Ein Analyst bringt es mit plakativen Worten zur Ausdruck: „Die Kupferpreise pulverisierten die Allzeithochs aus dem Jahr 2011.“ In der Tat, zuletzt (7.5.) notierte das rote Metall in London auf Dreimonatsbasis offiziell mit 10.356 US-Dollar, später am Nachmittag wurden sogar Preise über 10.400 US-Dollar gesehen. Das bisherige Allzeithoch im Februar 2011, also vor etwas mehr als zehn Jahren, hatte bei 10.124 US-Dollar gelegen. Was ist los auf dem Kupfermarkt? Für die hohe Preise gibt es mehrere Erklärungen:
Die Corona-Pandemie ist, zumindest mit Blick auf die wirtschaftliche Entwicklung in Asien, Geschichte. Vor allen die chinesische Wirtschaft hat derzeit einen extrem großen Rohstoffbedarf. Das betrifft übrigens nicht nur NE-Metalle, sondern auch Rohstoffe wie beispielsweise Holz. Die Holzpreise in Deutschland haben sich binnen kürzester Zeit verdreifacht, zudem ist der Werkstoff äußerst knapp geworden.
Auch in den Vereinigten Staaten ist der wirtschaftliche Motor wieder angesprungen. Volkswirtschaftler beobachten auf dem nordamerikanischen Markt einen starken Anstieg der Nachfrage nach Konsumgütern – aber auch nach Baustoffen. Bedingt durch Corona entfallen teure Reisen oder Urlaubsaufenthalte, das Geld der Bewohner wird deshalb auf den Konsum gelenkt. Auch lange geplante Bauvorhaben oder Renovierungen werden jetzt nachgeholt. Als Folge dieser Entwicklung ist die Nachfrage nach Metallen und anderen Baumaterialen sprunghaft angestiegen.
Die Versorgung des Marktes mit Kupfer scheint zwar grundsätzlich gesichert, könnte jedoch temporär ins Stocken geraten. Die Produzenten stoßen in den Werken an ihre Auslastungsgrenzen, die Auftragsbücher sind prall gefüllt. Auf der anderen Seite müssen immer wieder Minen ihre Kupfererzgewinnung pandemiebedingt unterbrechen. Auch die Logistik spielt eine Rolle, denn Schiffsladekapazität ist nur schwer zu bekommen, Frachten dauern oft deutlich länger als ursprünglich vereinbart.
Ein weiterer Grund für die Hausse ist das mangelnde Vertrauen vieler Fonds in die Geldwirtschaft. Anlagen in Rohstoffe sind deshalb für Anlagefonds attraktiv, man lässt sich von der aktuellen Rohstoffwelle nach oben tragen.
Wie geht es nun weiter? Einige Analysten bleiben durchaus optimistisch gestimmt. Sie räumen zwar ein, dass es mittelfristig Preiskorrekturen nach unten geben könnte, sehen Kupfer aber insgesamt weiter auf dem Weg nach oben. Kupfernotierungen bis zu 12.000 US-Dollar scheinen längst keine unrealistischen Prognosen mehr. Es gibt aber auch mahnende Stimmen, die vor einer Kupferblase warnen. Es könne durchaus sein, so die These, das Kupfer in einigen Wochen kräftige Kurseinbrüche beklagen muss. Begründung: Die fundamentalen Daten seien heute nicht grundlegend anders als in den letzten Jahren. Sei der aktuelle Bedarf erst einmal befriedigt, werde sich das rote Metall wieder an den fundamentalen Fakten orientieren.
Die Schrottpreise orientieren sich an der Entwicklung der LME, reagieren aber derzeit etwas zeitverzögert. Die letzten statistisch erfassten Schrotpreise sind deshalb eher als aktuelle Preisuntergrenze zu sehen. Blanker Kupferdrahtschrott (Kabul) kostete zuletzt 8.000 Euro, Schwerkupferschrott (Keule) 7.280 Euro. Die gehäckselten Kupferdrahtschrotte erzielten in der ersten Qualität (Kasus) 8.070 Euro und in der zweiten Qualität (Katze) 7.780 Euro. Nicht legierter Kupferdrahtschrott (Kader) war für 7.710 Euro zu haben, die zweite Qualität (Kanal) für 7.540 Euro. Ms 63 Schrott kostete rund 5.410 Euro.