Als Nahziel fordert ITAD eine konsequente Abkehr von der Deponierung in ganz Europa.
„Die jetzt auch vom Parlament angemahnten Einsatzquoten für Recyclate und eine umweltfreundliche öffentliche Beschaffung weisen in die richtige Richtung“, sagt ITAD-Geschäftsführer Carsten Spohn. „Aber neben einem europaweiten, konsequenten Ecodesign und einem nachhaltigen Konsumverhalten, das die Nutzung nachwachsender Stoffe und wiederverwertbarer Produkte belohnt, brauchen wir zwingend auch ausreichende thermische Behandlungskapazitäten zur Nutzung der stofflich nicht verwertbaren Abfälle. Diese Senke darf nicht die Deponie sein.“
„Denn jede Tonne Abfall auf der Deponie ist eine Tonne zu viel“, so Spohn. Während Kommission und Parlament bereits die Vision einer Wirtschaft mit geschlossenen Stoffkreisläufen skizzierten, stünden in vielen europäischen Ländern jedoch noch ganz grundlegende Veränderungen in der tatsächlich ausgeübten Abfallwirtschaft an. Mülldeponien, auf denen gemischte Abfälle dauerhaft lagern, ohne stofflich oder energetisch genutzt zu werden, konterkarieren die Idee einer möglichst weitgehenden Kreislaufwirtschaft.
Thermische Abfallbehandlung ist die beste Option für Restmüll
„Ein konsequentes Aus für Siedlungs- und Gewerbeabfalldeponien schafft eine Win- Win-Situation für Klimaschutz und nachhaltige Abfallwirtschaft“, so Spohn. Dabei sollte die EU jedoch noch weiter gehen, als sich, wie jetzt, primär auf Siedlungsabfälle zu konzentrieren und Industrie- und Gewerbeabfälle bei den ökologischen Zielen weitgehend außer Acht zu lassen.
Die EU müsse dabei im Auge behalten, dass bei steigenden Recyclingquoten und steigenden Ansprüchen an die Qualität bzw. Schadstofffreiheit von Recyclaten auch mehr nicht verwertbare Reste in Recyclinganlagen anfallen. Diese für die stoffliche Wiederverwendung unbrauchbaren Stoffe sollten aus ökologischer und energetischer Sicht in modernen Anlagen energetisch verwertet werden, so Spohn.
„Die energetische Verwertung in Thermischen Abfallbehandlungsanlagen (TAB) ist ein zentraler Baustein der Kreislaufwirtschaft für jede moderne Industriegesellschaft“, so Spohn. Müllverbrennungsanlagen und Ersatzbrennstoffkraftwerke entwickelten sich dabei immer mehr zu unverzichtbaren Produzenten von Strom, Dampf und Fernwärme in den urbanen Zentren. Dazu komme zunehmend die Produktion von Wasserstoff, der nach Strategie der Bundesregierung künftig fossile Energieträger ersetzen soll.
Investitionen in neue Anlagen nur, wenn der Bedarf wirklich da ist
Die auch in der EU geäußerten Befürchtungen, dass bestehende thermische Behandlungskapazitäten die Abfallvermeidung erschweren, verweist Spohn dagegen ins Reich der Legende.
„Die Entsorgungswirtschaft vor Ort – sei sie kommunal oder privatwirtschaftlich – hat überhaupt keinen Einfluss darauf, wie viel Abfall in ihrem Einzugsbereich entsteht und wie diese Abfälle beschaffen sind“, so Spohn. „Kein Mensch und kein Unternehmen produziert Abfall, nur weil es eine Abfallverbrennungsanlage gibt!“. Investitionen in neue Anlagen würden hunderte Millionen Euro betragen und nur sehr vorsichtig erfolgen. Dabei lägen jeweils die regionalen Abfallmengen- Prognosen zugrunde. Über Art und Menge des Abfalls entschieden aber ausschließlich die Menschen und Unternehmen – und mittelbar auch die EU. „Wir begrüßen es, wenn die EU hier Einfluss auf die Abfallentstehung nimmt. Insbesondere begrüßen wir den verstärkten Einsatz von Holz, Papier und Pappe in Produkten und Verpackungen, da diese, sofern nicht stofflich verwertbar, in den TAB klimaneutral in Strom und Wärme umgewandelt werden können“, erklärt Spohn weiter.