„Ehrgeizige Ziele für das Recycling von Kunststoffen sind grundsätzlich zu begrüßen, so lange sie nicht durch unrealistische Annahmen und Aktionismus den Ausbau einer hochwertigen Kreislaufwirtschaft bedrohen“, erklärt Dr. Isabell Schmidt, IK Geschäftsführerin Kreislaufwirtschaft die erheblichen Vorbehalte der Industrie. Die von Frankreich, den Niederlanden und Dänemark angestoßene Partnerschaft öffentlicher und privater Organisationen hat Recyclingziele für Kunststoffverpackungen und Einwegkunststoffprodukte bis 2025 formuliert, bleibt nach Einschätzung der IK bei den wirklichen Stellschrauben wie dem Deponieverbot allerdings enttäuschend unkonkret.
„Die EU hat in ihrer Kunststoffstrategie bereits konkrete Ziele gesetzt, die Circular Plastics Alliance (CPA) verfolgt diese beherzt, und in Deutschland fordern die stark gestiegenen Recyclingquoten des neuen Verpackungsgesetzes schon heute einen gemeinsamen Kraftakt der Wertschöpfungskette. Die Industrie ist bestrebt, hochwertige Rezyklate verstärkt im Kreislauf zu führen.“
„Statt weiterer Ziele benötigen wir vielmehr eine mutige und tatkräftige Gestaltung der Rahmenbedingungen. Während wir als Industrie uns um die Recyclingfähigkeit der Verpackungen kümmern, sollte sich die Politik stärker bemühen, dass alle Kunststoffabfälle getrennt gesammelt und einer Verwertung zugeführt werden, sonst nützt auch die beste Recyclingfähigkeit der Verpackung nichts. Wichtig hierfür wäre das Durchsetzen eines EU- weiten Deponieverbotes und die europaweite Ausdehnung des Pfandsystemes für Getränkeflaschen. Bei diesen Punkten bleibt der Plastics Pact allerdings erstaunlich weich“, so Dr. Schmidt. Ausgerechnet Frankreich, das sich derzeit durch viel Aktionismus gegen Einwegkunststoffprodukte einen grünen Anstrich verleihen wolle, deponiere noch immer rund ein Drittel seiner Kunststoffabfälle, anstatt sie zu verwerten.
Als unrealistisch bewertet die IK auch das Ziel des Plastics Pact, dass Kunststoffverpackungen bis 2025 zu 30 Prozent aus Rezyklaten bestehen sollen. Dabei wird leider ignoriert, dass in Deutschland fast 45 Prozent der Kunststoffverpackungen im Lebensmittelbereich eingesetzt werden, wo strenge Vorgaben bisher nur Rezyklate aus dem separat gesammelten PET- Getränkeflaschenstrom erlauben.
Kritisch sieht die IK außerdem die Kunststoffreduktion um 20% bis 2025. „Wenn die Vorteile des Kunststoffs nicht erforderlich sind, sollte er nicht eingesetzt werden. Mehrwegkunststoff kann Einwegkunststoff ersetzen. Aktuell bedeutet Reduktion von Kunststoffen jedoch oftmals eine Substitution durch nicht recyclingfähige Papier-Kunststoffverbunde oder unter Klimagesichtspunkten fragwürdige Glasverpackungen“ gibt Schmidt zu bedenken.
Dass auch Deutschland den EU Plastics Pact unterzeichnet hat, enttäuscht die IK entsprechend. „Als Industrie haben wir uns ehrgeizige Recyclingziele gesetzt und engagieren uns in der CPA, um die 10 Millionen Tonnen Rezyklateinsatz bis 2025 in der EU zu erreichen. Hier fordern die noch unreifen Rezyklatmärkte bereits heute ein hohes personelles und finanzielles Engagement auch seitens unserer Mitgliedsfirmen“, so Dr. Schmidt. Von der Politik in Deutschland erwartet die IK, dass sie die anspruchsvollen Aufgaben auf dem Weg zur hochwertigen Kreislaufwirtschaft auf europäischer Ebene tatkräftig mitgestaltet. Kreislauwirtschaft wird nur als gesamteuropäisches Projekt gelingen. Aktionismus gehört für den Verband nicht dazu.