Den größten Einfluss auf die Weltrohstoffpreise hätten die Produktionsschließungen in vielen Branchen weltweit. Insbesondere belaste die Unsicherheit, wie lange der Shutdown dauert und wann sich die Nachfrage normalisiert. Allerdings bewege sich die chinesische Wirtschaft langsam in Richtung Normalmodus. So würden derzeit die Lagerbestände an der Börse in Schanghai sinken, während die Londoner Börse Lagervorräte aufbaue.
Besonders stark sei der Einbruch der Rohölpreise gewesen. Das Treffen der OPEC mit Partnern habe zwar eine Einigung über Produktionskürzungen gebracht, diese wurden aber vom Markt als nicht ausreichend bewertet. Da zwischenzeitlich die US-amerikanischen Rohöllager nicht mehr abnahmefähig waren, wurden Annahmegebühren verlangt, die Preise waren negativ. Als Folge davon seien im Verlauf des April 2020 insgesamt 300 aktive Bohrlöcher in den USA geschlossen worden, am 1. Mai 2020 seien nur noch 325 in Betrieb gewesen. Somit trage die USA stärker zur Marktstabilisierung bei als von Präsident Trump gewünscht.
Weitere Produktionskürzung erwartet
Das jetzige Preisniveau werde nach Aufassung der IKB eher zu einem weiteren Rückgang der amerikanischen Frackingproduktion führen. Die meisten anderen Förderländer kämen jedoch ebenfalls mit dem aktuellen Preisniveau nicht klar: Die IKB sieht daher eine weitere Produktionskürzung. Bis Ende Juni 2020 erwartet sie eine Bewegung des Rohölpreises um die Marke von 32 US-$ je Barrel Brent mit einer Schwankungsbreite von 12 US-$. Der Grenzübergangspreis für Erdgas habe noch Abwärtspotenzial.
Stahlproduktion rückläufig
Die Weltrohstahlproduktion sei infolge der Coronavirus-Krise bedingten Produktionsunterbrechungen bis Ende März 2020 im Vorjahresvergleich um 1,4 % gesunken, China (+1,2 %) habe jedoch zugelegt. Für 2020 sieht die IKB einen Rückgang um 2 %. Für Deutschland erwartet sie einen um bis zu 5 % niedrigeren Ausstoß. Die Preise für Warmbreitband seien im April 2020 um 4 %, diejenigen für verzinkte Bleche um 1 % gefallen, Walzdraht habe sich um 1 % verteuert. Bei stabilen Erzpreisen hätten die Schrottpreise nachgegeben, im Vergleich zu Ende März sei jedoch ein deutliches Anziehen zu beobachten gewesen. Bbis Ende Juni 2020 erwartet die IKB sowohl bei den Schrott- wie auch Stahlpreisen einen leichten Rückgang.
Deutlicher Preisverfall bei Aluminium
Bis Ende März 2020 habe die Aluminiumproduktion leicht angezigen. Bei den Lagerbeständen sei im April an der LME ein starker Anstieg auf 1,35 Millionen Tonnen zu verzeichnen gewesen, während sie an der SHFE auf 0,46 Millionen Tonnen gesunken sei. Die geringere asiatische Recyclingaluminiumerzeugung sei durch Primärmaterial ersetzt worden. Die investive Nachfrage sei um 24 % auf den niedrigsten Wert seit Ende 2019 gefallen. Die Aluminiumpreise hätten im April um fast 10 % nachgegeben, Aluminium Alloy habe sich um 8 % verbilligt. Bis Mitte 2020 erwartet die IKB weiter eine Preisbewegung für Primäraluminium um die Marke von 1.550 US-$ je t in einem Band von +200 US-$ je t. Der Preis für Aluminium Alloy werde bis zu 300 US-$ darunter liegen. In der zweiten Jahreshälfte 2020 sieht die IKB höhere Notierungen.
Markt bei Kupfer ausgeglichen
Die Minen- (+0,7 %) wie auch die Kupferraffinadeproduktion (+3 %) seien im Januar 2020 leicht gestiegen. Da auch der Verbrauch (+0,5 %) angezogen habe, sei der Markt im Gleichgewicht gewesen. Im Verlauf des Jahres 2020 erwartet die IKB einen weiter anziehenden Bedarf, vor allem aufgrund einer erhöhten Nachfrage aus der Automobilindustrie (u.a. autonomes Fahren, Vernetzung) sowie der Energietechnik. Im Gesamtjahr 2020 geht die IKB von einem balancierten Markt aus. Es dürfte bis Ende April 2020 zu einer niedrigeren Raffinadeproduktion gekommen sein, welche den temporär geringeren Verbrauch kompensiere. Aktuell würden die Lagerbestände an der Börse in Shanghai sinken, während diejenigen an der LME steigen würden. Die investive Nachfrage sei deutlich eingebrochen. Bis Ende Juni erwartet die IKB eine Bewegung um die Marke von 5.100 US-$/t in einem Band von 700 US-$.