Die Bayerischen Wassertage dienen dem Update zu wasserrechtlichen und wassertechnischen Fragestellungen. Betriebsbeauftragte für den Gewässerschutz kommen durch die Teilnahme ihrer gesetzlich geforderten Fortbildungspflicht nach.
Ministerialdirektor Dr. Rüdiger Detsch vom Bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz eröffnete die 17. Bayerischen Wassertage am Mittwoch, dem 23. März 2022. Er stellte die besondere Bedeutung der KUMAS-Fachkongresse für die Fachwelt heraus und bedankte sich beim Veranstalter KUMAS e. V. für die Durchführung der Veranstaltung, die rund 180 Teilnehmer aus dem ganzen Bundesgebiet in Ihren Bann zog.
Die Häufigkeit und Dauer von Niederschlägen, die regional begrenzt in kurzer Zeit große Wassermengen bringen, wird zunehmen und die Städteplanung vor ganz neue Herausforderungen stellen. Flächenversiegelungen und die dichte Bebauung der Talsohle führten im Ahrtal im Juli 2021 zu Wasserabflüssen mit Pegelhöhen, die es so noch nicht gegeben hat. Insbesondere die Verbauung der freien Abflussfläche führte zur Katastrophe. Historisch gesehen gab es allerdings schon im Juli 1804 ein Hochwasserereignis mit ähnlich großen Scheitelabflüssen. Bei der Siedlungsentwicklung müssen verstärkt historische Ereignisse in Gefahrenkarten und -analysen berücksichtigt werden, um fehlerhafte Risikoabschätzungen zu vermeiden. Kritische und dichte Bebauungen auf Talsohlen, die den freien Abfluss behindern, führen zu unkalkulierbaren Risiken mit entsprechenden Konsequenzen, wie Dr. Thomas Roggenkamp vom Geographischen Institut der Universität Bonn den Teilnehmern drastisch vor Augen führte.
Die Vorhersagemöglichkeiten von Starkregenereignissen – auch auf regionaler Basis werden durch den Einsatz innovativer Technologien laufend verfeinert und bilden die Basis für einen wirksamen Katastrophenschutz. Die Auswertung langjähriger Daten durch den Deutschen Wetterdienst (DWD) bestätigt die Beobachtung, dass die Jahresniederschlagsmenge zunimmt. Es wird erwartet, dass die Niederschläge in Zukunft intensiver werden und häufiger auftreten, so Dr. Tanja Winterrath vom DWD.
Der Klimawandel wird sich zudem auf alle Komponenten des Wasserhaushalts auswirken. So werden einerseits mehr Dürreperioden mit Wasserknappheit, andererseits extreme Nierschläge mit Hochwasser erwartet. Dr. Michael Probst von Björnsen Beratende Ingenieure zeigte anhand des Pilotprojektes Wetzendorfer Park in Nürnberg auf, wie man diesen Problemen mit „Klimainseln“ begegnen möchte. Klimainseln kombinieren durch Bepflanzung Wasserrückhaltung mit Kühlwirkung durch Verdunstung und erfüllen dadurch weitere Funktionen für ein gesundes Klima in Siedlungsgebieten.
Der Freistaat Bayern unterstützt Gemeinden bei der Aufstellung eines Sturzflut-Risikomanagements. Der Markt Diedorf im Landkreis Augsburg hat auf dieser Basis ein entsprechendes Konzept mit breiter Bürgerbeteiligung ausarbeiten lassen und bezieht die Ergebnisse in die Bauleitplanung, den Grunderwerbsplan und in die Ausführung kleinerer technischer Maßnahmen wie z. B. mobile Schutzmaßnahmen schon vor Fertigstellung des Endberichts mit ein. Bürgermeister Peter Högg schätzte den besonderen Wert der durch die Bearbeitung ausgelösten Bürgerbeteiligung. Dies führte zu einer Sensibilisierung und verstärktem Problembewusstsein für Fragestellungen des Hochwasserschutzes.
Der zweite Veranstaltungstag der 17. Bayerischen Wassertage widmete sich den Auswirkungen des EU Green Deal auf die Wasserwirtschaft und hier bildeten die Anforderungen des Chemikalienrechts einen besonderen Schwerpunkt. Die Zero Emission- bzw. Zero Pollution-Politik der EU hat weitreichende Auswirkungen auf den Einsatz gefährlicher Chemikalien, für die ein sorgsamer Umgang gefordert ist. Umweltbelastungen können so minimiert werden. Allerdings führen die Vorgaben für einzelne Chemikalien auch zu teilweise existenziellen Bedrohungen von Unternehmen in der Oberflächenbehandlung, wie Dr. Malte Zimmer vom Zentralverband Oberflächentechnik ausführte.
Die 18. Bayerischen Wassertage finden vorraussichtich im November 2023 in Augsburg statt. Geschäftsführer Thomas Nieborowsky geht davon aus, dass zu diesem Zeitpunkt Beschränkungen aufgrund der Pandemie gänzlich aufgehoben sind.