„Die Trinkwasserversorgung und Abwasserentsorgung in Deutschland gehört zu den besten weltweit. Dennoch stellt uns der Klimawandel vor neue Herausforderungen: Starkregen, Hochwasser, Wasserversorgungsengpässe legen nahe, dass das Thema Wasser in einer anderen Komplexität betrachtet werden muss,“ sagte BDE-Präsident Peter Kurth bei der Vorstellung des Papiers am Dienstag in Berlin.
Einen Schwerpunkt der Wasserwirtschaft der Zukunft sieht der BDE beim Einsatz für den Schutz vor Mikroschadstoffen in Wasserkreisläufen. So müsse aus Verbandssicht bereits der Eintrag von Schadstoffen verhindert werden, um nicht erst im Nachgang die Schadstoffe mit großem Aufwand herauszufiltern. So verwies der Branchenexperte Dr. Thomas Nelle auf die Möglichkeit, dass z.B. Röntgenkontrastmittel mit Hilfe von Urinbeuteln, die dann mit dem Hausmüll verbrannt werden, leicht bereits vor dem Eintrag in den Wasserkreislauf beseitigt werden können. Zudem hob er die vielen von der privaten Wasserwirtschaft entwickelten Möglichkeiten zum Schutz des Wasserkreislaufs vor Mikroschadstoffen hervor. „Die private Wasserwirtschaft ist ein wichtiger Baustein für Innovationen und kann den öffentlichen Unternehmen der Wasserwirtschaft bei Weiterentwicklungen zur Seite stehen,“ so Nelle.
Mehr Engagement ist auch bei der Anpassung des Wasserkreislaufs an den Klimawandel nötig. So begreife die private Wasserwirtschaft den Klimawandel nicht nur als Herausforderung, sondern auch einem Wandel, dem sie sich stellen muss. Sie müsse sich stark für die drastisch notwendigen Veränderungen machen – und hier muss die Wasserwirtschaft als Ganzes berücksichtigt werden, erklärte der Vorsitzende des BDE- Facharbeitskreises Wasser, Dr. Matthias Staub. Zudem machte er sich für die Mehrfachnutzung von Abwasser und Regenwasser stark und mahnte neue Ideen im Sinne einer ganzheitlichen Wasserinfrastruktur insbesondere in Städten an. Diese müsse ganzheitlich neu gedacht und rechtlich neu geregelt werden.
„Die dezentrale Wasserspeicherung, die Reduzierung von Flächenversiegelung und auch das Thema Schwammstadt müssen in Gesetzen verankert werden,“ so Staub. Zudem verwies Staub auch auf den Ausbau der Digitalisierung in der Wasserwirtschaft als weiteren Schritt zur Anpassung an den Klimawandel. Nach Meinung Staubs müsse die Digitalisierung einen besonderen Stellenwert einnehmen, da die Wasserwirtschaft Teil der kritischen Infrastruktur sei. Der Wert einer vernetzten Datenanalyse in den Wasserkreisläufen stehe dabei außer Frage: Staub: „Wir können als Wasserwirtschaft einen besseren Schutz von Umwelt und Menschen anbieten, wie in der Coronapandemie durch Abwasseranalyse geschehen.“
Einen vierten Schwerpunkt sieht der Verband in der Stärkung des Nährstoffrecyclings in der Wasserwirtschaft. Dabei gehe es insbesondere um die nachhaltige Nutzung von Phosphor. „Klärschlamm enthält große Mengen Phosphor, und beim Phosphorrecyling können gegenüber konventionellen Methoden bis zu 60 Prozent CO2 eingespart werden,“ erklärte Katrin Brenner aus dem BDE- Facharbeitskreis Wasser. Zugleich betonte sie die Chancen einer Kooperation zwischen privaten wie kommunalen Wasserdienstleistern: „Gerade in einem gemeinschaftlichen Miteinander aus kommunalen und privaten Wasserdienstleistern können große Fortschritte gemacht werden.“
Die gleiche Ansicht vertrat auch BDE- Präsident Kurth und erklärte: „Wir müssen in ein Zeitalter der Partnerschaft eintreten. Wir sehen uns als Partner von Kommunen und Gesellschaft, um mit dem Know-how der privaten Unternehmen gemeinsame Möglichkeiten für die Wasserwirtschaft zur nachhaltigen Nutzung dieses kostbaren Guts zu fördern.“