Ein Jahr nach Beginn der Corona-Krise zieht der Verband Österreichischer Entsorgungsbetriebe (VOEB) Bilanz: Trotz Pandemie sorgten demnach mehr als 40.000 Mitarbeiter der Abfall- und Ressourcenwirtschaft dafür, dass sowohl der private als auch der gewerbliche Abfall reibungslos abgeholt wurde und somit die Recycling- und Verwertungsanlagen gut ausgelastet waren. Viele Unternehmen hatten hierfür nach Angaben des Verbands alle erforderlichen Maßnahmen wie Schichtkonzepte, Schutzausrüstungen und Notfallpläne getroffen, die sich langfristig bewährt haben. Hinsichtlich der einzelnen Abfallfraktionen habe die Pandemie Spuren hinterlassen: So verzeichneten zum Beispiel Speiseabfälle aus Gastronomie und Tourismus deutliche Einbrüche, während sich die Zusammensetzung von Altpapier und Kartonagen verändert habe: Es gebe deutlich mehr Verpackungsabfall mit hohem Volumen aufgrund des steigenden Online-Handels, aber viel weniger Druckerzeugnisse wie Zeitungen und Zeitschriften. Sehr unterschiedlich habe sich der Industrie- und Gewerbeabfall entwickelt, je nachdem wie sehr die Produktion unter der Pandemie litt.
Gaby Jüly, Präsidentin des VOEB: „Es war ein herausforderndes Jahr. Einerseits mussten wir die Abfallentsorgung- und Verwertung weiterhin sicherstellen und dabei auf die Gesundheit unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter achten. Gleichzeitig waren unsere Betriebe gefordert, rasch und flexibel auf die Herausforderungen der Krise zu reagieren. Denn je nach Lockdown veränderten sich die Abfallmengen innerhalb eines Tages, und nie war absehbar, wie lange eine Öffnung bzw. Schließung anhalten würde. Dennoch konnte die Branche die Krise sehr gut meistern und ist mehr denn je für weitere Herausforderungen gerüstet.“
Einfluss der Pandemie auf Abfallfraktionen
Befragt nach dem Einfluss der Corona-Krise auf die unterschiedlichen Branchen und Abfallfraktionen, werden von den VOEB-Mitgliedsbetrieben folgende Entwicklungen genannt:
- Hausmüll verzeichnet einen leichten Anstieg von bis zu fünf Prozent.
- Sperrmüll: Aufgrund der Entrümpelungsaktivitäten der Bürger im ersten Lockdown und der Schließung der Altstoffsammelzentren (ASZ) kam es bei der Wiedereröffnung zu einem regelrechten Ansturm und Mehrmenge an Sperrmüll, der sich aber rasch wieder auf das normale Niveau einpendelte.
- Gewerbe- und Industrieabfall: Betriebe berichten von einem Rückgang von bis zu minus 20 Prozent, allerdings gibt es branchenspezifisch starke Unterschiede. Der Bereich Gastronomie verzeichnet wenig überraschend auch Totalausfälle. Erwartet wird, dass bei einer Erholung bestimmter Branchen, z.B. der Tourismuswirtschaft in Tirol, wieder vermehrt Investitionen durchgeführt werden und sich somit auch die Abfallströme wieder normalisieren. Am geringsten dürfte sich der Bauabfall verändert haben, hier sind die Mengen in der Regel konstant geblieben. Nach einem Einbruch vor einem Jahr durch die kurzfristige Schließung von Baustellen wurde diese Mindermengen wieder aufgeholt.
- Altpapier/Kartons: Diese Abfallfraktion verzeichnet deutlich mehr Volumen bei gleichbleibendem Gewicht. Denn es gibt durch die Zunahme des Online-Handels deutlich mehr Kartonagen. Gewichtsmäßig sind diese jedoch viel leichter als Zeitungen und Illustrierte, die aufgrund der vermehrten Nutzung digitaler Medien quantitativ massiv gesunken sind. Während diese Abfallfraktion im Haushaltsbereich eher steigt, gibt es branchenspezifisch deutliche Rückgänge (z.B. bei Möbelhäuser, Baumärkten etc.…).
- Speiseabfall/Bio und Eventbereich: Je nach Region und Einfluss von Tourismus, Hotellerie & Gastronomie gibt es in dieser Fraktion Einbrüche von bis zu minus 90 Prozent. Beim Bioabfall aus Haushalten ist hingegen eine leichte Steigerung ersichtlich. Manche Dienstleistungen, z.B. die mobile WC-Vermietung, verzeichnen aufgrund von Event-Ausfällen enorme Rückgänge.
- Teststraßen: Eine Besonderheit der Pandemie war die Abfallentsorgung rund um Teststraßen in ganz Österreich. Sie wurde und wird auch weiterhin mit den privaten Entsorgungsbetrieben erfolgreich bewerkstelligt.
Zusammenfassend lasse sich festhalten, dass die meisten Betriebe der Branche breit aufgestellt sind und daher sehr gut durch die Krise gekommen sind. Während es zu großen Mengenverlusten in Hotel- und Gastronomiebetriebe kam, haben einzelne Gewerke und Private für eine Steigerung des Abfalls gesorgt. Jüly: „Unsere interne Umfrage ergibt ein heterogenes Bild. Die Vielfalt unserer Aufgaben – von der Abfallsammlung über die sortenreine Trennung bis hin zum Recycling und der Herstellung von Sekundärrohstoffen – hat dazu geführt, dass die Branche auch nach zwölf Monaten Pandemie alle Veränderungen gut abfangen konnte.“ Die allermeisten Betriebe sind weiterhin ausgelastet. „Tatsächlich suchen wir vielmehr wieder gezielt nach Fachkräften, die in einer krisensicheren Zukunftsbranche arbeiten wollen“, so Jüly abschließend.