mitteldichten Holzfaserplatten, zu erzeugen und als hochwertige Sekundärmaterialien zu vertreiben. Die Hersteller wiederum profitieren von einer konstanten Quelle von Materialien, sorgen dank eines besseren Preises für recyceltes Holz im Vergleich zu frischem Holz für einen rentablen Betrieb und tragen dazu bei, die vom Markt geforderten Mengen und Stückzahlen bereitzustellen.
Im Anschluss an Matas erhielten die Teilnehmer einen aufschlussreichen Einblick in die Perspektive eines Herstellers. Jan-Olof Fechter erläuterte, wie IKEA Nachhaltigkeit und Recycling in sein Geschäft einbindet und wie die langfristigen Ziele des Unternehmens in Bezug auf Rezyklate aussehen. „Heute wird nur 1 % der Möbel wiederverwendet, aber 99 % werden recycelt, was 800.000 Tonnen Möbeln entspricht. Diese Zahlen belegen, dass Recyclingprozesse vorhanden sind und uns bereits auf unserem Weg zur Herstellung umweltfreundlicherer Produkte unterstützen. Es gibt jedoch noch ungenutztes Potenzial, auf das wir jetzt zugreifen müssen“, erklärte Fechter. Anschließend präsentierte und erläuterte er die Ziele von IKEA für den Rezyklatanteil bei Holzplatten und MDF- und HDF-Platten für die Zukunft. Während im Jahr 2020 die Holzplatten zu 2 % aus recyceltem Material und die MDF- und HDF-Platten ausschließlich aus neuem Material bestehen, will Ikea im Jahr 2025 den Anteil an Rezyklaten in den Holzplatten auf 56 % und bei den MDF- und HDF-Platten auf 9 % erhöhen. In einer abschließenden Folie verglich Fechter den End-of-Life-Prozess für Möbel im Allgemeinen mit dem von IKEAs Produkten und hob die Rolle hervor, die die sensorbasierte Sortierung bei der Rückgewinnung und Herstellung von Holz- und Faserplatten aus Sekundärrohstoffen spielt.
Nachdem die ersten beiden Referenten die zahlreichen Vorteile einer Kreislaufwirtschaft für Holz erläutert hatten, erklärte Murat Sanli, wie ein ganzheitlicher Ansatz den Anteil an recyceltem Holz maximieren kann. „Um das Potenzial von recyceltem Holz voll auszuschöpfen, müssen wir uns auf drei Säulen konzentrieren: die Sammlung, die Sortierung und das Recycling von Holzabfällen“, so Sanli. Entscheidend für die Qualität des Endprodukts sind technologiegestützte Lösungen für die Sortierung. Wie Fechter ausführte, sind die Hersteller um mehr Nachhaltigkeit bemüht und wollen den Rezyklatanteil in ihren Holzplatten erhöhen. Dazu müssen sie die reinsten Materialfraktionen verwenden, wie z.B. unbehandeltes Holz und MDF. Die Rückgewinnung einzelner Holzfraktionen erfordert umfangreiche Reinigungs- und Sortierprozesse, da Altholz aus einer Vielzahl unterschiedlicher Materialien besteht, darunter Verunreinigungen und verschiedene Holzarten wie OSB, MDF und Sperrholz bis hin zu beschichteten Materialien und recycelbaren, nicht verarbeiteten Fraktionen. Der Einsatz intelligenter Technologien während des gesamten Sortierprozesses verschafft den Betreibern der Anlagen einen dreifachen Wettbewerbsvorteil: Sie können Holz entsprechend ihren Anforderungen sortenrein zurückgewinnen, hohe Durchsätze erzielen und Reinheitsgrade erreichen, die mit herkömmlicher Technologie nicht möglich wären.
In einer abschließenden Fragerunde hatten die Teilnehmer die Möglichkeit, zusätzliche Fragen zu stellen und zeigten großes Interesse an den besprochenen Themen. Für diejenigen, die nicht an der Live-Veranstaltung teilnehmen konnten, können Sie sich die Aufzeichnungen ansehen.