„Wir können der Europäischen Union deshalb nur dringend raten, die Möglichkeiten der CO2-Reduktion, die die Kreislaufwirtschaft bietet, zu nutzen“, so Snell
So könne zum Beispiel der Einsatz von Kunststoffrecyclat anstatt von Neuware große Mengen CO2einsparen. „Momentan sehen wir aber einen gegenläufigen Trend. Kunststoffneuware ist so billig, dass deutlich weniger Recyclate eingesetzt werden, als es möglich wäre“, kritisiert der bvse-Vizepräsident. Anspruch und Wirklichkeit der kunststoffverarbeitenden Industrie klaffen hier noch weit auseinander. Es zeigt sich, dass freiwillige Zielvereinbarungen schnell in den Hintergrund geraten, wenn der Preis stimmt. „Wir sehen daher keine andere Chance, als ordnungspolitisch einzugreifen und den Kunststoffeinsatz zu verteuern, wenn auf den Recyclateinsatz verzichtet wird.“
Das klimarelevante Einsparungspotenzial von Kunststoffen ist enorm. So wurden in 2019 1,95 Mio. Tonnen an Recyclaten erzeugt, die immerhin 2,3 Mio. Tonnen an CO2 einsparen. Und dabei sind die CO2-Einsparungen durch 1,16 Mio. Tonnen Kunststoffe, die zu Ersatzbrennstoffen aufbereitet wurden, noch gar nicht eingerechnet.
Kreislaufwirtschaft für mehr Klimaschutz wird aber auch dadurch konterkariert, dass es in Europa immer noch möglich und üblich ist, dass Kunststoffabfälle ganz legal deponiert werden können. „Es muss endlich in das Bewusstsein der politisch Verantwortlichen dringen, dass Kunststoffabfälle kein Müll sind, sondern Wertstoffe, die es zu nutzen gilt. Die politischen Rahmenbedingungen für die gelebte Kreislaufwirtschaft sind aber noch lange nicht gegeben. Deshalb muss ein europaweites Deponieverbot für Haushaltsabfälle so schnell wie möglich umgesetzt werden“, fordert bvse-Vizepräsident Herbert Snell, der betont, dass das deutsche Deponieverbot gezeigt hat, dass alleine dadurch eine erhebliche CO2-Reduktion in Europa erreicht werden könne.
Der bvse mahnt zudem an, dass in Deutschland und in Europa der nachhaltigen öffentlichen Beschaffung endlich die notwendige Priorität eingeräumt wird. Als „positives Signal“ wertete der Recyclingverband, dass die 95. Umweltministerkonferenz eine Sondereinsatzgruppe Recyclateinsatz (RESAG) beschlossen hat. Diese Sondereinsatzgruppe soll „unter Einbindung der Bund/Länder-Arbeitsgemeinschaft Abfall (LAGA) auf Leitungsebene, unter Beteiligung einer ausgewählten Vertretung aus Wirtschaft, der Wirtschaftsministerien, aus der privaten und kommunalen Entsorgungswirtschaft, des Handels und der Wissenschaft und möglichst der Stiftung Zentrale Stelle Verpackungsregister binnen 12 Monaten die Fragen zur „Förderung des Recyclatmarktes“ analysieren sowie unter Hinzuziehung der entsprechenden Studie des Umweltbundesamtes möglichst rasche Lösungen erarbeiten und der Umweltministerkonferenz vorlegen.
„Wenn unsere Expertise gefragt ist, werden wir uns hier intensiv einbringen. Es muss jedem klar sein, dass nun konkrete Umsetzungsschritte erforderlich sind, um die Kreislaufwirtschaft ganz praktisch umzusetzen“, betonte Snell abschließend.