Früher wurden Bauwerke ohne vorausgegangene Planung in dem Zustand abgebrochen, in dem sie der Eigentümer nach der letzten Nutzung zurückgelassen hatte. Zudem fand keine Sortierung der Wertstoffe vor der Entsorgung statt. Heute lässt dies die gesetzliche Pflicht zur Abfalltrennung jedoch nicht mehr zu – entsprechende Vorschriften ordnen den qualifizierten Gebäuderückbau und die sortenreine Aufteilung der baulichen Abfälle an. „Dies bedeutet, dass eine Demontage genauso viel Planung benötigt wie ein Neubau. Anfangs erfolgt beispielsweise die Erfassung und Zuordnung verschiedener Wertstoffe zu ihren geeigneten Recyclingverfahren sowie die sortierte Trennung bestimmter Abfallfraktionen. Darüber hinaus müssen Abrissunternehmen mögliche Entsorgungswege ermitteln“, erklärt Andreas Mohr, Geschäftsführer der Stricker Umwelttechnik.
Notwendige Vorbereitungen
Bevor der Rückbau startet und die einzelnen Arbeitsschritte des gesamten Prozesses stattfinden, gilt die vorausgehende Untersuchung des Bauwerkes auf eventuelle Schadstoffe als unerlässlich. Durch industrielle oder gewerbliche Nutzung und den unsachgemäßen Umgang mit Chemikalien treten oft Verunreinigungen des Untergrunds sowie der Bausubstanz auf. Insbesondere bei produktionstechnisch oder militärisch vorgenutzten Gebäuden besitzen Informationen über die Bausubstanz daher eine zentrale Bedeutung. „Im Umgang mit gesundheitsgefährdenden Stoffen kommt es auf die entsprechenden Schutzvorkehrungen und eine fachgerechte Ausführung der Arbeiten an“, so Mohr. Bevor Maßnahmen in Gefahrstoffbereichen umgesetzt werden können, erfolgt eine erste Erkundung des Gebäudes sowie die Abschätzung des möglichen Risikos.
Sicherheit geht vor
Um qualitativ hochwertige Recyclingbaustoffe zu erhalten, sollten möglichst sortenreine und schadstoffarme Bauabfälle verwendet werden. Insbesondere Problemstoffe wie Asbest oder organische Chlorverbindungen wie die synthetische Chemikalie PCB gilt es beim Rückbau aus dem Wertstoffkreislauf zu entfernen. „Einerseits bezwecken diese Maßnahmen eine Minimierung der Abfallströme im Baubereich, andererseits tragen sie gleichzeitig zur Wiederverwertung eines möglichst hohen Anteils des mineralischen Bauschuttes bei. Speziell die abfallrechtlichen Vorschriften verfolgen jedoch das Ziel, dass die umweltgefährdenden Substanzen nicht wieder in den Wertstoffkreislauf zurückgelangen“, erläutert Mohr. Die Weichen für qualitativ hochwertige Recyclingwertstoffe stellt daher schon der Rückbau. Unter Berücksichtigung der infrage kommenden Verfahren und des Gesundheits- und Nachbarschaftsschutzes müssen die Verantwortlichen die Ergebnisse der Wertstoffanalyse in einem Sicherheitsplan darstellen. „In einem Demontagekonzept bewertet der Abbruchunternehmer sämtliche Gebäudeteile nach Bausubstanz und schadstoffhaltigen Elementen. Gleichzeitig ermöglicht dieser erarbeitete Plan eine kontrollierte Demontage des jeweiligen Gebäudes“, führt der Geschäftsführer der Stricker Umwelttechnik an.
Erfahrung zahlt sich aus
Ausgehend von der abfalltechnischen Prüfung findet der kontrollierte Rückbau des abzubrechenden Bauwerks und die gezielte Zerlegung in seine einzelnen Baustoffe statt. Dies stellt die Grundlage für eine systematische Umsetzung einer Abbruchmaßnahme dar. „Neben den Planungssicherheiten, die ein kontrollierter Rückbau gewährleistet, überzeugen zudem finanzielle Vorteile. Wenn ein Demontageplan nicht eingehalten oder sogar abgebrochen wird, besteht die Gefahr, dass sich schädliche oder verunreinigte Bestandteile der Bausubstanz mit den unproblematischen Stoffen vermischen“, erläutert Mohr. Unvermeidbare Folge: Eine vollständige Vermengung des gesamten Abfalls, der so nicht mehr verwertbar und unter Umständen insgesamt als Sonderabfall teuer zu entsorgen ist. Gleichzeitig verstößt dieses Vorgehen jedoch auch gegen das Vermischungsverbot und lässt sich finanziell nicht abschätzen. Da der kontrollierte Abriss eines Gebäudes einen hochkomplexen Prozess darstellt, sollten die Arbeiten ausschließlich Spezialisten auf dem Gebiet des Abbruches durchführen. „Aus diesem Grund bedarf ein gut durchgeführter Rückbau von zum Beispiel Montagehallen, Fertigungseinrichtungen oder auch einfachen Wohnhäusern einer umsichtigen Planung. Langjährige Erfahrung und kontrolliertes professionelles Vorgehen spielen dabei eine ebenso wichtige Rolle. Zudem erfordert der Prozess die Miteinbeziehung von ökologischen und wirtschaftlichen Aspekten“, erläutert der Spezialist für Abbrucharbeiten. Dabei markiert die Demontage den Startschuss für ein neues Bauprojekt oder eine betriebliche Neuausrichtung: „Denn bevor Neues entstehen kann, muss zunächst Altes weichen“, schließt Mohr.