Die Auswertung der Daten von 84 Mitgliedsanlagen 2020 zeigt, wie wichtig die Nutzung von Energie aus den Thermischen Abfallbehandlungsanlagen (TAB) für Industrie und Kommunen heute ist. Sowohl die Einspeisung von Abwärme ins Fernwärmenetz als auch die Weitergabe von Prozessdampf konnte 2020 weiter gesteigert werden (von 22.150 GWh im Vorjahr auf 23.550 GWh). Auch die exportierte Strommenge ist weiter auf hohem Niveau (7.740 GWh 2019 und 8.080 GWh).
„Nahezu alle Mitgliedsanlagen produzieren Wärme für die unmittelbare Umgebung der Anlagen“, sagt Gerhard Meier, Vorstandsvorsitzender der ITAD. „Als lokale Ressource stellen Abfälle einen klimafreundlichen Beitrag zur Energieerzeugung bereit. Unsere Mitgliedsanlagen reduzieren die CO2-Emissionen in Deutschland durch Substitution fossiler Energieträger um 6 Millionen Tonnen CO2 jährlich. Und leisten durch die Wiederverwendung von Eisen und Nichteisenmetallen aus dem Restmüll einen wichtigen Beitrag zum Ressourcenschutz“, so Meier. „Ziel ist es, auch in Zukunft unseren positiven Beitrag zum Klimaschutz beizubehalten, das steht für uns an oberster Stelle.“
Abfallimport hat sich 2020 halbiert
Die ITAD Mitgliedsanlagen waren nahezu vollausgelastet. ITAD erwartet, dass sich das auch in den kommenden Jahren nicht ändert. Durch Revisionen, Umbauten sowie dem hohen Müllaufkommen nach der Flutkatstrophe 2021 sind insbesondere im süd- und mitteldeutschen Raum Kapazitäten weiter stark nachgefragt.
Auch wegen des hohen inländischen Aufkommens haben weniger als 30 Anlagen im Jahr 2020 Abfälle aus dem Ausland angenommen. Damit haben sich die Importe im Vergleich zum Jahr 2017 halbiert. Nach ITAD-Berechnungen verarbeiten die 84 Mitgliedsanlagen 2020 etwa 25 Mio. Tonnen. Damit bilden die Mitgliedsanlagen über 90 % der bundesweit installierten Verbrennungskapazität für Siedlungs- und Gewerbeabfälle ab, wobei in der Gesamtbetrachtung der deutschen Kreislaufwirtschaft nur 6 % des anfallenden Abfalls in den vorgenannten Mitgliedanlagen energetisch verwertet werden.
Thermische Abfallbehandlung produziert zunehmend Wasserstoff
Der ITAD-Jahresbericht zeigt auch, wie wichtig inzwischen die Produktion von Wasserstoff für die Branche ist. Dass die Verwertung organischer Abfälle einen wichtigen Beitrag zur Produktion von grünem Wasserstoff leistet, hat im Jahr 2020 auch der Bundestag bestätigt. Mit dem „Gesetz zur Weiterentwicklung der Treibhausgasminderungsquote“ entsteht eine wichtige Perspektive für die TAB.
„Damit haben die Betreiber von Abfallverbrennungsanlagen zumindest an dieser Stelle Planungssicherheit, um vor Ort klimafreundlichen Wasserstoff für ihre Fahrzeugflotten und lokale Unternehmen zu erzeugen“, erklärt ITAD-Geschäftsführer Carsten Spohn. „Doch es gilt im Dschungel der gesetzlichen Regelungen weiterhin sachgerechte Rahmenbedingungen für die Erzeugung von Wasserstoff an den Standorten unserer Mitglieder zu schaffen bzw. zu erhalten.“
Beispiele entsprechender Leuchtturmprojekte gibt es inzwischen viele. Die AWG Wuppertal liefert Wasserstoff für die Busse des öffentlichen Nahverkehrs und rund zwei Drittel der ITAD-Mitglieder setzen sich heute intensiv mit der Umwandlung von elektrischer Energie in Wasserstoff am Standort ihrer Anlagen auseinander.
Illegaler Müll: Von China nach Osteuropa?
„Die thermische Abfallbehandlung macht das Beste aus den sonst nicht mehr sinnvoll zu verwertenden Abfällen. Der Abfall wird sicher und hygienisch behandelt und so weit wie möglich stofflich und energetisch genutzt“, erklärt Spohn.
Wie wichtig eine geordnete Abfallbehandlung ist, zeigt auch die in Deutschland immer noch verbreitete illegale Entsorgung von Abfällen. Manfred Santen, Chemieexperte von Greenpeace, berichtet im ITAD-Jahresbericht von illegalen Mülldeponien. Nachdem China seit 2018 keinen verunreinigten Abfall mehr annehme, werde das Problem hierzulande und jenseits der Grenze sichtbar. Allein in Brandenburg seien 127 illegale Deponien entdeckt worden und Osteuropa könne das nächste Ziel der Müllschieber werden.