In seiner Eröffnungsrede machte bvse-Hauptgeschäftsführer Eric Rehbock deutlich, dass das Baustoffrecycling ein wichtiger Schlüssel zur Lösung dieser Probleme sein kann. Er stellte fest, dass diese Erkenntnis zwar in der Theorie inzwischen in der Politik und den Entscheidungsträgern angekommen sei, was die praktische Umsetzung angehe, hielten sich die Fortschritte jedoch leider noch in engen Grenzen.
Dass hier dringender und ganz praktischer Handlungsbedarf besteht, daran ließ auch Jürgen Weber, bvse-Vizepräsident und Vorsitzender des Fachverbandes Mineralik – Recycling und Verwertung, keinen Zweifel. Immer noch gebe es große Vorbehalte und daraus resultierende Absatzschwierigkeiten von Recyclingbaustoffen. Er regte daher an, bei den Vergabekriterien auch Ökopunkte in die Entscheidungen einfließen zu lassen. Eine Praxis, die sich beispielsweise in Zürich und auch in Wien erfolgreich bewähre.
Dieser Ball wurde von Claus Asam vom Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) gerne aufgegriffen. Er könne sich das durchaus vorstellen, betonte er. Voraussetzung für das Instrument der Ökopunkte sei aus seiner Sicht jedoch eine positive Ökobilanz, die es nachzuweisen gelte. Dafür spreche, dass bei der Verwendung von Recyclingbaustoffen natürliche Ausgangsstoffe und damit die Natur geschont würden, weil sie erst gar nicht abgebaut werden müssten. Darüber hinaus sei die Aufbereitung von Abbruchmaterial auch aus energetischer Sicht häufig sinnvoller, wie eine Sondierungsstudie, die das Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung und die Intecus GmbH, gefördert vom BBSR, herausgefunden habe.
Diese Erkenntnisse haben sich bisher jedoch nicht in der Praxis von Vergabeverfahren durchsetzen können, wie bvse-Geschäftsführer Stefan Schmidmeyer am Beispiel Nordrhein-Westfalen erläuterte. Hier gebe es zwar schon seit Jahren einen vorbildlichen Leitfaden mit guten Empfehlungen, doch zwischen 2015 bis 2017 habe sich der Einsatz von Recyclingbaustoffen lediglich um ein Prozent verbessert.
Carsten Preuss vom Abbruch- und Baustoffrecyclingunternehmen Wahl GmbH sieht die Verantwortung hierfür vor allem bei den kommunalen Entscheidungsträgern. „Die Privatwirtschaft kümmert sich darum, dass wir mit Recyclingbaustoffen nach vorne kommen, aber die kommunale Seite ist hier noch zurückhaltend. Wir brauchen viel mehr Akzeptanz bei den ausschreibenden Stellen, sonst wird sich hieran auch nichts ändern“, so der Praktiker. Preuss berichtet von kommunalen Ausschreibungen bei Abbruchprojekten, in denen die Beseitigung des Abbruchmaterials sogar ausdrücklich vorgeschrieben wird. Baustoffrecycling sei so gar nicht möglich.
Eine Erfahrung, die auch Klaus Dosch von der faktor X agentur bestätigt. Nach seiner Ansicht müssen die kommunalen Entscheidungsträger verpflichtet werden, das Thema „Ressourcenschutz“ bei Bauprojekten zu beachten. Wo dies geschehe, so berichtete er, habe man damit gute Erfahrungen gemacht. „Wenn die Ressourceneffizienz schon in der Siedlungsentwicklung zwingend vorgeschrieben sei, kann man enorm viel erreichen.“ Er plädierte in der Diskussionsrunde unter Leitung von Michael von Malottky, stellvertretender Vorsitzender des bvse-Fachverbands Mineralik, für ein Gebäuderessourcengesetz.
Für die Bauverbände NRW e. V. machte Dipl.-Ökonom Hermann Schulte-Hiltrop deutlich, dass der Einsatz von Recyclingbaustoffen für die Unternehmen ein „durchlaufender Posten“ sei. „Davon abgesehen, treten wir aber für mehr Nachhaltigkeit ein. Deshalb sind wir dafür, RC-Materialien, wo immer es möglich ist, einzusetzen.
Stefan Schmidmeyer war sich sicher, dass durch ein bundesweites Qualitätssiegel für Recyclingbaustoffe Vertrauen in den Kommunen und Ländern, aber auch in der Baubranche geschaffen werden könne. Der bvse hat deshalb zusammen dem Deutschen Abbruchverband die QUBA-Qualitätssicherung Sekundärbaustoffe GmbH gegründet. Deren Geschäftsführer Thomas Fischer berichtete in der Runde, dass die rechtlichen und technischen Vorarbeiten inzwischen abgeschlossen worden seien und der Zertifizierungsbetrieb nun bald beginnen könne.