Energie und Rohstoffe bleiben teuer

Der Anstieg der Energie- und Rohstoffpreise nimmt auch 2022 kein Ende, auch wenn die Preise bei den Industrierohstoffen etwas zurückgehen. Zusätzlich belasten Versorgungsengpässe und Personalknappheit die Unternehmen. Das sind die zentralen Ergebnisse einer aktuellen Rohstoffstudie.
(Quelle: Unsplash, Reproductive Health Supplies Coalition)

77 Prozent der Teilnehmer*innen der Studie, die die Unternehmensberatung Inverto in Kooperation mit dem Handelsblatt durchführte, stellen eine eingeschränkte Verfügbarkeit von Rohstoffen fest. Am schwierigsten ist demnach die Lage bei Öl und Gas (37 Prozent), Eisenmetallen und Stahl (35 Prozent) sowie Chemikalien (32 Prozent). Damit verbleibe der Rohstoffmangel, wie auch in der Studie von 2021, auf einem konstant hohen Niveau.

Laut 90 Prozent der Studienteilnehmer*innen wirkt sich der Einfluss von steigenden Rohstoffpreisen am stärksten auf das Geschäftserlebnis aus. Trotz der aktuellen Preissenkungen bei vielen Industriemetallen rechnen 81 Prozent der Befragten weiter mit moderat oder sogar stark steigenden Rohstoffpreisen in den nächsten 18 Monaten.
Die massiv gestiegenen Energiepreise hingegen dürften viele Unternehmen überrascht haben: In der letztjährigen Studie haben nur 27 Prozent die steigenden Strompreise und 23 Prozent die steigenden Öl-/Gas-Preise als große Gefahr erachtet. Jetzt werden die Energiepreise mit 86 Prozent als zweitgrößten Belastung für das Geschäftsergebnis angesehen.

Unternehmen müssen Transparenz schaffen

„Um wirklich einschätzen zu können, ob Preiserhöhungen gerechtfertigt sind, müssen Unternehmen Transparenz über den Rohstoffgehalt ihrer Vorprodukte schaffen“, so Lars-Peter Häfele, Managing Director und Rohstoffexperte bei Inverto. Auf Basis von so genannten Cost Breakdowns ließen sich etwa Preisgleitklauseln vereinbaren, die die Rohstoffpreise abbilden. Eine Mehrheit von 78 Prozent gibt an, auf derartige Preisvereinbarungen zurückzugreifen, die sich an einem Rohstoffindex orientieren. Gesunken ist die Zustimmung zur Option „Weitergabe gestiegener Rohstoffkosten an den Kunden“ – im Vergleich zu 2021 um 13 Prozentpunkte. 62 Prozent der Befragten glauben, dass sie ihre gestiegenen Kosten weiterreichen können.

Der Ukraine-Krieg verstärkt laut Studie den Fokus der Einkaufsorganisationen auf Resilienz und Flexibilität mit Blick auf zukünftige Krisen. 53 Prozent der Befragten sehen sich durch den Ukraine-Krieg mit einer schlechteren Verfügbarkeit von Rohstoffen konfrontiert. Doch die Auswirkungen scheinen meist überschaubar – So geben 35 Prozent der Betroffenen an, eine kontinuierliche Rohstoffversorgung garantieren zu können. Dabei haben die Analyse der Supply Chain und Optimierung der Lagerbestände (59 Prozent) sowie die Optimierung der Rohstofflieferantenbasis (53 Prozent) für die Befragten weiterhin den höchsten Stellenwert im Rohstoffmanagement.

Mit Blick auf die Zukunft erwarten die Teilnehmer*innen dauerhafte Veränderungen für den Einkauf mit Fokus auf Resilienz und Flexibilität in der Supply Chain. So erwartet die Mehrheit von 82 Prozent ein verbessertes Risikomanagement in der Lieferkette und eine verstärkte Nutzung von Dual oder Multiple Sourcing (63 Prozent).

Künftig mehr teamübergreifende Zusammenarbeit

Auch Häfele rät in der aktuellen Situation, alternative Lieferanten und Bezugsquellen für Rohstoffe aufzubauen: „Durch ein Dual und Multi Sourcing können Unternehmen bei drohenden Engpässen auf mehrere Optionen zurückgreifen.“ Darüber hinaus empfiehlt er, nachhaltige Maßnahmen zur Reduktion von Energie- & Rohstoffverbrauch zu entwickeln: „Unternehmen müssen zukünftig die Themen Nachhaltigkeit und ressourcenminimale Produktion zentral in Ihrer Einkaufsorganisation etablieren, um durch einen geringeren Verbrauch resilienter gegenüber steigenden Energie- & Rohstoffpreisen zu sein.“

Die angespannte Lage zeige, dass Teams künftig unbedingt flexibler zusammenarbeiten und priorisieren müssen. Dazu zähle insbesondere schnelles Anpassen an aktuelle Entwicklungen sowie die kontinuierliche Überprüfung der Rohstoffmärkte, um von Preisschocks und Krisen nicht überrascht zu werden. Dedizierte Task Forces für priorisierte Themen und die Implementierung digitaler Tools seien geeignete Maßnahmen im Umgang mit aktuellen Herausforderungen.

Studiendesign

Knapp 90 Entscheidungsträger*innen im Einkauf, überwiegend aus dem deutschsprachigen Raum und Großbritannien, nahmen an der diesjährigen Rohstoffstudie teil. Zwei Drittel der Befragten stammen aus der verarbeitenden Industrie, insbesondere Automobil und Maschinenbau. Darüber hinaus beteiligten sich Ansprechpartner*innen aus der Logistik und dem Handel. Mehr als 60 Prozent der befragten Unternehmen erzielen einen Jahresumsatz von über 250 Millionen Euro. Der Umfragezeitraum war von Mai bis Juni 2022. Interessierte können die Studienergebnisse auf der Website von Inverto herunterladen.

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