„Wir können für die Branche auf ein seit 11 Jahren anhaltendes Wachstum zurückblicken. Die nun zu verzeichnende Konjunkturdelle kommt für die Branche mit Verzögerung an. Noch im Frühjahr hat alles danach ausgesehen, dass die Branche das Jahr wieder mit einem Wachstum abschließen kann“, resümiert Michael Ludden, Vorsitzender des Fachverbands Abfall- und Recyclingtechnik im VDMA.
„Tatsächlich ist unsere Branche sehr heterogen aufgestellt. Hersteller von mobiler Abfallbehandlungstechnologie sind zum einen durch Probleme in der Lieferkette ausgebremst worden und zum anderen von einer deutlichen Investitionszurückhaltung betroffen. Die Anlagenbauer haben dagegen oft mit Corona-bedingten Verschiebungen von Projekten zu kämpfen. Einige spezialisierte Hersteller von Maschinen, zum Beispiel Shredder, feiern dagegen eine regelrechte Sonderkonjunktur. Dieses Jahr verzeichnen wir in den Firmenmeldungen deutlich mehr ein schwarz und weiß. Es fehlt dagegen das ansonsten so ausgeprägte Mittelfeld in unserer Konjunkturauswertung,“ sagt Ludden weiter.
Auftragseingang und Umsatz sinkt auf Niveau von 2018
Der Auftragseingang für das Gesamtjahr wird sein Vorjahresniveau um 2,9 Prozent verfehlen. Der Umsatzrückgang der Branche wird mit minus 3 Prozent beziffert.
Mit rund 54 Prozent bleiben die EU-27-Länder der wichtigste Markt. Nimmt man die Non-EU-Länder mit gut 7 Prozent und Großbritannien mit 5,4 Prozent hinzu, liegt der wichtigste Markt mit zusammen gut 66 Prozent direkt vor der Haustür.
Größter nichteuropäischer Markt ist wieder Nordamerika mit einem Exportanteil von 12,4 Prozent, mit deutlichem Abstand gefolgt von Asien mit 6,2 Prozent. Die Exporte in die Region Naher und Mittlerer Osten haben sich verdoppelt und liegen bei 5,2 Prozent.
Südamerika hat sich mit 3,3 Prozent in der Exportrangfolge mit 0,5 Prozent Vorsprung vor China geschoben. Die Russische Föderation und Afrika bilden das Schlusslicht.
Die Exportquote der Branche insgesamt liegt stabil bei 68 Prozent.
Kapazitätsauslastung und Auftragsreichweite weiterhin auf hohem Niveau
Auch bei der Beurteilung der Konjunkturindikatoren fielen die Bewertungen der Firmen gegenüber dem Vorjahr nicht mehr so gut aus. So liegt für das aktuelle Jahr die Kapazitätsauslastung bei einem Wert von 89 Prozent. Auch die durchschnittliche Auftragsreichweite verkürzte sich auf 5,0 Monate.
Neuer Aktionsplan für die Kreislaufwirtschaft Chance für die Branche
Der Aktionsplan setzt gedanklich bereits vor der Produktion an. Neue Produkte sollen künftig schon während des Designs im Sinne einer zirkulären Wirtschaft gestaltet werden. Geplant ist, die Haltbarkeit, Wiederverwendbarkeit, Nachrüstbarkeit und Reparierbarkeit von Produkten zu verbessern und den Anteil von Rezyklaten in neuen Produkten zu erhöhen. Dies schafft Anreize, um hochwertiges Recycling zu ermöglichen und somit den ökologischen Fußabdruck zu verkleinern.
„Dass in Politik und Gesellschaft ein wachsendes Bewusstsein für die Notwendigkeit der Kreislaufführung von Rohstoffen entsteht, beobachten die Hersteller von Abfall- und Recyclingtechnologie mit Zustimmung. Der VDMA Fachverband Abfall- und Recyclingtechnik sieht gerade bei der mehrfachen Verwendung von Kunststoffen ein enormes Potenzial. Bereits heute kann modernste Recyclingtechnologie einen großen Teil der allein in Deutschland verarbeiteten 14,4 Millionen Tonnen an Kunststoffen recyceln. Dieser relevante Beitrag für den Klimaschutz ‒ beim Einsatz einer Tonne rezyklierten Kunststoff werden zwischen 1,45 und 3,2 Tonnen CO2-Äquivalent eingespart ‒ bleibt jedoch meist aus, da ein Absatzmarkt für die Rezyklate fehlt.
„Hier besteht dringender Handlungsbedarf. Nach Ansicht der Branche lässt sich ein Markt für Sekundärrohstoffe und damit auch eine erfolgreiche Kreislaufwirtschaft dauerhaft nicht ohne den richtigen Rechtsrahmen etablieren“ sagt Dr. Sarah Brückner, Geschäftsführerin des VDMA Fachverbandes Abfall- und Recyclingtechnik.
Belegschaftsentwicklung tritt auf der Stelle
In Summe wollen rund 17 Prozent der Hersteller zusätzliche Arbeitsplätze schaffen und 13 Prozent der Firmen über denken einen Personalabbau nach. Die große Mehrheit von 70 Prozent hält am Bestand der Belegschaft fest.