Ja, man habe in diesem Jahr deutliche Einbußen erlitten, mehr als dreißig Prozent. Ausgehend vom hohen Niveau der Vorjahre sei dies aber bisher zu verkraften gewesen. „Wir sind mittelständisch geprägt. Im April / Mai haben wir einige Mitarbeiter in Kurzarbeit geschickt, den Lohn aber auf 80 Prozent aufgestockt. Seidem läuft das Geschäft wieder ganz passabel, wenn auch nicht wirklich gut.“ Die Frage nach der Zukunft beantwortet der Händler mit gemischten Gefühlen. 2021 werde sicher kein leichtes Jahr, danach erwarte er aber in vielen Bereichen einen starken Nachholbedarf. „Wir werden wohl mit einem blauen Auge durch die Krise kommen“, meint er.
Die Akteure auf dem Aluminiummarkt scheinen dies jedenfalls teilweise zu bestätigen. So betont der österreichische Aluminiumproduzent AMAG, das man in Kombination mit der Anpassung von Strukturkosten an die aktuelle Lage in Anbetracht der schwierigen Lage, ein wirtschaftliches zufriedenstellendes Ergebnis erzielen konnte. Die Notierungen für Aluminium High Grade an der Londoner Metallbörse liegen mit aktuell 1823,50 US-Dollar (Dreimonatsnotierung) zwar noch weit entfernt von der 2.000-US-Dollar-Marke, aber immerhin spürbar höher als im Frühjahr. Aluminium Alloy notiert derzeit bei 1530 US-Dollar. Die Preise für Hüttenaluuminium lagen zuletzt bei etwa 1750 Euro. Auch der Handel, so ist zu hören, habe sich seit Mai wieder belebt. „Es geht wieder was“, ist desöfteren zu hören. Die Aluminiumbestände in den lizenzierten Lagerhäusern der LME lagen zuletzt bei 1.462.925 Tonnen für HG Aluminium und 5560 Tonnen für Aluminiumlegierungen.
Auch die Schrottpreise scheinen auskömmlich. Drahtschrott aus Reinaluminium (Achse) kostet zwischen 1370 bis 1510 Euro. Aluminiumprofilschrott (Alter) 1440 bis 1520 Euro und Neuer Alu-Leg-Schrott kupferarm (Angel) 1030 bis 1150 Euro. Die Preise für Aluminiumgussschrott bewegten sich zwischen 800 und 920 Euro. Aluminiumspäne (Autor) wurden zwischen 610 und 720 Euro gehandelt. Dennoch schauen viele Marktteilnehmer skeptisch in die Zukunft. Sie befürchten, dass die derzeitige Aluminiumpreise noch ein kurzes Strohfeuer sein könnten. Das Problem: Der globale Aluminiummarkt ist gut versorgt. Während die Nachfrage instabil ist, bleibt das Angebot groß. So sieht der russische Aluminiumproduzent Rusal für die ersten neun Monate 2020 einen Überschuss von weltweit 1,7 Millionen Tonnen. Sie globale Nachfrage sei im gleichen Zeitraum aber um 2,7 Prozent gefallen und die Produktion um 1,5 Prozent gestiegen.
Auch Kupfer präsentiert sich in diresen Wochen mit festen Preisen. An der LME notiert das rote Metall mit 6706 US-Dollar, die Bestände liegen bei mageren 171.300 Tonnen. Der Kupfermarkt hat sich belebt, allerdings nur schwach. „So richtig kommt kein Schwung in den Markt – wir leben vom kurzfristigen Geschäft“, so der bereits erwähnte Händler. Blanker Kupferstahtschrott (Kabul) kostete zuletzt 5310 bis 5490 Euro, Schwekupferschrott (Keule) 4820 bis 4950 Euro. Gehäckselter Kupferdrahtschrott wurde in der ersten Qualität (Kasus) zwischen 5350 und 5590 Euro gehandelt, in der zweiten Qualität (Katze) zwischen 5080 und 5300 Euro. Die nicht legierten Kupferstrahtschrotte erzielten 5180 bis 5360 Euro für die erste Sorte (Kader) und 4960 bis 5140 für die zweite Sorte (Kanal).
Ein Neumetallhändler meint, der Kupfermarkt sei im Oktober überschaubar und eigentlich nur auf den unmittelbaren Bedarf ausgerichtet gewesen. Ähnlich berichten die Halbzeugwerke. Man fahre „auf Sicht“, heißt es. Trotzdem zeigt man sich zufrieden. Die Nachfrage nach Kupfer und Kupferprodukten steigt wieder, auch die Automobilindustrie zieht wieder an. Knapp ist Kupfer allerdngs nicht, der Spottmarkt hält ausreichend Material bereit. Mit Sorge betrachten die Marktteilnehmer jedoch wie zweite Coronawelle in Europa und die Pandemielage in den USA. Zudem sorgt auch die kurz bevorstehende Wahl zum US-Präsidenten für Unruhe auf den Rohstoffmärkten. Die USA seien derzeit alles andere als ein berechenbarter Markt, dies berge große Gefahren an den Börsen, heißt es in Brokerkreisen.
Auf dem Kupferschrottmarkt spielt China inzwischen wieder eine größere Rolle. „China ist wieder aktiver Marktteilnehmer“, betont ein großer Schrottrecycler. Die wirtschaftliche Lage in China habe sich nach der dort weitgehend überstandenen Coronapandemie überraschend schnell erholt, der Bedarf an Kupfer steige schnell. Dioese Entwicklung beflügelte auch den europäischen Schrottmarkt, die meisten Händler zeigten sich in den letzten Tagen zufrieden. Allerdings: Auch im Schrottbereich blickt man ängstlich auf den November und den Jahreswechsel.